Die BBC in der Krise

Ein Dossier legt erneut den Schluss nahe, dass die BBC gegenüber Israel voreingenommen ist. Nach personellen Konsequenzen gelobt der britische Sender Besserung.
Von Israelnetz
BBC

LONDON (inn) – Der britische Sender BBC ist schon länger mit Vorwürfen einseitiger und verzerrender Berichterstattung konfrontiert. In den vergangenen Tagen ist die Kritik derart aufgeflammt, dass unter anderen der Senderchef Tim Davie seinen Posten abgeben musste. Dabei spielt auch die Berichterstattung über den Gazakrieg eine Rolle.

Die britische Zeitung „Telegraph“ hatte vergangene Woche ein 19-seitiges Dossier von Michael Prescott veröffentlicht. Prescott war bis Juni bei der BBC als unabhängiger Berater für die Einhaltung redaktioneller Standards tätig. In dem Dossier bekundete er auch seinen Frust über den Unwillen bei der BBC, Kritik ernst zu nehmen.

Zu den Vorwürfen gehört unter anderem die Berichterstattung über Donald Trump. So soll das Magazin „Panorama“ die Rede des US-Präsidenten am 6. Januar 2021 vor dem US-Kapitol so zusammengeschnitten haben, dass es wie ein Aufruf zu politischer Gewalt klang. Prescott bemängelte ferner eine unkritische Haltung der BBC bei Trans-Themen.

Ein Sender, zwei Welten

Ein erheblicher Teil des Dossiers befasst sich mit der Berichterstattung zum Gazakrieg: So gebe die BBC in ihrem arabischsprachigen Programm „BBC Arabic“ der Sichtweise der Terror-Organisation Hamas großen Raum. Es fänden sich dort erhebliche Unterschiede zur englischsprachigen Version.

Als ein Beispiel nennt Prescott in dem Dossier einen Bericht über die Jesidin Fawzia Amin Sido. Die israelische Armee rettete die 21-Jährige im Oktober 2024 aus dem Gazastreifen. Die Terrorgruppe Islamischer Staat hatte sie im Alter von zehn Jahren im Irak verschleppt und dann an einen Hamas-Anhänger im Gazastreifen verkauft.

Laut Prescott berichtete die englischsprachige BBC über dieses Schicksal. Das arabischsprachige Pendant schürte jedoch Zweifel daran: Ein Großteil des Berichtes bestand demnach aus einer Gegendarstellung der Hamas. Bereits in der Überschrift fand sich der Zusatz: „Hamas sagt BBC: ‚Israel hat die Geschichte erfunden‘“.

Aspekte unterschlagen

Als weiteres Beispiel führt Prescott die Berichterstattung über den Raketeneinschlag in Madschdal Schams auf, bei dem im Sommer 2024 zwölf Kinder und Jugendliche getötet wurden. Auf Englisch griff die BBC die Leugnung der Hisbollah auf, aber auch Beweise dafür, dass die Terrormiliz andere Ziele in der Nähe beschossen hatte.

Der Bericht auf der arabischen Seite erschien vier Stunden später, unterschlug aber die anderen Angriffe der Hisbollah. Zudem war in der Überschrift nur von getöteten „Israelis“, nicht von „Kindern“ die Rede. Zwei Tage später veröffentlichte „BBC Arabic“ zudem die unbelegbare Behauptung des Iran, Israel habe den Angriff erfunden, um einen Vorwand für seine Angriffe auf die Hisbollah zu haben.

Für Prescott liegt der Schluss nahe, „dass der Umgang von ‚BBC Arabic‘ mit dieser Geschichte das Ziel hatte, israelisches Leid kleinzureden und Israel als Aggressor darzustellen“.

„Immer das Schlechteste über Israel glauben“

Das Dossier nennt viele weitere Beispiele. So habe „BBC Arabic“ einem Journalisten mit offen antisemitischer Haltung regelmäßig eine Bühne gegeben. Zudem habe die BBC in der Nachrichtensendung „Newsnight“ den israelischen UN-Botschafter Dani Danon mit der von UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher verbreiteten Behauptung konfrontiert, dass innerhalb von zwei Tagen 14.000 Babys an Hunger sterben würden – zu einem Zeitpunkt, als längst klar war, dass die Behauptung nicht stimmte.

Prescott beklagt, der BBC sei die Kritik bekannt, sie rede sie jedoch klein. „Es gibt kein Zeichen eines offenen Eingeständnisses von systematischen Problemen bei ‚BBC Arabic‘.“ Weiter schreibt er: „Es scheint, Vorwürfe gegen Israel werden ohne Überprüfung schnell verbreitet, ein Beleg für fehlende Sorgsamkeit oder das Bedürfnis, immer das Schlechteste über Israel zu glauben.“

Das israelische Außenministerium begrüßte am Sonntag den Rücktritt von Senderchef Davie und der Nachrichtenchefin Deborah Turness. Die BBC habe zu lange Desinformation verbreitet und damit Antisemitismus und Radikalisierung gefördert. Doch das Problem gehe über den Sender hinaus. „Die Zeit ist gekommen für echte Rechenschaft, um Integrität sowie fairen und faktenbasierten Journalismus herzustellen.“

Folgen Sie uns auf Facebook und X!
Melden Sie sich für den Newsletter an!

Mehrere britische Politiker hatten den Rücktritt von Davie gefordert, darunter die Oppositionsführerin Kemi Badenoch und der frühere Premier Boris Johnson (beide Konservative). Johnson warf der BBC vor, die Worte der Hamas als „Evangelium“ betrachtet zu haben.

Andere werteten das Dossier hingegen als eine Kampagne gegen den Sender. Die Journalistin Jane Martinson schrieb im „Guardian“, Prescott lasse seine anti-progressive Haltung erkennen. Die BBC mag Fehler begehen, dies rechtfertige aber nicht die Rücktritte.

BBC: Senderteam ‚neu strukturiert‘

Die BBC gestand indes am Montag zu, dass der Bericht über Trump ein Fehler gewesen sei. In einem Schreiben an den Kulturausschuss des Parlamentes bat der Vorsitzende Samir Shah um Entschuldigung. Trump indes behält sich vor, von der BBC einen Schadenersatz in Höhe von 1 Milliarde Dollar zu fordern.

Shah betonte in seinem Schreiben weiter, das Team von „BBC Arabic“ sei „neu strukturiert worden“. Zudem gebe es einen neuen arabischsprechenden Leiter für redaktionelle Qualität für das weltweit ausgestrahlte Programm. Diese und weitere Maßnahmen sollen dazu dienen, die in dem Dossier beschriebenen Probleme zu lösen. (df)

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen