TEL AVIV (inn) – Der israelische Inlandsgeheimdienst „Schin Beit“ hat diese Woche erstmals eine Image-Kampagne gestartet, durch die neue Mitarbeiter im Technologie-Bereich rekrutiert werden sollen. Die Behörde konnte den israelischen Internet-Veteran und Erfinder des Messaging-Programms ICQ, Jossi Vardi, als Leiter für die Kampagne gewinnen können.
Der Inlandsgeheimdienst leidet seit Jahren unter einem Image-Problem, stellten die Verantwortlichen laut einem Bericht der israelischen Zeitschrift „The Marker“ fest. Das Bild von der Organisation sei sehr dunkel und verworren. Deswegen interessierten sich Programmierer, Ingenieure oder Technologie-Professoren nicht für sie.
Am Dienstag trat der Geheimdienst mit einer Kampagne an die Öffentlichkeit, in der vor allem Computerfachleute für seine Arbeit begeistert werden sollen. „Wenn Du bisher dachtest, man könne nur mit Arabisch den Terror bekämpfen, dann denk noch mal nach“, lautet ein Spruch der Kampagne. „Wir wollen, dass die Öffentlichkeit ein anderes Bild vom Geheimdienst bekommt als dunkle Räume“, hieß es aus dem „Schin Beit“. Die Behörde sucht nach eigenen Angaben „Menschen, die erfolgreich sind und die nun nach einer Gelegenheit suchen, Technologie zu entwickeln, die Menschenleben retten und Selbstmordattentäter aufhalten kann“. Ein Großteil der „Schin Beit“-Angestellten seien Programmierer und Ingenieure, und nicht bewaffnete Kämpfer. Die Öffentlichkeit wisse zu wenig über die technologischen Fähigkeiten der Organisation.
Für mehrere Wochen sollen Banner auf Internetseiten für den Geheimdienst werben. Darauf heißt es etwa: „Früher war er Programmierer bei Chromatis, und sein Name war Gadi. Heute heißt er nur G.“ Mögliche Kandidaten für eine Anstellung erhalten dann einen Brief, der vom Chef des Inlandsgeheimdienstes, Juval Diskin, persönlich unterschrieben wurde.
„(Der Internet-Guru) Jossi Vardi ist ein Experte auf seinem Gebiet, und das weiß er. Also fragten wir ihn, ob er die Kampagne anführen könne“, hieß es vom „Schin Beit“. Er könne dabei helfen zu zeigen, dass der israelische Geheimdienst „mit den fortschrittlichsten Systemen der Welt arbeitet“. Vardi zeigte sich begeistert: „Ich bin froh, wenn ich dem ‚Schin Beit‘ irgendwie helfen kann.“
Vardi finanzierte die israelische Software-Schmiede „Mirabilis“, die 1996 gegründet wurde. Sein Sohn Arik und drei andere programmierten das Programm ICQ, einer der ersten „Instant-Messenger“, mit dem Personen kostenlos über das Internet kommunizieren können. ICQ (gesprochen wie „I seek you“ – „Ich suche dich“) wurde in kurzer Zeit weltweit populär, und zwei Jahre später kaufte AOL „Mirabilis“ für 400 Millionen Dollar.
Seitdem hat Jossi Vardi an der Gründung von über 30 Internet-Unternehmen mitgewirkt. Er arbeitete bei mehreren Firmen und Organisationen als Berater und Vorsitzender, so etwa bei der „Bank of Israel“, beim Verband der israelischen Chemiker, beim Schokoladenhersteller „Elite“, beim Telekommunikationsanbieter „Bezek“, bei Öl-Raffinerien, bei der Luftlinie „Arkia“, bei der Tageszeitung „Ma´ariv“ und anderen. Auch die Weltbank, ein Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen und die mexikanische Regierung beriet er.