LONDON (inn) – Die Menschenrechtsorganisation „Amnesty International“ (ai) hat Israel am Dienstag erneut Menschenrechtsverletzungen während des Libanonkrieges vorgeworfen. Die Gruppe verfasste mittlerweile den dritten Bericht zum 34 Tage währenden Krieg.
Israelische Truppen hätten sich „in großem Maße wahlloser und unverhältnismäßiger Angriffe auf Zivilisten“ schuldig gemacht, so der Bericht. „Das schließt die anhaltende Bombardierung des Südlibanons mit ein ebenso wie den weit verbreiten Einsatz von Streubomben in Wohngebieten in den letzten Tagen der Kämpfe; sie hinterließen ein tödliches Vermächtnis, das weiterhin das Leben von Zivilisten verdirbt.“
Als Beispiel von Angriffen auf zivile Infrastruktur nennen die Menschenrechtler die Bombardierung des Elektrizitätswerkes von Jije. Außerdem seien Fabriken und der kleine libanesische Hafen Al-Usa´i zerstört worden. Die Armee habe jedoch in vielen Fällen keinen Grund für die Angriffe bekannt gegeben. Oft sei nicht erkennbar gewesen, dass Hisbollah-Kämpfer Ziel der Angriffe waren.
Der Bericht ruft beide Seiten dazu auf, „sofortige, unabhängige, unbefangene und gründliche Untersuchungen“ im Falle dieser Anschuldigungen durchzuführen. Die Vereinten Nationen müssten eine internationale Kommission gründen, um dies ebenfalls zu untersuchen.
Der 70 Seiten umfassende Bericht erinnerte auch an einen früheren Bericht, laut dem Hisbollah-Kämpfer ebenfalls schwere Verstöße gegen internationales Menschenrecht zu verantworten haben. Auch sie hätten wahllos Zivilisten angegriffen. „Auch die Hisbollah-Kämpfer scheinen nicht die notwendige Vorsorge getroffen zu haben, um Zivilisten im Libanon vor den Auswirkungen der israelischen Angriffe zu schützen.“
Den ersten Bericht veröffentlichte „ai“ am 23. August. Er klagte die israelische Armee wegen der Angriffe auf zivilie Infrastruktur an; sie habe absichtlich zivile Ziele ins Visier genommen. Der zweite Bericht war am 14. September veröffentlicht worden; er behandelte die Raketenangriffe der Hisbollah auf Städte und Dörfer im nördlichen Israel. Die Hisbollah habe „in manchen Fällen“ Kajutscha-Raketen in Dörfern aufbewahrt und aus bewohnten Gegenden abgefeuert – „auch wenn die Ausmaße dieses Benehmens nicht eindeutig sind“.