Ehemalige Militäranwältin im Krankenhaus

Nach der Entdeckung ihres Mobiltelefons kommt die in Bedrängnis geratene Militäranwältin ins Krankenhaus. Die Ermittler gehen von einem Suizidversuch aus.
Von Israelnetz
Militäranwältin Tomer-Jeruschalmi

TEL AVIV (inn) – Die frühere Leiterin der Militäranwaltschaft, Jifat Tomer-Jeruschalmi, ist am Sonntag in ein Krankenhaus eingeliefert worden, nachdem sie eine Überdosis Schlaftabletten genommen hatte. Sie war eine Woche zuvor wegen der Veröffentlichung eines Videos festgenommen worden, das Reservisten bei der Misshandlung eines palästinensischen Häftlings zeigen soll.

Die Polizei geht von einem Suizidversuch aus. Für die Juristin bestehe keine Lebensgefahr, hieß es aus dem Ichilov-Krankenhaus in Tel Aviv. Sie sei bei Bewusstsein gewesen. Tomer-Jeruschalmi befand sich seit Freitag im Hausarrest in Ramat HaScharon.

Vor der Festnahme hatte sie gestanden, das Durchsickern des Videos von einer Überwachungskamera in der südisraelischen Haftanstalt Sde Teiman genehmigt zu haben. Am Sonntagabend bestätigte der israelische Polizeichef Danny Levy, dass sie
versucht habe, sich selbst zu töten. „Ihr Leben ist nicht rosig“, ergänzte er laut der Zeitung „Yediot Aharonot“. Vor dem Haus der ehemaligen Militäranwältin sei ein Demonstrant festgenommen worden.

Nach dem Geständnis wurde Tomer-Jeruschalmi am 2. November als vermisst gemeldet. Nach mehrstündiger Suche wurde sie an einem Strand nördlich von Tel Aviv gefunden. Ihr Mobiltelefon blieb jedoch verschwunden. Die Polizei zog eine Inszenierung vonseiten der Militäranwältin in Betracht, um belastendes digitales Beweismaterial loszuwerden. Derweil beteuerte diese, sie habe wirklich versucht, ihrem Leben ein Ende zu setzen.

Schwimmerin entdeckt Mobiltelefon

Mitarbeiter von Behörden und freiwillige Helfer suchten mehrere Tage lang die Strände von Tel Aviv und das Meer nach dem Telefon am. Am Freitag entdeckte eine Schwimmerin das Gerät bei Herzlia auf dem Meeresboden.

Am Strand drückte sie die rechte Taste – und ein Bild sei ihr „entgegengesprungen“, das sie aus den Medien kannte. Daraufhin habe sie das Mobiltelefon zur Polizei gebracht, gab sie zu Protokoll. Der Fundort liegt beim HaZuk-Strand, wo auch Tomer-Jeruschalmi selbst wieder aufgetaucht war.

Die Cyberbehörden bestätigten am Samstagabend, dass es sich um das Gerät der ehemaligen Militäranwaltin handelt. Die Polizei sicherte Daten von dem Gerät für ihre Ermittlungen.

Das Video war im August 2024 an den israelischen „Kanal 12“ übermittelt worden. Davor waren neun Reservisten festgenommen worden wegen des Verdachtes, sich an der Misshandlung des Häftlings beteiligt und ihm schwere Verletzungen zugefügt zu haben. Gegen fünf von ihnen wurde im Februar Anklage erhoben.

Tomer-Jeruschalmi: Wollte Rechts-Außen-Spektrum beschwichtigen

Tomer-Jeruschalmi gab an, sie habe die Veröffentlichung des Videos genehmigt, um den Ärger über die Festnahme im Rechts-Außen-Spektrum zu beschwichtigen. Polizeichef Levy sagte nun, der Vorfall werde untersucht, um zu gewährleisten, dass Dinge aus dem Militär nicht veröffentlicht und die Soldaten geschützt würden.

Der demnach misshandelte Häftling wurde mittlerweile im Rahmen das Deals vom 9. Oktober zusammen mit knapp 2.000 Gefangenen aus der Haft entlassen. Er kehrte in den Gazastreifen zurück. Deshalb ist unklar, wie es mit dem Prozess gegen die Reservisten weitergeht.

Gegen Tomer-Jeruschalmi indes wird unter anderem wegen des Verdachts auf Betrug und Vertrauensbruch sowie auf Amtsmissbrauch ermittelt. Weitere Vorwürfe lauten auf Widerstand gegen die Justiz und ungesetzliche Enthüllung von Material. (eh)

Sollten Sie selbst von Suizidgedanken betroffen sein, suchen Sie sich umgehend Hilfe. Bei der anonymen Telefonseelsorge finden Sie rund um die Uhr Ansprechpartner unter: 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222.

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