Israel zu Gefangenenaustausch bereit?

JERUSALEM / BEIRUT (inn) – Verschiedene Medien berichten über angebliche Abkommen zur Freilassung der drei entführten israelischen Soldaten. Sowohl Vertreter der israelischen Regierung als auch der Hamas dementieren diese Berichte jedoch bislang.

Damit der entführte Soldat Gilad Schalit freikommt, müssten 1.400 in Israel inhaftierte Palästinenser freigelassen werden. Ein solches Abkommen würde in den kommenden zwei Tagen von der Hisbollah und Israel unterzeichnet. Dies berichtete die Tageszeitung „Al-Schark“ aus Katar am Wochenende.

Das Abkommen sei zustande gekommen durch die Vermittlung der Länder USA, Frankreich, Russland, Iran, Saudi-Arabien, Jordanien, Syrien, Katar und Ägypten. In dem Bericht heißt es weiter, Israel habe bereits eine Liste mit den Namen der Häftlinge angefertigt, die im Austausch freigelassen werden könnten. Das Dokument beinhaltet außerdem zehn Forderungen, die umgesetzt werden müssten. Dazu gehören der Rückzug der israelischen Soldaten aus dem Gazastreifen, die Öffnung der Grenzübergänge in Gaza, die Freigabe aller Gelder, die für die Palästinenser bestimmt sind, die Freilassung aller palästinensischer Minister, Abgeordneter und Stadträte sowie ein Ende der gezielten Tötungen. Das Dokument fordert außerdem einen Stopp des Abfeuerns von Kassam-Raketen sowie der Selbstmordattentate in Israel.

Offizielle Vertreter sollen der Zeitung gesagt haben, dass ein bedeutender arabischer Vertreter mit Israels Premier Ehud Olmert, mit dem Vorsitzenden der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas und mit Hamas-Chef Chaled Mascha´al gesprochen habe. Olmert dementierte die Berichte am Montag. Er habe erst in der Zeitung davon gelesen. Auch die Hamas wies die Berichte zurück, dass es solche Gespräche gegeben habe.

Die israelische Tageszeitung „Jediot Aharonot“ berichtete am Sonntag von 800 Palästinensern, die möglicherweise im Austausch für Schalit freikommen könnten. Sie berief sich dabei auf Aussagen israelischer Vertreter. Demnach solle das Abkommen in zwei Stufen durchgeführt werden: zunächst sollten 300 Häftlinge freikommen, ein oder zwei Tage nachdem Schalit freigelassen wurde. Zwei weitere Gruppen sollten am Jahresende freikommen.

Freilassung von libanesischem Top-Terroristen nicht ausgeschlossen

Israel schloss derweil die Entlassung des libanesischen Terroristen Samir Kuntar im Austausch gegen die Freilassung der beiden entführten Soldaten Ehud Goldwasser und Eldad Regev nicht mehr aus. Dies berichtet die Tageszeitung „Jerusalem Post“. Kuntar ist der libanesische Häftling, der bisher am längsten in einem israelischen Gefängnis inhaftiert ist. Er sitzt eine mehrfache lebenslängliche Haftstrafe ab. Kuntar und einige Helfer waren 1979 in eine Wohnung in Naharija eingebrochen und hatten mehrere Mitglieder einer israelischen Familie getötet.

Israel dachte bereits vor zwei Jahren über die Freilassung Kuntars nach. Damals sollte es im Gegenzug Informationen über den Verbleib des Piloten Ron Arad geben. Im Jahr 2004 hatte der jetzige Chef des Bundesnachrichtendienstes, Ernst Uhrlau, zwischen der Hisbollah und Israel vermittelt. Israel ließ daraufhin 400 palästinensische Häftlinge im Austausch für den Geschäftsmann Elhanan Tennenbaum und die Gebeine dreier entführter Soldaten frei. Am Freitagabend landete Uhrlau mit einer sechsköpfigen Delegation in Beirut. Details über mögliche Austausch-Verhandlungen mit der Hisbollah wurden nicht bekannt.

Im vergangenen Monat hatte sich die Familie Kuntars an die Familien der entführten Soldaten Goldwasser und Regev gewandt. Sie sollten Druck auf Olmert ausüben, damit dieser in einen Austausch einwilligt. Ein ranghoher israelischer Vertreter sagte am Sonntag auf die Frage, ob Israel darauf eingehe, dies sei nicht ausgeschlossen.

„Freilassung bringt weitere Entführungen mit sich“

Der Vater von Goldwasser, Schlomo, sagte: „Ich finde, alles ist gerechtfertigt, um meinen Sohn zu befreien… Diejenigen, die ihn dorthin entsandt haben, müssen ihn zurückbringen und einen Preis bezahlen.“

Anderer Meinung ist da nach einem Bericht der Tageszeitung „Ha´aretz“ die Vereinigung der Terror-Opfer in Israel. Israel dürfe nicht jeden Preis akzeptieren, um entführte Soldaten freizubekommen, sagte der Vorsitzender der Gruppe, Meir Indor. In einem Brief an Premier Olmert und Verteidigungsminister Amir Peretz erinnerte er daran, „dass einige Attentate in Israel von freigelassenen Terroristen verübt wurden“. Die Freilassung von Häftlingen führe nur zu weiteren Entführungen, so Indor. „Jede Freilassung bestärkt (die Milizen d.R.) in ihrem Glauben, dass ihr System funktioniert. Was nützt eine einzelne Freilassung, wenn dafür viele weitere Bürger in direkte Gefahr kommen?“ Indor fügte seinem Brief eine Liste mit Terror-Opfern bei, die von wieder freigelassenen palästinensischen Häftlingen getötet wurden.

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen