SDEROT (inn) – Trotz der israelischen Militäroffensive gegen Kassam-Raketen haben Palästinenser erneut mindestens zwei dieser Flugkörper auf Israel abgefeuert. Der Vorsitzende der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, verurteilte die israelischen Militäroperationen in Gaza, rief Palästinenser jedoch gleichzeitig zu einem Stopp des Raketen-Beschusses auf.
Abbas nannte die israelischen Aktionen „barbarisch“ und „ein Massaker“. Vor Mitgliedern seiner Fatah-Partei sagte er am Donnerstag: „Es gibt keinen Grund für diese Raketen, denn diese Aktion wird nicht an die Reaktion der Israelis heranreichen.“
Am Freitag wurden zwei Raketen auf die israelische Ortschaft Sderot abgefeuert, berichtet die Tageszeitung „Jediot Aharonot“. Eine landete in einem Einkaufszentrum und zerstörte einen Laden, die andere schlug auf offenem Feld ein. Es gab keine Verletzten.
Die Armee führte ihre Operationen im Gazastreifen währenddessen fort. Ziel ist es, den Kassam-Beschuss aus diesem Gebiet einzudämmen.
Am Donnerstag einigten sich die Gruppen „Islamischer Dschihad“, Hamas und Fatah auf ein Angebot an Israel: sie würden das Abfeuern von Kassam-Raketen einstellen, wenn sich Israel dafür aus dem Gazastreifen und dem Westjordanland zurückzieht. An dem Treffen nahm auch der palästinensische Premierminister Ismail Hanijeh teil.
Israel lehnt diesen Vorschlag ab. Es werde nicht den ersten Schritt machen, um die Gewalt in Gaza zu beenden. Der israelische Regierungssprecher Miri Eisin sagte, Israel werde die Militäraktionen erst beenden, wenn die militanten Palästinenser ihre Waffen niedergelegt hätten. „Israel wird seine Bürger weiter gegen die Raketen verteidigen und seine Aktionen erst einstellen, wenn die, die feuern, aufhören und die Raketen zurückhalten und keine mehr ins Land schmuggeln.“
Französischer Botschafter bedauert Bewohner Sderots
Der französische Botschafter in Israel, Jean-Michel Casa, drückte währenddessen gegenüber dem Internetdienst der Tageszeitung „Jediot Aharonot“ sein Mitleid für die Bewohner Sderots aus. Er hatte am Mittwoch gemeinsam mit anderen Diplomaten die Ortschaft im West-Negev besucht. Danach sagte er: „Wir haben mit den Kindern gesprochen und ihre Angst gespürt, aber auch ihren Wunsch, wieder zur Schule gehen zu können, trotz dieser rauen Situation. Wir haben einen Mann getroffen, der vergangenes Jahr seine Tochter verloren hat. Aber er ruft weiterhin zum Frieden auf und will eine Lösung für die derzeitige Situation. Die Lage dort ist schwierig; die Bewohner leiden, und uns ist ihr Schmerz und ihre Frustration bewusst.“
Er sei unsicher, ob die internationale Gemeinschaft die Situation der Bewohner wirklich verstehe. „Israel muss weiterhin seine öffentliche Diplomatie benutzen und der Welt seine Situation klarmachen. Zwei Menschen sind dort innerhalb einer Woche gestorben, und es gab ebenso die Tragödie von Beit Hanun vor zwei Wochen. Es ist wichtig, dass wir die Situation verstehen und weiter daran arbeiten, die Gewalt zu beenden.“ In den vergangenen sechs Jahren sind zehn Israelis durch den Kassam-Beschuss ums Leben gekommen.
Neue Technik soll Kassam-Regen abhalten
Wie ein ranghoher israelischer Vertreter gegenüber „AFP“ sagte, arbeite Israel derzeit an neuen Techniken, die die Bewohner des Negev vor dem Kassam-Beschuss aus dem Gazastreifen beschützen soll. Vier Technologien würden derzeit in Erwägung gezogen. Zwei davon basierten auf herkömmlicher Technik, die anderen zwei auf amerikanischen Waffensystemen. Zum einen könnte die israelische „Barak“-Rakete Einsatz finden, die sonst gegen Schiffe gerichtet sei; ebenso die „Vulcan“, die einen „Schirm aus Geschossen“ bewirkt.
Des weiteren sei eine neue Laser-Kanone denkbar, die anfliegende Raketen in der Luft zerstört. „Aber diese Technologie steht noch ganz an den Anfängen“, so der israelische Vertreter. Eine ähnliche Laser-Kanone existiere jedoch bereits, nämlich das Luft-Abwehrsystem „Northrop Grumman’s Skyguard“ aus den USA. Dieses System könnte theoretisch schon „sehr bald“ auch in Israel installiert werden, so der Israeli. Das System sei jedoch sehr teuer, und ob es im Negev installiert werde, wolle das Verteidigungsministerium in den kommenden Wochen entscheiden.