Daud Bessis hat sich im Jahr 1942 zusammen mit neun anderen Drusen aus Israel freiwillig zum Dienst in der britischen Armee gemeldet. Sie kamen aus den Ortschaften Dalijat al-Karmel, Beit Dschan und Peki´in im damaligen britischen Mandatsgebiet Palästina. In Libyen kämpften sie gegen deutsch-afrikanische Truppen, die von Feldmarschall Erwin Rommel angeführt wurden.
Nach einer missglückten Invasion in Griechenland gerieten die Soldaten in deutsche Gefangenschaft. Im Jahr 1944 wurden sie in ein Gefangenenlager nahe der österreichischen Grenze gebracht. „Wenn wir das Lager einmal verlassen durften, sahen wir oft jüdische Gefangene, die in den Konzentrations- oder Arbeitslagern waren“, sagte Bessis. Ihnen sei damals nicht bewusst gewesen, dass in den Lagern Juden aus der ganzen Welt ermordet worden seien.
„Wir taten alles, um ihnen zu helfen“, so Bessis. „Oft gaben wir ihnen heimlich Nahrungsmittel wie Brot, Kartoffel, Käse und Wurst.“ Es sei nicht immer leicht gewesen, Dinge zu schmuggeln. „Uns taten diese armen Seelen sehr leid. Vor allem uns Drusen erfüllte dieser Anblick mit Schmerz, weil sie unsere Nachbarn und Freunde aus Palästina waren.“
Versteckt in einer Höhle
Schließlich brach Daud mit zwei seiner drusischen Freunde aus dem Gefangenenlager aus. Sie nutzten eine kleine Lücke im Zaun, um das Gelände zu verlassen. „Auf diesem Loch basierte unser Fluchtplan“, sagte Daud. Sie versteckten sich vorerst in einer Höhle in den italienischen Bergen. Nahrung hatten sie sich oft auf nahegelegenen Höfen besorgt, teilweise nutzten sie sogar Waffen als Druckmittel.
Nach einigen Monaten schlossen sie sich den Freien Französischen Streitkräften an, nachdem sich die Deutschen aus Italien zurückgezogen hatten. Die Franzosen übergaben die drei Drusen an die britische Armee. Schließlich durften sie mit einem Schiff zurück nach Palästina fahren. Nach insgesamt drei Jahren und drei Monaten sahen sie ihre Familien wieder. „Als meine Mutter hörte, dass ich zurückgekommen war, war sie so aufgeregt, dass sie kaum auf ihren Beinen stehen konnte“, erzählt Daud.
Das israelische Verteidigungsministerium verlieh dem Veteranen im Mai die „Medaille für Kämpfer gegen die Nazis“. „Ich bin sehr froh und stolz“, sagt der heute 96-Jährige gegenüber der „Jediot Aharonot“.
Die Religionsgemeinschaft der Drusen ist im Jahr 1010 aus einer schiitischen Gruppierung des Islam entstanden. Offiziell wird ihr Glaube als „Din al-Tawhid“ (etwa „Religion der göttlichen Einheit“) bezeichnet. Von anderen Strömungen im Islam unterscheiden sich die Drusen vor allem durch die Ablehnung des Propheten Mohammed und die Ansicht, der Koran sei keine absolute Offenbarung. Zur Zeit der Gründung wurden noch Außenstehende in die Religionsgemeinschaft aufgenommen; heute ist nur ein Kind drusischer Eltern auch ein Druse. Missionsbestrebungen gibt es nicht. Praktiken und Einzelheiten der Religion sind außerhalb der Gemeinschaft kaum bekannt. Drusen leben heute hauptsächlich im Libanon und in Israel.