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Ämterrennerei in der Heiligen Stadt

In den vergangenen Jahren bin ich gerne am Montagnachmittag zur „Bituach Le´umi“, der staatlichen Sozialversicherung, gegangen. Das Versicherungsamt war zu dieser Zeit nicht so voll wie sonst und ich konnte meine Sachen schnell erledigen. Da die Ämterrennerei nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört, war ich immer froh, dass es den ruhigen Montagnachmittag gab.

Aber die Zeiten haben sich geändert, und „die Vorschriften haben sich geändert“, wie ich schon bald erfahren soll. Eigentlich hätte ich es schon ahnen sollen, als ich mit meiner Nummer wartete und ein paar Menschen vor mir abgewiesen wurden. Sie sollten am nächsten Morgen wiederkommen, und zwar „nur am Vormittag“, wurde ihnen mitgeteilt. Doch ich war voller Selbstbewusstsein. Schließlich hatte ich alles Nötige dabei, es gab keinen Grund mein Anliegen nicht zu bearbeiten.

Trotzdem musste die junge Büroangestellte dann aber bei einer anderen zuständigen Stelle anrufen, um zu erfahren, dass ich gar nicht wieder nach Israel eingereist sei. „Sie sind noch nicht ins Land eingereist! Kommen Sie morgen früh wieder und bringen Sie ihren Pass und eine Bescheinigung mit, dass Sie in Israel angekommen sind!“, lässt sie mich wissen.

Aber so leicht lasse ich mich nicht abwimmeln. Immerhin habe ich meinen Pass dabei und auch die gewünschte Bescheinigung: „Wie soll das möglich sein, dass ich nicht ins Land eingereist bin?“ Aus meiner Tasche hole ich das Papier und beweise ihr schwarz auf weiß meine Anwesenheit. Doch die Bürokratin ist nicht einmal bereit hinzuschauen. „So etwas wird am Montagnachmittag nicht mehr erledigt. Und Jossi hat mir gesagt…“

Ich bin noch immer nicht bereit aufzugeben, sie wirft mit den Worten „Gesetz“ und „Vorschrift“ um sich und meint, diese nicht verändern zu können. Ein Ungeduldiger in der Warteschlange hinter mir gibt sich Mühe, mir klar zu machen, dass mein Kampf verloren sei. Offensichtlich soll ich ihn nicht länger davon abhalten, sein persönliches Urteil anhören zu dürfen. Aber ich weiß, wo Jossi sitzt und entschließe mich, an die Tür des Vorgesetzten zu klopfen, zumal ich höre, dass er guten Mutes zu sein scheint und laut lacht.

Nach kurzem Zögern erlaubt er mir einzutreten und ihm die Frage zu stellen, an der mein Schicksal hängt: „Wie ist es möglich, dass ich noch nicht nach Israel eingereist bin???“ – Die Antwort ist ganz einfach. Anfang Dezember war ich für ein Wochenende ins Ausland verreist. Und bis Ende Januar war es dem Innenministerium noch nicht gelungen, meine Gegenwart zu bestätigen. Die Information fehlt im Computer, also bin ich nicht vorhanden.

„So arbeiten sie im Innenministerium?“, frage ich erstaunt. „Ja, so arbeiten sie und man muss geduldig warten!“, belehrt mich Jossi. „Kommen Sie am nächsten Montagvormittag wieder. Wir werden immer montags vom Innenministerium informiert.“ „Aber woher habe ich die Sicherheit, dass Sie am nächsten Montag tatsächlich über meine Ankunft unterrichtet sein werden?“, wage ich einzuwenden. So bekomme ich schließlich eine Telefonnummer, die mir hoffentlich einen weiteren unnötigen Gang zur Bituach Le´umi erspart und meine Nerven schont.

Auf dem Weg zu meinem nächsten Termin, zu dem ich aufgrund der Diskussionen in der Sozialversicherung zu spät kommen werde, gehen mir unheimliche Gedanken durch den Kopf: „Bin ich vielleicht eine verlorene Existenz oder gar vermisst? Am 5. Dezember 2005 bin ich ganz bestimmt noch in Prag ins Flugzeug nach Tel Aviv eingestiegen – aber am 24. Januar 2006 noch immer nicht in Israel angekommen?“ Für einen einfachen Menschen, der auf Gedeih und Verderb auf bestimmte Ämter angewiesen ist, ist das alles zu kompliziert. Da scheint nur eines vernünftig, nämlich mit Hilfe der Ämter und ihrer Angestellten unzählige Tugenden lernen, wie beispielsweise Geduld, Ausdauer, Selbstbeherrschung, Mut, Freundlichkeit, Humor, Vertrauen auf Gott… und Geduld, Geduld, Geduuuld, Grrr…!!!

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