Als am 17. September 2024 Pager, und am 18. September Walkie-Talkies von Tausenden Hisbollah-Mitgliedern im Libanon explodierten, schwächte das die Terrormiliz enorm. Experten auf der ganzen Welt wunderten sich, wie eine solche Operation geplant und durchgeführt werden konnte. Die ZDF-Dokumentation „Operation Apollo – Die Pagerattacke des Mossad“ versucht, Licht ins Dunkel zu bringen. Die drei Teile, die in der ZDF-Reihe „frontal“ ausgestrahlt wurden, sind seit dem 3. November 2025 in der Mediathek des Senders zu sehen.
Die Dokumentation ist unter anderem deswegen wertvoll, weil sie – besonders im ersten Teil – den Schlag per Pager und Funkgeräte in einen größeren politischen Kontext einbettet. Es wird klar, dass es hier nicht um Hass ging, sondern um eine militärische Strategie der Selbstverteidigung. Auch den Anschlag der Hamas vom 7. Oktober 2023 thematisiert die Sendung. Oded Eilam, langjähriger leitender Mitarbeiter des Mossad, gibt im Interview zu: Der Mossad hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt zu wenig mit der Hamas im Gazastreifen befasst. Nach dem 7. Oktober schloss sich die Miliz dem Krieg der Hamas an; bereits einen Tag nach dem Massaker im Gazastreifen beschoss die Miliz vom Libanon aus Israel.
Ehud Olmert, israelischer Premierminister von 2006 bis 2009, stellt im Interview klar: Der Mossad habe die Aufgabe, Israel vor Bedrohungen zu schützen und Feinde Israels auszuschalten. Israel zog sich zwar 2000 aus der Pufferzone im Südlibanon zurück, doch von da an griff die Hisbollah Israel fast täglich an. Die Hisbollah wiederum werde finanziert und maßgeblich gesteuert von den Ajatollahs im Iran.
Auslieferung über eine Scheinfirma in Taiwan
Verschiedene ehemalige Mossad-Offiziere kommen im Film – unkenntlich gemacht – zu Wort. Einer sagt: „Kein Mensch benutzt heute mehr Pager – doch die Hisbollah tut das.“ Und zwar genau aus dem Grund, weil diese Geräte eigentlich veraltet sind und nur wenige Funktionen haben. Doch man könne sie weder abhören noch orten. Ein anderer Agent sagt: „Das Ziel war nicht, den jeweiligen Terroristen zu töten. Wenn er verwundet wird, muss man ihn ins Krankenhaus bringen und ihn versorgen. Man muss Geld und Zeit in diese Bemühungen investieren. Und Menschen ohne Hände und Augen sind lebende Beweise, die im Libanon zeigen können: ‚Legt euch nicht mit uns an!‘“
Am erstaunlichsten an der Dokumentation des Journalisten Marcus Weller ist vielleicht, dass die Filmemacher auch drei Hisbollah-Mitglieder für ein Interview gewinnen konnten. Ihre Gesichter sind noch immer von der schweren Verletzung durch die Explosionen gekennzeichnet.
Auf die technischen Details der Operation geht am meisten Eran Tuval ein, ehemaliger Leiter der Laboratorien in der israelischen Armee. Er erklärt unter anderem, dass in den Geräten Bauteile ausgebaut und durch den Sprengsatz ersetzt werden mussten. Heutige Akkus seien Lithium-Ionen-Batterien und hätten eine höhere Energiedichte als ältere Batterien mit Nickel-Cadmium-Verbindungen. Deswegen konnte man Platz in den Akkus für den Sprengstoff verwenden, dabei blieben jedoch Gewicht und Größe des Akkus erhalten.
Werbe-Videos vom Mossad
Ab Sommer 2024 wurden Tausende Pager an Funktionäre der Hisbollah ausgeliefert. Der Mossad drehte sogar extra Werbe-Videos, um den eigentlich etwas altmodischen Pager der Hisbollah schmackhaft zu machen. Am Tag der Explosion gaben sie ein lautes Piepen von sich. Selbst wenn der Besitzer sie auf lautlos gestellt hatte. Ziel war es, die Nutzer dazu zu bringen, aufs Display zu schauen – in diesem Moment sollte der Sprengsatz detonieren. Einen Tag nach den Pagern explodierten die Walkie-Talkies. Teilweise traf es Hisbollah-Kämpfer auf Beerdigungsfeiern für Kollegen, die es am Tag zuvor getroffen hatte. Dass die Technik auf beiden Geräten funktionierte, vergrößerte die Wirkung immens. Hinzu kommt laut Oded Eilam das Misstrauen, das die Aktion innerhalb der Hisbollah auslöste und „wie Gift“ wirkte.
„Apollo“ wird die Aktion deswegen genannt, weil die Firma in Taiwan, die die Pager herstellt, „Gold Apollo“ heißt. Auch dieser Spur geht die Dokumentation nach: Wie konnte es so lange verborgen bleiben, dass aus den Pagern dieses Herstellers kleine Waffen gemacht wurden? Tatsächlich erweckten die neuen Pager zu einem bestimmten Zeitpunkt Verdacht bei der Hisbollah, denn ihre Akkulaufzeit entsprach nicht der vom Hersteller angegebenen. Die gesamte Mission geriet in Gefahr. Ein Techniker aus dem Iran sollte die Pager untersuchen. Israel verhinderte das, indem sie diesen zuvor tötete.
Wer mehr wissen möchte über die Planung und Umsetzung eine der vielleicht wichtigsten Mossad-Operation überhaupt, sei „Operation Apollo“ sehr empfohlen. Der ehemalige israelische Premier Ehud Olmert zeigt sich überzeugt: „Es gibt noch viele ähnliche Operationen, die noch viel ausgefeilter und effektiver sind, und die durchgeführt werden, um den Staat Israel zu verteidigen.“
„Operation Apollo – Die Pagerattacke des Mossad“, aus der ZDF-Reihe „frontal“, seit 3. November 2025 in der ZDF Mediathek
Eine Antwort
@ Israelnetz
Vielen Dank und Kompliment an Jörn Schumacher für die brillante inhaltlich zusammenfassende Darstellung dieser sehenswerten aufschlussreichen und spannenden Doku!