Der Tempel und sein Ort

Palästinensische Araber sprechen Juden einen Bezug zum Land Israel ab und verdrehen dabei die Geschichte. Das sah vor 100 Jahren noch anders aus.
Von Daniel Frick
Blick auf den Tempelberg: Nach gängiger Auffassung standen dort einst die beiden jüdischen Tempel

Seit Jahrzehnten versuchen palästinensische Araber, die Verbindung zwischen dem jüdischen Volk und dem Land Israel zu leugnen. So behauptete Jasser Arafat (1929–2004) bei den Camp-David-Verhandlungen im Juli 2000, in Jerusalem habe sich nie ein jüdischer Tempel, sondern nur ein Obelisk befunden. US-Präsident Bill Clinton, selbst ein Baptist, hielt dem Vorsitzenden der Palästinensischen Autonomiebehörde entrüstet entgegen: „Nie ein jüdischer Tempel? Wollen Sie mir sagen, dass meine Bibel nicht stimmt?“

Die Tradition dieser Leugnung führt Arafats Amtsnachfolger Mahmud Abbas weiter, so etwa in diesem Frühjahr. Am 23. April tagte der Zentralrat der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) in Ramallah. In seiner im Fernsehen übertragenen Rede behauptete Abbas, dass sich die beiden jüdischen Tempel im Jemen befunden hätten. Er berief sich dabei auf den Koran und auf „andere göttliche Bücher“. „Wer gerne etwas über Religion liest, kann es nachprüfen.“

Dass die jüdischen Tempel in Jerusalem standen, belegen indes auch außerbiblische Quellen und antike Zeugnisse. So zeigt der Titusbogen in Rom die Plünderung des Tempelschatzes nach der Eroberung Jerusalems im Jahr 70.

Geschichtsklitterung bei den Vereinten Nationen

Nichtsdestotrotz hat die Weltgemeinschaft Geschichtsklitterungen im Sinne der Palästinenser gerne mitgetragen. So verwendete die Kulturorganisation der Vereinten Nationen (UNESCO) in einschlägigen Resolutionen ausschließlich den arabischen Namen für das Areal („Haram el-Scharif“/„Erhabenes Heiligtum“) und blendete damit den jüdischen Bezug aus. Dabei ist der Ort für Muslime nach Mekka und Medina lediglich die drittheiligste Stätte, für Juden die heiligste.

Die Absicht dieser Leugnungen ist klar: Die „palästinensische Sache“ soll gerechtfertigt werden und höhere Weihen erhalten. Wer den Juden die Verbindung zum Land Israel abspricht, ist schnell bei der Ansicht, Juden seien Kolonisten, Palästinenser hingegen Ureinwohner. Von da ist es nicht weit zur Forderung nach einem „Palästina vom Fluss bis zum Meer“, also der Auslöschung Israels.

Vielsagender Reiseführer

Umso bemerkenswerter, dass die tonangebenden Muslime in dem Land westlich des Jordans einst wie selbstverständlich vom Tempel in Jerusalem sprachen. Vor 100 Jahren veröffentlichte der Oberste Muslimische Rat, das höchste muslimische Gremium im damaligen Mandatsgebiet Palästina, einen englischsprachigen Reiseführer zum „Erhabenen Heiligtum“. Bei den einleitenden Bemerkungen zur Geschichte des Areals heißt es: „Dessen Übereinstimmung mit der Stätte des salomonischen Tempels ist unstrittig.“

Vor 100 Jahren betonte ein von Muslimen herausgegebener Reiseführer, das „Erhabene Heiligtum“ sei identisch mit der Stätte des salomonischen Tempels Foto: Oberster Muslimischer Rat; Screenshot Israelnetz
Vor 100 Jahren betonte ein von Muslimen herausgegebener Reiseführer, das „Erhabene Heiligtum“ sei identisch mit der Stätte des salomonischen Tempels

Die Verfasser halten außerdem fest, dass es sich „nach allgemeinem Glauben“ um den Ort handelt, wo David einst Opfer darbrachte. Sie zitieren dazu aus der jüdischen Bibel, nämlich aus 2. Samuel 24,25: „Und David baute daselbst dem HERRN einen Altar und opferte Brandopfer und Dankopfer. Und der HERR wurde dem Land wieder gnädig, und die Plage wich von dem Volk Israel.“

Der Präsident des Obersten Muslimischen Rates war damals interessanterweise der berüchtigte Amin al-Husseini (1895–1974), den die Nazis später von Berlin aus antisemitische Rundfunkreden für die Araber halten ließen. Der Anti-Zionist war seit 1921 Großmufti von Jerusalem, seit 1922 leitete er den Rat. Der Kampf um das Land hatte damals schon begonnen, spätestens mit den Nabi-Musa-Unruhen von 1920, die Al-Husseini mitgeschürt hatte.

Von der Hetze zum Terror

Schon bald begannen die Lügen rund um den Tempelberg. Im Jahr 1929 kam erstmals die Behauptung auf, Juden wollten die Al-Aqsa-Moschee zerstören. Auch hier verantwortete Al-Husseini die Hetze. Sie führte zum Massaker von Hebron, bei dem 67 Juden aus der Erzväterstadt getötet wurden.

Besagte Behauptung ist nach wie vor beliebt. Zu einer Zuspitzung kam es vor zehn Jahren, als Palästinenser wegen derartiger Hetze, diesmal aus dem Mund von Abbas und von Medien der Autonomiebehörde, zahlreiche Juden ermordeten. Zwischen Oktober 2015 und März 2016 registrierten israelische Sicherheitsbehörden 211 Messer-, 83 Schuss- und 42 Autoangriffe. Dabei wurden 38 Israelis getötet und 235 Palästinenser, davon 130, als sie einen Angriff verübten.

Gewagte Lesart

Die These vom „Tempel im Jemen“ ist etwas jünger als die Gerüchte zu Al-Aqsa. Als Urheber gilt Kamal Salibi (1929–2011). Im Jahr 1985 veröffentlichte der damalige Professor für Geschichte und Archäologie an der Amerikanischen Universität von Beirut – und in seinem Selbstverständnis ein Christ – ein entsprechendes Buch. Demnach herrschte König Salomo einst in der Region Asir im Südwesten des heutigen Saudi-Arabien und baute dort den Tempel. Das deutsche Magazin „Spiegel“ widmete dieser These damals eine dreiteilige Serie, in der akademischen Welt stieß sie auf Ablehnung.

Salibi behauptete, dass zahlreiche Ortsnamen, die in der jüdischen Bibel vorkommen, in der Region Asir zu finden seien, die biblischen Geschichten also dort spielen. Demnach kamen die Israeliten von Ägypten zunächst dorthin, erst nach dem babylonischen Exil seien sie in das Gebiet gelangt, das heute als Land Israel bekannt ist. Mit den „anderen göttlichen Schriften“ meinte Abbas im April also die jüdische Bibel in der Deutung Salibis.

Israelnetz Magazin

Dieser Artikel ist in einer Ausgabe des Israelnetz Magazins erschienen. Sie können die Zeitschrift hier kostenlos und unverbindlich bestellen. Gern können Sie auch mehrere Exemplare zum Weitergeben oder Auslegen anfordern.

Bereits Arafat hatte diese These aufgegriffen: Im Jahr 2003 verlegte er die Tempel rhetorisch kurzerhand in den Südwesten der arabischen Halbinsel, nachdem er sie drei Jahre zuvor bei den Camp-David-­Verhandlungen noch in Nablus verortet hatte. Er selbst habe den Jemen besucht, sagte er arabischen Führern aus Nordisrael am 25. September 2003. Dabei habe er mit eigenen Augen die Stätte der damaligen Tempel im Jemen gesehen. Gewissermaßen ist das eine Steigerung der Lüge vom „Tempel in Nablus“, denn damit weist der heiligste Ort der Juden keinerlei Bezug mehr zum Land Israel auf.

Diese Art von Verdrehung führt nicht nur zu Gewalttaten, sondern gilt als ultimatives Friedenshindernis: Die fehlende Akzeptanz einer jüdischen Präsenz im Land Israel. Arafat betonte bei den Camp-David-Verhandlungen, er könne keine Kompromisse eingehen, weil es keinen jüdischen Tempel in Jerusalem gegeben habe und eine israelische Souveränität, auch in Teilen, dort daher nicht gerechtfertigt sei.

