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Abba Eban, 1915-2002: Vater der israelischen Diplomatie

Gewiefter Diplomat, brillanter Redner, Gelehrter und Staatsmann, das war Abba Eban. Einer der ganz Großen auf der Bühne der Weltpolitik. Am Sonntag starb er nach langer Krankheit im Alter von 87 Jahren im Rabin Medical Center in Petah Tikva.

Wie kein anderer verstand er es, die Sache Israels vor der Weltöffentlichkeit und dem jüdischen Volk zu vertreten. In historischen Reden und unzähligen Büchern erklärte er den nationalen Charakter und die Geschichte des jüdischen Volkes.

Shimon Peres, der Eban jahrzehntelang auf seinem Weg begleitete, charakterisiert ihn als „einen Mann des Friedens, der den Weg zum Frieden ebnete. Als Israel von allen Seiten angegriffen wurde, verstand er es, eine Botschaft der Hoffnung für Beziehungen mit den Arabern zu vermitteln. Er war die Stimme Israels in schwierigster Stunde und brachte die Friedenssehnsucht Israels auf den Punkt.“ Außenminister Benjamin Netanyahu erinnerte daran, daß Abba Eban „durch Jahre von hingebungsvollem Dienst die Grundlagen für den diplomatischen Dienst Israels gelegt hat“.

Professor Shlomo Avineri bezeichnet Abba Eban in einem Nachruf als „wahren Patrioten, im altmodischen Sinne des Wortes: stolz auf sein Volk, aber nie ethnozentrisch. Ein Mann von Welt, aber tief verwurzelt im Erbe jüdischer Kultur. Konzentriert auf Schicksal und Leiden des jüdischen Volkes, verlor er nie den universellen Horizont der Menschheit aus dem Blick.“

Am 2. Februar 1915 war Abba Eban als Aubrey Solomon Meir im südafrikanischen Kapstadt zur Welt gekommen. Die Kindheit verlebte er in England. Seine Mutter, Alida Sachs-Eban, arbeitete als Sekretärin und Übersetzerin der Zionistenväter Chaim Weizmann und Nahum Sokolow. An der Universität von Cambridge studierte Abba Eban orientalische und klassische Sprachen und lehrte dann am Pembroke College Arabistik und Orientalistik.

Während des Zweiten Weltkrieges bekleidete er in Ägypten und Palästina verschiedene Positionen als Berater für Nahostfragen und Nachrichtendienstoffizier, zuletzt als Liaison zur Jewish Agency. Ende der 40er Jahre betrat er an der Seite von Chaim Weizmann die Bühne der Weltpolitik.

Als Mitglied der jüdischen Delegation in New York spielte Eban eine entscheidende Rolle bei der Durchsetzung der UNO-Resolution 181 am 29. November 1947, die eine Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat vorsah. Im Rang eines Ministers wurde er der erste Repräsentant Israels bei den Vereinten Nationen. Das Hissen der israelischen Flagge bei der Zulassung Israels als UNO-Mitglied erwähnte er immer wieder als einen der Höhepunkte seines Lebens. Von 1950 bis 1959 diente Abba Eban gleichzeitig als Israels Botschafter in Washington. Weitere Stationen in seiner Karriere waren: Knessetmitglied und Bildungsminister (1960), Vizepremier unter Levi Eshkol (1963), Außenminister (1966).

Während des Sechstagekrieges erklärte er vor der UNO: „Noch nie in der Geschichte hat es eine gerechtere Anwendung von Streitkräften gegeben.“ Entscheidend wirkte er nach dem Krieg an der UNO-Resolution 242 mit, die bis heute zu den Grundsteinen der Nahostdiplomatie gehört. Entschieden setzte er sich schon bald gegen eine Expansion des Staates Israel und die damit verbundene Besatzung der palästinensischen Bevölkerung ein.

Nach dem Jom-Kippur-Krieg vom Oktober 1973 bot Abba Eban den Arabern in eloquentem Arabisch einen ehrenvollen Frieden an. Kurze Zeit später faßte er seine Erfahrung aber in dem bis heute meistzitierten Satz eines israelischen Diplomaten zusammen: „Die Araber verpassen keine Gelegenheit, eine Gelegenheit zu verpassen!“

Mit dem „Tunnel am Ende des Lichts“ (Shamir-Regierung) oder der „Anthologie schwerer Fehler“ (Pollard-Affäre) prägte das Sprachgenie die politische Sprache nicht nur in Israel. „Von Premierminister Levi Eshkol sagt man, er habe sieben Sprachen gesprochen, und alle auf jiddisch“, schmunzelt Shlomo Avineri: „Von Eban könnte man sagen, er sprach zehn Sprachen, und alle mit einem Oxford-Akzent.“

Nach weiteren diplomatischen Initiativen und Enttäuschungen, nicht zuletzt mit seinen engsten Parteifreunden, zog sich Abba Eban 1988 aus der Politik zurück. Als Bestsellerautor, politischer Denker und Redner erwarb er sich in den Vereinigten Staaten einen Namen, der in einem Zug mit Winston Churchill, General Douglas MacArthur und Martin Luther King Junior genannt wird. Sein 75. Geburtstag 1990 wurde in Israel kaum zur Kenntnis genommen. Aber eine Galapartie in New York zu seinen Ehren besuchten vier ehemalige US-Präsidenten. Zurückgezogen verbrachte Abba Eban die letzten Jahre im Kreise seiner Familie in Kfar Shemaryahu.

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