Zeit der Heuchler und Hasser

Es ist die Zeit der Heuchler. Der aktuelle Konflikt im Nahen Osten gibt Antisemiten neue Möglichkeiten, unter dem Deckmantel von Parolen und Phrasen offen ihre Ansichten zu propagieren. Die meisten Medien haben sich längst auf Israel eingeschossen. In immer neuen Bilderfluten aus dem Libanon werden uns die Kriegsgräuel israelischer Soldaten serviert. Kommentare beschäftigen sich mit dem Völkerrecht, der Verhältnismäßigkeit und den Vergeltungsschlägen. Und immer neu und immer mehr wird Israel ins Unrecht gesetzt.

Sehr selten kommen Bilder aus dem israelischen Kriegsgebiet, aus Naharija, Haifa, Safed, Metulla und Afula. Die Bilder von toten Juden würden die oft einseitig-antiisraelische Berichterstattung nur stören. Abgesehen davon, dass es aus Gründen der Achtung vor den Toten im jüdischen Selbstverständnis kaum solche Bilder auf dem Nachrichtenmarkt gibt.

Eine Schizophrenie tut sich auf: Vor allen aus dem linken Milieu kommen lautstarke Stimmen, wenn die Erinnerung an den Holocaust geschmälert wird. Mit neuen Gedenkstätten und Mahnmalen wird an den Massenmord in Europa erinnert. Die gleichen Mahner wenden sich mit wuterfüllten Wortmeldungen gegen den Staat Israel. Es ist die Zeit der Hasser.

Ich habe schon lange den Eindruck: Die Juden sind so „nette Opfer“ – ob durch Adolf Hitler schon bewiesen oder durch Ahmadinedschad ehrlich angekündigt. Die Welt weint, glaube ich, gern mit den Juden. Gedenkfeiern und Kranzniederlegungen machen sich gut. Tränenreich wird die Vergangenheit beschworen und gefordert: „Auschwitz darf sich nie wiederholen!“ Als im Golfkrieg 39 Scud-Raketen aus dem Irak kommend auf das unbeteiligte Israel niederprasselten und Juden mit Gasmasken angsterfüllt in ihren Wohnungen saßen, jüdische Babys in Spezial-Behältern gasdicht aufbewahrt wurden, kam kurz dieser Mitleidseffekt der Europäer. Die Toten hätte man bestimmt gern und gut betrauert. Falls sich die Juden jedoch erdreisten und zurückschlagen, dann findet man das gar nicht gut. Wenn sich Israel gegen die angedrohte Auslöschung wehrt, ist das bestimmt ein Kriegsverbrechen.

Auch die „Hessisch-Niedersächsische Allgemeine“ (HNA), meine Heimat-Zeitung in Kassel, bewegt sich seit Jahren in diesem Schema. „Schreiendes Unrecht“ titelt die Zeitung in ihrer Montagsausgabe und äußert sich zu den Ereignissen im libanesischen Kana. Einseitige Beschuldigungen liefern den Israel-Hassern oft die Plattform für ihre abstoßenden Auftritte, die sich dann etwa im Internet-Forum der HNA tummeln, wie unter anderem die Karikatur (siehe Foto oben) belegt.

Nobelpreisträger Imre Kertesz analysiert im Interview mit Eszter Raday den gegenwärtigen Antisemitismus in Europa: „Eine Sprache wurde entwickelt, die ich Euro-Antisemitismus nennen möchte. Für einen Euro-Antisemiten ist es kein Widerspruch, der Opfer des Holocausts in tiefer Trauer zu gedenken und im nächsten Satz unter dem Vorwand der Israel-Kritik antisemitische Äußerungen von sich zu geben. Die Erinnerung an den Holocaust ist notwendig, damit so etwas nie wieder passieren kann. Aber seit Auschwitz ist eigentlich nichts passiert, was ein neues Auschwitz unmöglich macht.“ (zitiert: „Die Welt“, 1. August 2006)

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