Die Weltgemeinschaft scheint derlei Sichtweisen immer bereitwilliger aufzunehmen. Im Gegensatz dazu hatte Clinton Arafat damals noch wütend entgegengehalten: „Lassen Sie mich Ihnen etwas sagen, Herr Vorsitzender: Als mein Messias Jesus Christus auf dem Tempelberg wandelte, sah er keinerlei Moscheen, er sah keine Al-Aqsa, er sah keinen Felsendom. Er sah lediglich den jüdischen Tempel!“

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

4 Antworten

  1. Danke für den Bericht. DIeser zeigt den Irrsinn der ganzen Situation heute.
    Für mich ist es erstaunlich, dass sich die Lügen so lange halten können, schließlich gibt es eine christliche Religion, die ja auch den jüdischen Ursprung kennt und auch den Tempel in Jerusalem.
    Wo ist der Aufschrei im „Christentum“ ? Gibt es so wenig Mächtige, dass „Palästina“ so viel Terror und Macht hat ? Wenn die eingepfropften Zweige die WAHRHEIT des Tempels und des Gelobten Landes bezeugten, dann hätte Abbas nicht soviel Zuspruch. Die Wahrheit ist die, dass Gott Sein Volk ein viertes Mal vom Gelobten Land weggenommen hat, aber hat sie 1948 / 1967 wieder hineingeführt. Das Licht des Sechstagekriegs hat eine hohe Bedeutung, nun muss aber endlich die Welt auch dieser Wahrheit folgen.
    UN-Organisationen müssen geschwächt werden, UNRWA darf nicht mehr Geld erhalten, wir brauchen kein DEN HAAG als Intern. Gerichtshof gegen Israel. Wir brauchen Israel-Netzwerk, die Bibel und vor allem einen starken Glauben an den lieben Gott.

    7
    1. (Wo ist der Aufschrei im „Christentum“ ?Wir brauchen Israel-Netzwerk, die Bibel und vor allem einen starken Glauben an den lieben Gott.)

      Was dies angeht Martin, viele Menschen auf der Welt wenden sich von der Religion ab, das beobachte ich nicht nur hier in Deutschland sondern auch in Israel wo sich immer mehr junge Menschen von der Religion distanzieren, das sehe ich bei meinem beiden Töchtern die sich zwar kulturell zum Judentum bekennen, jüdische Werte und Traditionen schätzen, sich mit der jüdischen Geschichte und dem jüdischen Volk verbunden fühlen, aber religiöse Praktiken ablehnen oder nicht befolgen.

      Ich bin Lehrer an einer Fachschule in München, und immer wieder beobachte ich in der Kantine bei der Mittagspause, dass viele Muslimen kein Problem damit haben, sich mit Schweinefleisch zu ernähren, was mich aber wirklich überrascht hat ist, das die überwiegende Mehrheit davon, während des Ramadans schon beim Mittagessen mit ihrem Fasten gebrochen haben. Es gibt kaum noch Junge religiöse Menschen.

      Das gleiche gilt für meinen Töchtern; sie praktizieren keine religiöse Rituale wie Gebet, Kaschrut (koscheres Essen) oder Sabbat-Einhaltung, sie sehen diese nur als kulturelle Erbe.

      Aber auch in anderen großen Ländern wie in Russland, Brasilien, Mexiko, China, Japan und den USA ist die Religion immer mehr auf Rückzug, sogar in muslimischen Ländern wie der Iran und der Türkei bezeichnen sich die Mehrheit der Bevölkerung als säkular.

      3
      1. Diese Entwicklung ist traurig, auch bitter, dass dies auch in München einzieht. Aber: Ich glaube, dass diese anti-religiöse Zeit so nicht bleiben wird, es ist auch noch nicht die Apokalypse, sondern nur eine ganz schwere Zeit, nicht nur, dass sich die Menschen von Religionen abwenden, sondern, dass es soviele Kriege gibt. Wir brauchen Menschen, die etwas bewirken, der Glaube ist da, weil es ja viele Menschen gibt, so wie auf Israel Netzwerk, die für etwas Besseres kämpfen. Es ist wie in Hiob, und ich glaube an das Gute des 42.Kapitels, dass all die guten Menschen auch mal Gehör finden werden, in baldiger Zukunft. Momentan ist viel Finsternis…

        1
  2. Angeblich keine Bezüge zum Heiligen Land, aber Funde um Funde, Kultstätten, Brunnen, Krüge, Zisternen, Festungen, Schmuck, Münzen, Synagogen aus alter Zeit … Alles aus 3.000 Jahren und jüdisch, aber weit und breit nichts, was auf die „Falestinim“ („Palästinenser“) in dieser Zeitspanne hinweist …

    Es ist der reinste Irrsinn.

    💙🤍🇮🇱
    🖤❤️💛🇩🇪

    4

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen