PEKING (inn) – China lehnt ein militärisches Atomprogramm für den Iran ab. Allerdings müsse der persische Staat Nuklearenergie für zivile Zwecke nutzen können, sagte Premierminister Wen Jiabao am Mittwoch bei einem Treffen mit Israels Regierungschef Ehud Olmert in Peking.
China könne Israels existentielle Besorgnis bezüglich des iranischen Programms nachvollziehen, wurde Wen zitiert. Peking lehne Antisemitismus in allen seinen Formen ab. Dasselbe gelte für Aufrufe, das frühere Leiden des jüdischen Volkes zu vernachlässigen. Doch es gebe einen „richtigen“ Weg, mit dem Atomproblem umzugehen, fügte der chinesische Premier hinzu. Er wies auf den UN-Sicherheitsrat und die Entscheidung mehrerer Staaten hin, Druck auf den Iran auszuüben.
„Israel und China sind Freunde“
Zu Beginn des Treffens hatte Wen seinen Gast aufgefordert, eine positive Botschaft an sein Volk weiterzugeben: Israel sei ein sehr enger Freund von China. „Ich freue mich auf den Meinungsaustausch mit Ihnen, Herr Premierminister, darüber, wie man die chinesisch-israelischen Beziehungen weiter voranbringen kann, und auch unsere Freundschaft und Zusammenarbeit. Außerdem wollen wir über das Thema Nahost sprechen.“
Im Vorfeld des Gesprächs mit Olmert hatte China den iranischen Chefunterhändler in der Atomfrage, Ali Laridschani, eingeladen. Nach Wens Angaben wurde der iranische Gast aufgefordert, die Regeln und Entscheidungen der internationalen Gemeinschaft zu akzeptieren. „China hat absolut klargestellt, dass es gegen einen Iran mit einer Atombombe ist“, teilte Olmert nach seinem Treffen mit Wen vor Journalisten mit.
Chinesisches Orchester spielt Israel-Lieder
Im chinesischen Parlament war der Israeli mit allen militärischen Ehrenbezeugungen empfangen worden. Während eines feierlichen Abendessens spielte ein Orchester vier israelische Lieder, darunter auch „Jeruschalajim schel Sahav“ (Jerusalem von Gold). „Jedes Lied hatte eine Bedeutung“, sagte einer von Olmerts Mitarbeitern. „Die Chinesen haben das Programm mit Bedacht vorbereitet.“
Der Berater fügte hinzu: „Man sagt uns immer, wir sollten in diplomatischen Gesprächen Jerusalem nicht erwähnen, weil das Thema so sensibel ist. Und hier hören wir ‚Jeruschalajim schel Sahav‘ in Peking. Das war sehr bewegend.“
Interesse an israelischer Forschung
Der chinesische Handelsminister Bo Xilai und Wen äußerten ein großes Interesse an der israelischen Forschung und Entwicklung. Zudem fragten sie nach Technologien für die Entsalzung und Reinigung von Wasser. Wen erinnerte an einen Besuch in der israelischen Küstenstadt Aschkelon, bei dem er eine Entsalzungsanlage besichtigt hatte. Xilai sagte gegenüber Olmert, für China sei „Wasser wichtiger als Öl“. Dies berichtet die Tageszeitung „Ha´aretz“.
Der israelische Regierungschef vereinbarte mit seinen Gastgebern, dass das Handelsvolumen zwischen den beiden Ländern von jetzt etwa vier Milliarden Dollar pro Jahr bis 2010 auf zehn Milliarden Dollar erhöht werden solle.
Für den heutigen Donnerstag ist ein Treffen zwischen Olmert und Präsident Hu Jintao geplant. Dabei soll es vor allem um diplomatische und strategische Angelegenheiten gehen.