Ältestes Altenheim der Welt entdeckt

Israelische Archäologen entdecken einen der ältesten Hinweise auf ein Altenheim. Es handelt sich um ein Mosaik in der antiken Stadt Hippos nahe des Sees Genezareth.
Von Jörn Schumacher

SUSSITA (inn) – Das Mosaik ist wahrscheinlich 1.600 Jahre alt, und es ist ein Hinweis auf das vielleicht älteste Altenheim der Welt: Archäologen vom Zinman-Institut für Archäologie an der Universität Haifa haben es im Norden Israels in der antiken Stadt Hippos entdeckt, die während der byzantinischen Zeit der zentrale christliche Ort in der Region war.

Die Forscher legten das Mosaik bei Ausgrabungsarbeiten in den Jahren 2023 und 2024 frei, es folgte eine intensive Analyse. Michael Eisenberg und Arleta Kowalewska vom Zinman-Institut sowie Gregor Staab von der Universität Köln haben ihre Ergebnisse in der deutschen „Fachzeitschrift für Papyrologie und Epigraphik“ veröffentlicht, deren Mitherausgeber Staab ist.

Das Mosaik aus dem späten 4. oder frühen 5. Jahrhundert nach Christus enthält die Inschrift „Friede sei mit den Ältesten“. Um die Schrift herum sind Bilder angeordnet von Seerosen, Zypressen, Früchten und Gefäßen.

Aus der prominenten Lage des Mosaiks am Eingang eines öffentlichen Gebäudes schließen die Forscher, dass die Inschrift damals für die Eintretenden gut sichtbar war. Sie gehen davon aus, dass die Institution ein gemeinschaftliches und spirituelles Zentrum war, das die sozialen Werte der christlichen Stadt widerspiegelte.

Stadt mit Bischofssitz am See Genezareth

„Dies ist der Beweis dafür, dass die Pflege und Fürsorge für ältere Menschen nicht nur eine moderne Idee ist, sondern bereits vor etwa 1.600 Jahren Teil sozialer Institutionen und Konzepte war“, schreiben die Archäologen. Es gebe bereits Texte aus dem 5. und 6. Jahrhundert, die auf spezielle Einrichtungen für ältere Menschen hinweisen, doch dies sei der erste physische Beweis für eine derartige Praxis. Das Mosaik zeige, wie die christliche Gemeinschaft in der Region begann, Verantwortung für die Fürsorge zu übernehmen.

Die Überreste von Hippos oder auch Sussita – was beides, auf Griechisch und Hebräisch, „Pferd“ bedeutet – liegt im Sussita-Nationalpark. Sie befinden sich auf einem Hügel an den Hängen der Golanhöhen östlich des Sees Genezareth und gegenüber dem Kibbuz Ein Gev.

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Die Stadt wurde etwa 250 vor Christus gegründet und erreichte ihren Höhepunkt während der römischen und byzantinischen Herrschaft. Nach der muslimischen Eroberung bestand sie weiter, bis sie durch ein schweres Erdbeben zerstört wurde. Sussita gilt außerdem als eine der zehn bedeutendsten Städte für christliche Pilger, da sie als „Stadt auf dem Hügel“ aus der Predigt Jesu auf dem Berg der Seligpreisungen vermutet wird.

Während der byzantinischen Zeit war es die zentrale christliche Stadt in der Region des Sees Genezareth und diente als Bischofssitz. Archäologen erforschen die Stätte seit rund 20 Jahren. Sie entdeckten bereits sieben Kirchen, einen Tempel, eine Basilika und zwei Theater. Die Hauptstraßen – der Decumanus Maximus (Ost-West) und ein Netz von Cardines (Nord-Süd) – dienten als Hauptverkehrsadern.

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4 Antworten

  1. Das ist wieder eine spektakuläre historische Entdeckung, welche zeigt wie die Menschen in der Vergangenheit gelebt haben. Solche Zeugnisse der Vergangenheit sind für die gegenwärtigen Menschen sehr wichtig.

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    1. Hat man schon damals Oma und Opa ins Altersheim, pardon, in die Seniorenresidenz abgeschoben ? Immerhin scheint man sich ins Zeug gelegt zu haben, um den Altvorderen einen schönen Lebensabend zu bereiten. Vermutlich war das den Wohlhabenden vorbehalten. Auch hier gilt : nihil novi sub sole.

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  2. Es zeigt christliches Verhalten, danke den Archäologen für ihre Arbeit. Christentum ist gelebter Glauben.

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