Suche
Close this search box.

EU-Büro wegen Karikaturen-Aufstand geschlossen

GAZA (inn) – Bewaffnete Palästinenser haben am Donnerstagmorgen vor dem Büro der EU-Kommission im Gazastreifen Stellung bezogen. Sie haben die Schließung des Büros erzwungen, weil sie gegen die Veröffentlichung von Karikaturen in einer dänischen Tageszeitung vor über vier Monaten demonstrieren wollen.

Die Angestellten des Büros hatten das Gebäude bereits vorher verlassen, berichtet die Tageszeitung „Jerusalem Post“. Die Bewaffneten verlangten eine Entschuldigung von den Regierungen in Dänemark, Norwegen und Frankreich.

Am 30. September 2005 hatte die dänische Zeitung „Jyllands-Posten“ aus dem dänischen Århus zwölf Karikaturen über den moslemischen Propheten Mohammed abgedruckt. Weltweit fühlen sich seitdem Moslems provoziert, boykottieren dänische Produkte, drohen skandinavischen Bürgern und organisieren Massenproteste. Zunächst druckte eine norwegische Zeitung die Karikaturen nach, in den letzten Wochen folgten andere europäische Blätter. Am Mittwoch veröffentlichten auch die „Berliner Zeitung“ und „Die Welt“ die Zeichnungen.

Auch die Pariser Zeitung „France-Soir“ druckte die Karikaturen auf der Titelseite. Dazu schrieb sie den Satz: „Ja, man hat das Recht, Gott zu karikieren.“ Daneben stellte sie eine Karikatur, auf der Buddha, der christliche und jüdische Gott sowie Mohammed zu sehen waren. Gott sagt zum islamischen Propheten: „Beklag Dich nicht, Mohammed, wir alle werden hier lächerlich gemacht.“ Inzwischen wurde der Chef der Zeitung, Jacques Lefranc, entlassen. Der ägyptische Besitzer von „France-Soir“, Raymond Lakah, nannte die Entlassung am Mittwoch ein deutliches Zeichen, dass die Überzeugungen aller Menschen geachtet würden. Die dänische „Jyllands-Posten“ hatte sich am Montag dafür entschuldigt, dass sie die religiösen Gefühle von Moslems verletzt habe.

Die Bewaffneten riefen die palästinensische Bevölkerung auf, Produkte aus den Ländern zu boykottieren. Ob der Aufruf auch deutsche Produkte betreffe, war bislang unbekannt.

Ein Flugblatt der Terror-Gruppe „Islamischer Dschihad“ verkündete, dass das EU-Büro und die Kirchen in Gaza angegriffen würden. Außerdem sollten alle Franzosen den Gazastreifen verlassen.

Am Mittwochabend drohten die Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden und die „Volksfront zur Befreiung Palästinas“ (PFLP) damit, die dänischen und norwegischen Konsulate in den Palästinensergebieten in die Luft zu sprengen, berichtet der israelische Rundfunk.

Auch das norwegische Konsulat in Al Ram im Westjordanland ist am Donnerstag geschlossen worden. „Wir betrachten die Situation als sehr ernst“, sagte der Sprecher des norwegischen Außenministeriums, Rune Bjaastad. Neun norwegische Diplomaten und 14 Mitarbeiter arbeiten in dem Büro.

Der dänische Premierminister Anders Fogh Rasmussen erklärte, das Thema habe längst die Grenzen Dänemarks überschritten. „Wir sprechen über ein Thema, das grundlegende Bedeutung dafür hat, wie Demokratien funktionieren“, sagte er gegenüber der Tageszeitung „Politiken“ aus Kopenhagen. „Man kann mit Recht sagen, dass dies nun ein größeres Thema geworden ist.“

„Man sieht: Im Westen gibt es unterschiedliche Maße für moralische Parameter“, schrieb die pan-arabische Tageszeitung „A´Schark al-Awsat“. „Wenn der dänische Cartoon von einem jüdischen Rabbi gehandelt hätte, wäre er nie veröffentlicht worden.“

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen