BAGDAD (inn) – Die im Irak verschleppte israelisch-russische Doktorandin Elizabeth Tsurkov ist nach 903 Tagen wieder frei. Dies teilten US-Präsident Donald Trump (Republikaner) und die Familie der Geisel am Dienstag mit. Die 38-Jährige war im März 2023 entführt worden.
Der irakische Premierminister Mohammed Schia al-Sudani (Al-Furatajn) verkündete die gute Nachricht auf X: „Als Höhepunkt umfangreicher Bemühungen von unseren Sicherheitsdiensten, die sich über viele Monate hinzogen, geben wir die Freilassung der russischen Staatsbürgerin Elizabeth Tsurkov bekannt.“ Ihre israelische Staatsbürgerschaft nannte er nicht.
Der Irak spricht offiziell von einer „Gruppe von Gesetzlosen“, die Tsurkov verschleppt habe. Trump machte hingegen die pro-iranische Miliz „Kataeb Hisbollah“ für die Entführung verantwortlich. Er schrieb auf „Truth Social“, die Geisel sei „viele Monate lang gefoltert“ und nun von „Kataeb Hisbollah“ freigelassen worden. Sie befinde sich in der amerikanischen Botschaft in der irakischen Hauptstadt Bagdad. Die Terrorgruppe Hamas forderte er auf, die Geiseln im Gazastreifen unverzüglich freizulassen.
„Ich hörte zum ersten Mal seit zweieinhalb Jahren ihre Stimme“
Tsurkovs Schwester Emma ist amerikanische Staatsbürgerin. Diese Woche hält sie sich in Washington auf. Dort erfuhr sie die Neuigkeit vom US-Sondergesandten für Geiselangelegenheiten, Adam Boehler. Sie dankte Trump, Boehler, der US-Botschaft in Bagdad und der Organisation „Global Reach“ laut der Nachrichtenseite „Times of Israel“ für deren jeweilige Rolle bei der Freilassung. Ihr Dank galt auch dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu (Likud) und dessen Beauftragtem für Geiselangelegenheiten Gal Hirsch – „für ihre Hingabe und entschiedene Führung“.
Die beiden Schwestern haben bereits miteinander telefoniert. „Ich hörte zum ersten Mal in zweieinhalb Jahren ihre Stimme und konnte es immer noch nicht glauben“, erzählte Emma Tsurkov der Nachrichtenagentur AP. „Ich hörte ihre Stimme, und sie hörte meine. Es war die freudigste Erfahrung meines Lebens. Wir fingen beide an zu weinen und zu schreien.“
Eltern in Sibirien inhaftiert
Elizabeth Tsurkov wurde 1986 in St. Petersburg geboren. Ihre Eltern waren jüdische Dissidenten, die vorher in Sibirien inhaftiert waren. Als sie vier Jahre alt war, wanderte die Familie nach Israel ein. Sie ließ sich in der Siedlung Kfar Eldad in Judäa nieder, wo die Mutter noch immer lebt. Der Bruder und eine weitere Schwester wohnen in Israel, der Vater in Brasilien.
Nach dem Militärdienst studierte Tsurkov Internationale Beziehungen und Kommunikation an der Hebräischen Universität Jerusalem. Ihren Master machte sie in Nahoststudien an der Universität Tel Aviv. In Chicago befasste sie sich mit Politikwissenschaft, bevor sie ein Doktorandenstudium an der Universität Princeton im US-Bundesstaat New Jersey begann. Ihre Hauptthemen waren dabei Syrien, die Terrorvereinigung „Islamischer Staat“ und der syrische Bürgerkrieg. Sie betrieb Feldforschung unter anderem in Syrien, Jordanien und der Türkei.
Video mit „Bekenntnis zu Agententätigkeit“
In den Irak reiste sie – nicht zum ersten Mal – offenbar mit ihrem russischen Pass ein. Sie wollte dort zu pro-iranischen Gruppen wie der Bewegung des schiitischen Führers Moqtada Sadr recherchieren. Am 26. März 2023 verschwand sie. Wie eine irakische Geheimdienstquelle später der Nachrichtenagentur AFP kundtat, wurde sie entführt, als sie ein Café im Stadtviertel Karrada von Bagdad verließ.
Im November 2023 wurde ein Video veröffentlicht. Darin flehte sie auf Hebräisch um ihre Freilassung. Auch „gestand“ sie laut der Zeitung „Yediot Aharonot“, für den israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad und die amerikanische CIA tätig zu sein. Sie „forderte“, dass Israel seine „abscheulichen Taten“ einstelle.
Vor der Reise in den Irak trat Tsurkov als Kritikerin von Netanjahu auf. Zudem erklärte sie öffentlich: „Falls ich entführt werde, übt keinen Druck auf irgendjemanden aus, um meine Freilassung zu gewährleisten.“
Eine Quelle in der Organisation „Kataeb Hisbollah“ sagte der AFP am Dienstag, Tsurkov sei entsprechend den Bedingungen freigelassen worden: „Die wichtigste war, den Abzug von US-Truppen ohne Kampf zu erleichtern und dem Irak Konflikte oder Kämpfe zu ersparen.“ Die Geisel sei freigelassen worden, nicht befreit. „Keine Militäroperation wurde durchgeführt, um sie zu befreien.“
Abzug der US-Truppen gefordert
„Kataeb Hisbollah“ wurde im Krieg gegen den IS vom Iran trainiert. Mittlerweile ist die Organisation in die irakischen Sicherheitskräfte integriert und Teil der Öffentlichen Mobilisierungstruppe. Allerdings steht sie im Ruf, mitunter auf eigene Faust zu handeln.
Sie und andere Gruppen fordern den Abzug der im Krieg gegen den IS stationierten US-Truppen. Nach dem Beginn des Gazakrieges mit dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 verübten sie und andere pro-iranische Gruppen Angriffe auf US-Truppen im Irak und auch in Syrien. Diese reagierten mit dem Beschuss von Zielen, die einen Bezug zum Iran haben, was die Angriffe zum Erliegen brachte.
Die Anti-IS-Koalition im Irak soll noch dieses Jahr enden. Im September 2026 wollen die US-Truppen dann auch die autonome Kurdenregion im Norden des Landes räumen. (eh)
6 Antworten
Geisel Elizabeth Tsurkov wieder frei. Palästinenser dagegen.
Ich hoffe, es geht ihr gut. Schön, dass sie lebend wieder nach Hause kommt.🙏♥️
Jede Geisel die lebend und einigermaßen unverletzt freikommt ist etwas Positives.
Bring her home, hat funktioniert.
Welcome. Wunderbar.
Danke himmlischer Vater! Ich bitte dich um gute Wiederherstellung an Körper und Seele. Alles Gute!🙏🎗🇮🇱
Danke für die gute Nachricht durch Israel Netzwerk !
Ich hoffe, dass die freigelassene Geisel Elizabeth Tsurkov ihre Freiheit schön genießen kann !
Der Himmel jubelt! AM ISRAEL CHAI