„Gerechte unter den Völkern“ im Porträt

Während der Nazizeit riskierten mutige Menschen ihr Leben, um Juden zu retten. Ein neuer Bildband widmet sich 36 dieser „Gerechten unter den Völkern“.
Von epd

BERLIN / FRANKFURT/MAIN (epd) – Ein Album stellt 36 Frauen und Männer vor, die während des Holocaust ihr Leben für die Rettung von Juden riskierten. Die neue Publikation der jüdischen Claims Conference trägt den Titel „Stärker als Angst“.

Es porträtiere die sogenannten „Gerechten unter den Völkern“ aus verschiedenen Ländern Europas, die insgesamt mehr als 220 Menschen vor Verfolgung und Tod bewahrten, erklärte die internationale Organisation zur Präsentation am Dienstagabend im Berliner Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“. Damit sollen auch Werte wie Empathie und Verantwortung angeregt werden. Das Buch sei „eine Lektion, die uns lehrt, dass es selbst in den dunkelsten Zeiten Menschen gab, die das Gute dem Bösen vorzogen“, heißt es im Vorwort.

Im Jahr 1963 begann die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem damit, Personen offiziell als „Gerechte unter den Völkern“ anzuerkennen. Dies beschreibt Nichtjuden, die dem jüdischen Volk in Zeiten der Not zu Hilfe kamen. Das Buch unterstreiche die extremen Herausforderungen, denen sich die Gerechten stellen mussten: „Die Beschaffung von Lebensmitteln, die Fälschung von Dokumenten und die Organisation sicherer Fluchtwege – Handlungen, die sowohl außergewöhnlichen Einfallsreichtum als auch unerschütterliche moralische Überzeugung erforderten.“

„Es war all die Risiken wert“

Einer von ihnen war der 1932 in Warschau geborene Witold Lisowski. Er half seinem gleichaltrigen jüdischen Freund Józef „Dudek“ Inwentarz, indem er ihn gemeinsam mit seiner Familie in ihrem Haus versteckte, obwohl darauf die Todesstrafe stand. Als die Gefahr wuchs, gab Witold Dudek sogar seine eigene Geburtsurkunde, damit dieser unter falschem Namen weiterfliehen konnte. „Wenn ich heute die dreißigköpfige Familie sehe, die Dudek gegründet hat, nachdem wir ihm geholfen hatten, den Zweiten Weltkrieg zu überleben, weiß ich, dass es all die Risiken wert war“, erklärte Lisowski im Rückblick.

Die 1951 gegründete „Conference on Jewish Material Claims Against Germany“ (Konferenz über jüdische materielle Ansprüche gegen Deutschland) entschädigt Holocaust-Überlebende in aller Welt. 2024 verteilte sie nach eigenen Angaben mehr als 535 Millionen US-Dollar Entschädigungen an über 200.000 Überlebende in 83 Ländern. Die Claims Conference hat ihren Hauptsitz in New York City. Zusätzlich unterhält sie Repräsentanzen in Frankfurt am Main, Wien und Tel Aviv.

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Eine Antwort

  1. In diesem unglückseligen Nazideutschland gab es viele über sich hinauswachsende „Gerechte“, die unter Gefahr von Leib und Leben den Juden auf verschiedene Weise geholfen haben. Immer noch zu wenig? Aber wer kann jemanden verurteilen? Ganz ehrlich, ich weiß nicht, ob ich das gewagt hätte. Und wer weiß, wie sehr auch wir noch herausgefordert werden in einer Zeit voller Antisemitismus, meist junge Leute, die von der Shoa nur vom Erzählen wissen und sich dem allgemeinen Mainstream anschließen. Weizsäcker sagte einmal:
    „Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah. Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird.“ ( jüd. Allgemeine)
    Ja, das sind wir!

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