GAZA (inn) – Die große Fatah-Versammlung am Sonntag hat gezeigt, dass die Macht der Hamas im Gazastreifen schwindet. Das sagte der frühere palästinensische Minister Mohammed Dahlan im Gespräch mit der israelischen Tageszeitung „Ha´aretz“.
Die gewaltsamen Vorgänge in den Palästinensergebieten seien kein Krieg, so der Fatah-Politiker. „Es handelt sich um einen Angriff der Hamas auf die Fatah. Die Lösung aus unserer Perspektive ist eine demokratische: Wahlen. Letztendlich werden wir gemeinsam vorwärts gehen müssen. Aber dafür müssen wir sicherstellen, dass die Fatah stark genug ist.“ Vor knapp einem Jahr hatte seine Partei die absolute Mehrheit an die Hamas verloren.
Die Versammlung, bei der die Fatah ihr 42-jähriges Bestehen feierte, sei nur der Anfang gewesen, fügte Dahlan hinzu. „Wir haben der Hamas bewiesen, dass Gaza nicht ihr gehört.“ Die Fatah habe in der Vergangenheit Fehler gemacht, aber sie werde diese nicht wiederholen.
„Habe keine Angst vor Hamas-Angriff“
Der Palästinenser wurde auch gefragt, ob er trotz seiner nach außen hin demonstrierten Ruhe innerlich verzagt sei. Seine Antwort: „Vergessen Sie es. Ich habe keinen Augenblick Angst.“ Bei der Kundgebung hatte er die Hamas aufgefordert, auf ihn zu schießen. Der Anlass sei der Versuch seiner Leibwächter gewesen, ihn in den Hintergrund zu drängen. Sie befürchteten einen Angriff der Hamas. Aber er selbst sage der rivalisierenden Gruppierung: „Ich werde tun, was ich will und an jeder Veranstaltung teilnehmen.“
Dass er ein mögliches Angriffsziel ist, erklärt sich der Fatah-Vertreter so: „Sie sind sich sicher: wenn sie Mohammed Dahlan töten, wird die Fatah verschwinden. Sie begreifen nicht, dass dies eine Volksbewegung ist. Sie wissen, dass ich sie persönlich besser kenne als jeder andere.“ Dies rühre aus den Jahren her, in denen Israel mit der Hamas gegen die Fatah arbeitete. Damals sei der heutige Hamas-Außenminister Mahmud a-Sahar in Kontakt mit Israels Premier Jitzhak Rabin gewesen, der später ermordet wurde.
„Hamas ist Haufen von Mördern und Dieben“
„Aber sie haben Fehler gemacht“, sagte Dahlan weiter. „Sie haben die palästinensische Straße verloren, die sieht, was aus ihnen geworden ist. Ein Haufen von Mördern und Dieben, die Palästinenser hinrichten, nur weil sie Fatah-Mitglieder sind.“ Die größte Veränderung sieht er in der Fatah im Gazastreifen, einer Hamas-Hochburg: „Es ist ein strategischer, historischer Prozess für uns, der die Bewegung zurück auf die Straße gebracht hat. Wir haben monatelang gearbeitet und sehen jetzt das Ergebnis. Mehr Frauen sind bei den Versammlungen. Die Leute kommen von weither, auch bei widrigen Wetterbedingungen.“
Von Israel forderte Dahlan: „Haltet euch von uns fern. Ihr helft nicht, sondern richtet nur Schaden an.“ Immer wenn jemand auf israelischer Seite davon rede, Palästinenserchef Mahmud Abbas zu helfen, schade er ihm. „Eure humanitären Unterbrechungen interessieren uns nicht mehr. Wenn ein oder zwei Straßensperren aufgehoben werden, macht das keinen Unterschied aus. Im Moment bin ich nur daran interessiert, die Fatah zu rehabilitieren.“