Jael Herzl, Meirav Rotem und Suf Amichai besuchen die „Lejada-Schule“ im Jerusalemer Stadtteil Givat Ram. Der Name heißt übersetzt „neben ihr“ und bezieht sich auf die Hebräische Universität, die sich in der Nähe befindet. Im Fach Bürgerkunde stellte der Lehrer der Klasse die Aufgabe, bei einem Projekt etwas zu initiieren, was die Wirklichkeit verändert. Die drei Mädchen wählten das Thema Evolutionslehre, weil sie sich daran stören, dass es 1993 aus den israelischen Lehrplänen gestrichen wurde.
Sie befragten Forscher und Professoren von unterschiedlichen Universitäten darüber, warum Charles Darwins Lehre kaum mehr an den Schulen des Landes vorkommt. „Als wir begannen, zu dem Thema zu recherchieren, begriffen wir, dass unsere Lage schlimmer ist als in den USA, wo es wenigstens eine öffentliche Diskussion gibt. Hier lehrt man einfach weder die Evolution, noch spricht man darüber“, erzählte Jael gegenüber der israelischen Tageszeitung „Ma‘ariv“ von ihren Erfahrungen.
Die Schülerinnen begannen eine Kampagne, um die Evolutionslehre in die Schulen zurückzubringen. Sie schrieben einen Brief an Bildungsminister Gideon Sa‘ar und formulierten eine Petition, die schon Hunderte Menschen unterschrieben haben. „Es stört uns sehr, dass man an den Schulen in Israel nicht Evolution lernt“, begründete Jael ihr Engagement. „Wir verstehen nicht, warum man entschieden hat, das Studium der Evolution zu beenden, denn bis zum Jahr 1993 lernten alle dieses Thema.“
Aktuell könne nur ein Biologielehrer, der sie unter fünf Themen auswählt, die Evolution den Schülern beibringen. Das Bildungsministerium verheimliche Darwins Lehre vor den israelischen Jugendlichen. „Aus Furcht vor den Religiösen lernt man keine wissenschaftlichen Wahrheiten“, kritisierte Jael. „Wie können wir da erwarten, dass die Schüler beim Studium vorankommen?“
In der Petition schreiben die Mädchen: „Wir haben eine Situation erreicht, in der nur ein halbes Prozent aller israelischen Schüler im Abitur des Jahres 2011 über Evolution geprüft wurde. Die Evolution ist eine richtige Theorie, genau wie die Theorie der Schwerkraft. Sie ist genauso wichtig wie sie im Bereich Biologie. Der einzige Grund dafür, dass man sie Schüler heute nicht lehrt, sind ‚religiöse Gefühle‘.“
Nach Jaels Ansicht hält jeder Wissenschaftler mit Selbstachtung die Evolution für selbstverständlich. „Es handelt sich nicht um eine Theorie unter vielen, sondern um eine wissenschaftliche Wahrheit. Es ist nicht pädagogisch, etwas wegen des Drucks von dieser oder jener Gruppe nicht zu lehren. Es ist sehr beängstigend zu wissen, dass es Bereiche gibt, die man aus den Schulen und den Studiensystemen herausnimmt, nur weil sie umstritten sind. Das trifft vor allem die Schüler.“