Dass sich die Nationalsozialisten für ihre Verbrechen mehr als einmal den 9. November aussuchten, war kein historischer Zufall. Am 9. November 1918 hatte der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann aus einem Fenster des Reichstags in Berlin die Republik ausgerufen und das Kaiserreich für beendet erklärt. Für die Nazis war der 9. November ein Datum der Schande. 1923 versuchten an diesem Tag der Weltkriegsgeneral Erich Ludendorff und der Weltkriegsgefreite Adolf Hitler, durch einen Putsch in München die Herrschaft an sich zu reißen – erfolglos.
Die Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 stand 15 Jahre später in direktem Zusammenhang zum Scheitern von 1923. Beim traditionellen Treffen der NSDAP-Führung anlässlich des Jahrestags des Hitler-Putsches initiierte Propagandaminister Joseph Goebbels mit einer seiner Hetzreden die – wegen der Glasscherben der zerstörten Synagogen, Geschäfte und Wohnungen – auch „Kristallnacht“ genannte Gewaltwelle gegen Juden und deren Gebäude. Der Nazi-Demagoge bemerkte beiläufig, dass die NSDAP selbst keine Aktionen gegen Juden organisieren, aber Aktionen anderer Gruppen auch nicht verhindern werde.
Das verstanden die in München anwesenden SA-Leute als Aufforderung und aktivierten ihre Schlägertrupps im gesamten Reich. Als „offizieller“ Anlass für den anti-jüdischen Gewaltausbruch galt das Attentat vom 7. November 1938 auf den Legationsrat der deutschen Botschaft in Paris, Ernst vom Rath, durch den 17-jährigen polnischen Juden Herschel Grynszpan. Dieser 9. November 1938, an dem Tausende Juden von Deutschen in Deutschland gedemütigt, misshandelt, entrechtet und getötet wurden, sollte das Signal zum industriell geplanten, größten Völkermord in der Geschichte der Menschheit sein – mit sechs Millionen ermordeten Jüdinnen und Juden in Europa.
Weitere Zeitenwende
Und heute, 87 Jahre später, am 9. November 2025? Da müssen Menschen jüdischen Glaubens in diesem Land wieder Angst haben. Nach dem Holocaust sind nie wieder so viele Juden an einem Tag getötet worden wie am 7. Oktober 2023 beim Angriff der islamistischen Terrormiliz Hamas aus dem Gazastreifen auf Israel. Für den jüdischen Staat ist diese Attacke eine Stunde Null, denn es gibt die Zeit vor dem 7. Oktober 2023 und die Zeit nach dem 7. Oktober 2023.
Für uns in Deutschland bedeuteten der 7. Oktober 2023 und die Monate danach eine weitere Zeitenwende – nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Doch die Herausforderung, sich zu verteidigen, kommt seit zwei Jahren nicht von außen, sondern von innen. Zynisch gesagt: Offensichtlich hat es 1.200 von Islamisten ermordete Jüdinnen und Juden in Israel gebraucht, um unserer Gesellschaft deutlich zu machen, dass sie ein Problem mit Teilen der durch Migration und Geburtenquote stetig wachsenden muslimischen Bevölkerung hat. Zu den pro-palästinensischen Kundgebungen kommen mehr Leute als zu den pro-israelischen Mahnwachen. Das ist traurig und spiegelt doch die Zustände in unseren Städten wider.
Machtdemonstrationen im öffentlichen Raum von Muslimen, die den Judenhass in ihrer arabischen Heimat oder Community ganz natürlich mit der Muttermilch aufgesogen haben, machen den Leuten Angst. Viele Proteste gegen Israels militärische Reaktionen auf die barbarischen Terrorattacke der Hamas tragen die Symbole von Einnahme und Eroberung, wie auf dem Neptunbrunnen am Berliner Alexanderplatz. Wer diese Bilder sieht, der kann den Angriff auf die griechische Mythologie als eine der Wurzeln unserer Zivilisation als Kampf gegen den Westen interpretieren.
Dass kurz nach dem 7. Oktober 2023 ebenfalls in Berlin Häuser, in denen Judenhasser jüdische Bewohner vermuteten, mit Davidsternen beschmiert wurden, erinnerte an die dunkelsten Zeiten dieses Landes – eben an den 9. November 1938. Und als in unserer Hauptstadt harmlose Kunden der Kaffeehaus-Kette „Starbucks“ von pro-palästinensischen Protestlern bepöbelt und bedroht wurden, weil der „Starbucks“-Gründer Howard Schultz ein US-amerikanischer Jude ist, hätte der Staat eingreifen müssen.
Problem: Muslimischer Antisemitismus
Kann der Staat, also Politik und Behörden, dem Problem des muslimischen Antisemitismus auf den Straßen und in den Schulen überhaupt noch Herr werden? Oder spricht das bislang – trotz offenkundiger Straftatbestände – zögerliche Agieren von Polizei und Justiz bei anti-jüdischen Demonstrationen eher dafür, dass der französische Schriftsteller Michel Houellebecq in seinem Roman „Unterwerfung“ (2015) womöglich ganz richtig lag? Vielleicht ebenso richtig wie der deutsche Modedesigner Karl Lagerfeld, der vor sechs Jahren Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wegen der maßgeblich von ihr zu verantwortenden Flüchtlingspolitik einen schlimmen Vorwurf machte, indem er sagte: „Selbst wenn Jahrzehnte dazwischen liegen, kann man nicht Millionen Juden töten und später dann Millionen ihrer schlimmsten Feinde holen.“
Es ist kein Zufall, dass zwei Männer mit Wohnsitz in Frankreich die Tendenzen erkannt und benannt haben. Von dort sind seit zehn Jahren die meisten europäischen Juden nach Israel ausgewandert. Aus Angst vor körperlicher Gewalt bis zur Tötung.
Es gab die Ermordung jüdischer Schüler in Toulouse 2012, die Ermordung von Sarah Halimi 2017 und die Ermordung der Holocaust-Überlebenden Mireille Knoll 2018. Alle Täter waren Muslime.
Innenpolitischer Druck
Der innenpolitische Druck der arabischen Bevölkerung zeigt sich auch im französischen Abstimmungsverhalten bei den Vereinten Nationen. Bei einer Generalversammlung ließ Staatspräsident Emmanuel Macron Ende Oktober 2023 für einen israelfeindlichen Antrag Jordaniens stimmen, der die Terrorattacke der Hamas auf jüdische Zivilisten mit keinem Wort erwähnte. Deutschland, das sich bei der Abstimmung feigerweise enthielt, spielt bei den UN ebenfalls keine gute Rolle, wenn es um Israel geht.
Und nicht nur dort. Die von Politikern eingeübten Floskeln „Wir lassen nicht zu, dass …“ und „In Deutschland gibt es keinen Platz für …“ kann man nicht mehr hören. Doch, wir lassen diesen Platz für Judenhass im öffentlichen Raum zu. Die am Holocaust Schuldigen sind fast alle ausgestorben. Damit mag die Schuld zwar nicht mehr so präsent sein, aber sehr wohl die Verantwortung. Und bei aller Vergangenheitsbewältigung sollten wir damit anfangen, uns genau so sehr für die lebenden Juden zu interessieren wie für die toten Juden.
Der größte Unterschied zwischen Deutschen und Israelis sind die Lehren aus dem Holocaust. Wir wollen nie wieder Täter sein, und sie wollen nie wieder Opfer sein. Das jüdische „Nie wieder“ gilt jetzt. Am 9. November 2025 in Deutschland. Und an jedem Tag danach.
Von: Carl Brunke
2 Antworten
Die propalästinensischen Aktionen gegen Juden sind wirklich Ausdruck für eine katastrophale und gefährliche gesellschaftliche Entwicklung, die viele Menschen in Deutschland gefährdet.
Es ist eine trübe Zeit, ohne Bibelprophezeiungen ist die Zeit HEUTE NOCH SCHLIMMER als am 9.November 1938. Denn es erfüllten sich damals Prophezeiungen der Bibel, das Gottlose Volk aus dem Lied des Moses ist eindeutig das böse Deutschland, insbesondere im Nationalsozialismus.
Viele vom Anderen Deutschland mussten in der BRD zunächst feststellen, dass die Nazis in der BRD neue Ämter bekamen und die Wahrheit auf der Strecke blieb. Auch in der BRD war KEINE Besserung in Sicht, mit Ausnahme von Konrad Adenauer gab es sonst meist Nazis, die die BRD regierten. Martin Luther wird nun wieder geehrt, der 31.Oktober 1517 wird heroisiert, die guten Deutschen haben NICHTS zu sagen, und das Christentum ist erneut BÖSE. Zusätzlich gibt es den hier beschriebenen Islam, der durch die deutsche Politik unkontrollierbar wurde. Aber Dr. Merkel sagt, sie hätte alles richtig gemacht 2015.
Wir machen VIELES falsch, und Antisemitismus kommt in Deutschland von ALLEN SEITEN, nur wenige sind gottesfürchtig, und wenn, dann meist nicht in der Öffentlichkeit.
Deutschland bewegt sich zu einem noch düsteren Zeitalter entgegen, nun sind es die arabisch sprechenden Deutschen, die in Berlin u.a. hofiert werden.
Mit Bibel sage ich jedoch, diese Zeit wird nicht so bleiben, das pro-Israelische Zeitalter wird kommen, egal ob es Deutschland dann noch gibt oder nicht. Bayern und Österreich werden weiter existieren.