Suche
Close this search box.

AFP: Kinder arbeiten an palästinensischen Tunneln

GAZA (inn) - Mehr als die Hälfte der Palästinenser, die an den Tunneln im Gazastreifen arbeiten, sind unter 18 Jahre alt. Dies schätzt das Palästinensische Zentrum für Demokratie und Konfliktlösung (PCDCR). Die Nachrichtenagentur "Agence France-Presse" (AFP) hat Kinder begleitet, die sich beim Tunnelbau ihren Lebensunterhalt verdienen und zugleich in ständiger Lebensgefahr sind.

Die Reporter von AFP interviewten den 15 Jahre alten palästinensischen Jungen Anwar, der vom Tunnelbau im Gazastreifen lebt. „Wir bringen alles (durch die Tunnel), was man sich vorstellen kann. Essen, Schuhe, Spielzeug, Kühlschränke, Öfen. Sogar Autos – wir zerteilen sie und fügen sie in Gaza wieder zusammen“, so Anwar. Die Hamas verwende die Tunnel auch, um Raketen und Granaten in den palästinensischen Landstrich zu bringen, um sie auf Israel abzufeuern, gibt er zu.

Doch Anwar kann weder lesen noch schreiben, und er ist auf den Job angewiesen. Ein Kind, das in den Tunneln arbeite, bekomme rund 30 Dollar für eine 12 Stunden dauernde Schicht. Für ein Kind aus dem Gazastreifen sei dies ein „lukrativer Arbeitsplatz“, so AFP. Vor den israelischen Luftangriffen fürchte er sich indes nicht. „Die Juden sind unsere Feinde. Vor ihnen habe ich keine Angst.“ Die Tunnel in dem sandigen Gebiet nahe dem Mittelmeer stürzen nicht selten ein, oder israelische Luftangriffe zerstören sie. Besonders während der Offensive der israelischen Armee im Gazastreifen, die am 18. Januar endete, wurden zahlreiche Tunnel zerstört.

Drei Menschen seien in dieser Woche bereits bei Tunnelarbeiten gestorben, sagt ein Arbeiter, der sich selbst lediglich als Mohammed bezeichnet. „Dieser Tunnel wurde von ägyptischer Seite bereits fünf Mal zerstört“, sagt Mohammed, der neben einem etwa zehn Meter tiefen Schacht steht. Aussichtstürme stehen neben Dutzenden von Tunneln. Kinderarbeit gebe es beim palästinensischen Tunnelbau nicht, gibt er zu verstehen, obwohl die Mehrheit der Arbeiter dort sehr jung ist.

„Es geschah in der Mitte des Tunnels. Die Ägypter haben Gas eingefüllt. Drei Arbeiter starben“, berichtet ein 14-jähriger Junge namens Osama. „Ich wollte nicht wieder hingehen, aber mein Vater starb, also war ich gezwungen, dort einen weiteren Monat zu arbeiten.“ Viele Kinde benutzten Tramadol, das auch als Tramal bekannt ist, ein schmerzhemmendes Mittel. Es soll den Kindern die Angst nehmen.

Hamas sieht Tunnel als rechtens an

Eine aktuelle Studie des „Palästinensischen Zentrums für Demokratie und Konfliktlösung“ (PCDCR) ergab, dass mehr als die Hälfte der 16.000 Tunnel-Arbeiter unter 18 Jahre alt sind. In den vergangenen zwei Jahren starben insgesamt 115 Menschen bei den Arbeiten, 30 davon waren Jugendliche.

Die Hamas-Regierung argumentiert, die Tunnel seien rechtens, solange Israel die Blockade nicht aufhebe und das Passieren der Grenzstelle von Rafah 1.800 Euro koste, so AFP. Der junge Anwar ist sich sicher: „Wenn ich groß bin, werde ich ein professioneller Tunnelbauer, dann kann ich viel Geld machen.“

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen