Dokudrama über Tötung von Hind Rajab ausgezeichnet

Das Schicksal des im Gazastreifen getöteten Mädchens Hind Rajab bewegt die Gemüter. Ein entsprechendes Dokudrama erhält in Venedig den Großen Preis der Jury.
Von Israelnetz
Die tunesische Regisseurin Ben Hania erhielt für ihr Dokudrama beim Filmfestival von Venedig den Großen Preis der Jury

VENEDIG (inn) – Mit 24 Minuten Beifall hat das Publikum bei den Filmfestspielen von Venedig den Film „Die Stimme von Hind Rajab“ am Mittwoch bei der Premiere bedacht. Laut Beobachtern war dies der längste Applaus in der Geschichte des Kinos. Auch die Jury zeigte sich angetan: Sie zeichnete das Dokudrama am Sonntag mit dem Silbernen Löwen – Großer Preis der Jury aus.

Der Film der tunesischen Regisseurin Kauter Ben Hania schildert das Schicksal der fünfjährigen Palästinenserin Hind Rajab, die am 29. Januar 2024 im Gazakrieg getötet wurde. Er stützt sich auf ein Telefonat zwischen Mitarbeitern des Roten Halbmonds und dem Mädchen. Der 90-minütige Film spielt dabei fast ausschließlich in der Einsatzzentrale des Hilfswerks in Ramallah.

Kriegsschauplatz Gaza-Stadt

Der Vorfall hat für weltweite Aufmerksamkeit gesorgt. Hind Rajab befand sich mit Verwandten in einem Auto auf der Flucht aus Gaza-Stadt. Die Armee hatte zuvor die Bevölkerung aufgerufen, das Gebiet zu evakuieren. In den Tagen zuvor hatten sich dort Hamas-Terroristen wieder positioniert, nachdem die Armee diese zunächst vertrieben hatte.

Das Auto geriet unter Beschuss, zunächst wurden alle Insassen bis auf Hind Rajab und ihre Cousine getötet. Die Cousine kontaktierte den Roten Halbmond, wurde aber erschossen. Hind Rajab ging nach erneuter Kontaktaufnahme ans Telefon. Die Helfer versuchten, das verängstigte Mädchen zu beruhigen und sagten, Hilfe sei unterwegs. Dann brach der Kontakt ab.

Da ihr Schicksal lange nicht klar war, veröffentlichte der Rote Halbmond die Aufnahme des Telefonats. Zwölf Tage später kehrte die Familie nach dem Rückzug der Israelis in das Gebiet zurück und fand das Auto mit den toten Insassen. In der Nähe war ein palästinensischer Krankenwagen, der in Koordination mit den Israelis auf dem Weg zu dem Mädchen war, aber ebenfalls beschossen wurde. Beide Einsatzkräfte kamen dabei ums Leben.

Kritiker werfen der israelischen Armee vor, für den Beschuss des Autos und des Krankenwagens nicht nur verantwortlich zu sein, sondern vorsätzlich gehandelt zu haben. Die Armee wies die Vorwürfe zurück: Sie habe zu dem gegebenen Zeitpunkt in der Gegend nicht operiert. Allerdings hat sie bis heute keinen detaillierten Bericht zu ihrer Sicht veröffentlicht.

Analysen und Schlussfolgerungen

In der Folge haben sich verschiedene Akteure an eine Analyse des Vorfalls gemacht. So stellte die „Sky News“ anhand von Satellitenbildern fest, dass sich 15 israelische Militärfahrzeuge in der Umgebung befunden hätten. Bei den Anrufen hatte das Mädchen – und zuvor ihre Cousine – gesagt, dass sich ein Panzer in unmittelbarer Nähe das Autos befinde.

Andere Analysen legen die Vermutung nahe, dass die Hamas für die Tötung verantwortlich sei. So weise das Auto zwar zahlreiche Einschusslöcher auf, das Fahrgestell sei bei aller Zerstörung insgesamt aber noch intakt, was einen Treffer durch einen Panzer unwahrscheinlich erscheinen lasse. Denkbar sei auch, dass die Hamas den Panzer beschoss und dabei das Auto getroffen wurde.

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Zudem scheint das Auto gegen eine kleine Steinmauer geprallt zu sein. Offenbar hatte der Fahrer die Kontrolle verloren, vielleicht weil das Auto unter Beschuss geraten war. Das pro-israelische X-Konto „Gazawood“ weist darauf hin, dass die Hamas schon früher Zivilisten daran gehindert habe, aus Kampfgebieten zu fliehen.

Regisseurin: Film erzählt Geschichte eines Volkes

An dem Vorfall ist jedenfalls vieles unklar. Für die Regisseurin Ben Hania steht aber fest, dass der Film nicht nur die Geschichte des Mädchens erzähle. „Er erzählt tragischerweise die Geschichte eines ganzen Volkes, das Genozid erleidet, verübt durch das kriminelle israelische Regime, das ungestraft vorgeht.“

In den Besprechungen erzielte der Film größtenteils positive Beurteilungen. Besonders die Wucht der Emotionalität hinterließ Eindruck. Einige Rezensenten hinterfragten aber auch den auf Emotionalität dringenden Ansatz. Die Regisseurin verzichte auf jeglichen Kontext, daher sei der Film propagandistisch und einseitig, befand etwa der „Spiegel“.

Schon lange vor dem Film hat das Schicksal von Hind Rajab die Gemüter bewegt. So benannten anti-israelische Studenten an der New Yorker Columbia-Universität ein Gebäude nach ihr. Die Hind-Rajab-Stiftung hat es sich zum Ziel gesetzt, israelische Soldaten im Ausland aufzuspüren und wegen Kriegsverbrechen vor Gericht zu bringen.

Boykottaufrufe erneuert

Bei dem Filmfestival von Venedig hatten pro-palästinensische Gruppen dazu aufgerufen, die israelische Schauspielerin Gal Gadot auszuschließen. Sie hatte allerdings gar nicht geplant, dorthin zu kommen. Doch sie ist in dem Film „In der Hand Dantes“ zu sehen, der in Venedig außer Konkurrenz lief.

Regisseur Julian Schnabel wies sämtliche Boykott-Aufrufe zurück. Dafür gebe es keinen Grund, sagte er laut dem Fachmagazin „The Hollywood Reporter“ vor Journalisten. Er habe die Schauspieler seines Filmes aufgrund ihrer Fähigkeiten ausgewählt, betonte er.

Allerdings haben Filmschaffende am Sonntag erneut zum Israel-Boykott aufgerufen. Sie geben dabei die Zusage, sich von israelischen Filmeinrichtungen zu distanzieren, die nach ihrer Auffassung „an Genozid und Apartheid gegen das palästinensische Volk verwickelt sind“. Mehr als 1.200 Produzenten und Schauspieler, darunter Mark Ruffalo und Tilda Swinton, haben die Zusage unterzeichnet. (df)

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17 Antworten

  1. Das ist sehr tragisch. Aber was ist mit Ariel,Kfir und allen anderen Kindern aus Israel?
    Und noch einmal: Ursache für diesen Krieg ist der Überfall und die bestialischeTötung der Menschen plus Geiselnahme durch die Hamas!!!!!!

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      1. @Untertan
        Bitte kommen Sie nicht wieder mit dem Nova-Festival! Dann müsste jedes Jahr in Wacken ein Massaker oder etwas anderes Schlimmes passieren. Oder woanders auf der Welt! Das hat die Hamas aus eigener Entscheidung getan. Nicht weil der Herr sie geschickt hat. Oder es geschehen ließ aus Bestrafung!

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        1. Liebe Manu, es fällt kein Sperling vom Dach, ohne dass der Vater im Himmel es weiß! (Matth. 10,29).
          Lieber Gruß zu Ihnen Martin

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  2. Mir tut nicht nur das tote Mädchen leid, mir tun alle unschuldigen Kinder und Opfer dieses Krieges leid. Keine Boykottaufrufe, Unterschriftenaktion, keine Analysen, keine Demonstrationen und kein Ausschluss von Israelis bei Film oder Sport, machen die Opfer wieder lebendig. Israel wird seinen Weg gehen und keiner weiß, wie es ausgeht.
    OT: Mein Herz ist bleischwer wegen des Todes der vier blutjungen Soldaten. Mein aufrichtiges Beileid. Ist wohl kaum zu hoffen, ob sich das Blatt noch wendet. Sehr traurig.😓🙏🎗🇮🇱🛐

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  3. „Besonders die Wucht der Emotionalität hinterließ Eindruck. Einige Rezensenten hinterfragten aber auch den auf Emotionalität dringenden Ansatz. Die Regisseurin verzichte auf jeglichen Kontext, daher sei der Film propagandistisch und einseitig, befand etwa der „Spiegel“.“

    Dieses Urteil vom „Spiegel“ überrascht, ist man doch sonst anderes von ihm gewohnt.

    Die „Jüdische Allgemeine“ schreibt dazu:

    „Das Publikum hört im Film die Stimme eines Kindes – verwirrt, verzweifelt und immer wieder um Hilfe flehend. Zwischendurch schallen Schüsse aus der rauschenden Aufnahme, bis Hind letztlich verstummt. Das erschüttert viele Zuschauer nachhaltig: Einige weinen, als sie den Kinosaal verlassen. Am Ende gibt es die längsten stehenden Ovationen des Festivals und nach der Premiere Menschen, die im Kinosaal palästinensische Flaggen schwenken.
    Es ist ein Film, der auf die emotionale Überwältigung seiner Zuschauer setzt – und dem dies in Venedig eindrucksvoll gelungen ist. Manche sprachen aber auch von Kalkül und emotionaler Geiselnahme – also dem Gefühl, nicht anders zu können, als von der Geschichte überwältigt zu sein, und das halb-dokumentarische Werk nicht nach filmkritischen Maßstäben bewerten zu können.“

    Mein Fazit: Ich schließe mich beiden Einschätzungen an und bezeichne diesen Film als emotionale Erpressung und einseitige Manipulation des Publikums. Erinnert an die propagandistischen Wochenschau-Beiträge der Nazis gegen Juden, ist nur noch weitaus subtiler, eben 2.0 auf die heutigen Antisemiten abgestimmt.

    4
    1. Der Film hätte etwas Gutes bewirken können. Zu zeigen, daß gerade Kinder besonders im Krieg leiden. Kinder, die keine Schuld an der Politik der Erwachsenen haben. Er hätte die Frage unbeantwortet lassen können wie das Kind zu Tode gekommen ist und allen Kindern in Kriegsgebieten gewidmet werden. Chance vertan. Sehr schade! Das kleine Mädchen fände es sicher nicht gut daß ihr Sterben jetzt wieder für die Politik der Erwachsenen herhalten muß…..

      3
  4. Sogar der Spiegel findet diesen Film einseitig und propagandistisch…Meine persönliche Meinung : der tunesischen Filmemacherin würde ihr fettes, selbstzufriedenes Grinsen ganz schnell vergehen, wenn sie einen Film über die groben Missstände in ihrem eigenen Land machen würde. Tunesien, einst Vorreiter der arabischen Welt in vielen Dingen, speziell bei Frauenrechten, ist einem Sumpf von Islamismus, Volksverdummung und Korruption seiner senilen Elite versunken. Resultat : kaum noch Tourismus, Wirtschaft im A…Bourguiba muss sich im Grabe umdrehen.

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  5. Die tunesische Regisseurin Ben Hania erhält einen Großen Preis für ihren Israelhass.
    Filmfestival von Venedig abschaffen? Ja.

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  6. @Ella,“Israel wird seinen Weg gehen und keiner weiß, wie es ausgeht“. Der allmächtige Gott weiß es sehr genau, und am Ende, wird Gottes Eigentumsvolk, wie versprochen im verheißenen Land Kanaan in Frieden und großer Freude, sicher wohnen. Danke Jesus

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  7. Die Bibel sagt, wir können nicht ein Freund der Welt und ein Freund Gottes sein. Diese Wahrheit wird in Venedig mehr als sichtbar. „24 Minuten Applaus für das Böse!“
    Lieber Gruß Martin

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  8. Jedes unschuldige Kind das Opfer von Terror- Massakern- Kriegen -wann und wo auch immer in der Welt -wurde und wird- ist wie ein Schrei zum Himmel- sie haben NICHTS Böses verursacht
    Eine Sünde gegen die Schöpfung .

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    1. @Danke Frau Professorin Annette Krisper-Bešlić
      Wir können nicht verhindern, dass immer noch Waffen gesegnet werden und Gewinne daraus nicht in die Kassen für die Kinder überall auf der Welt fließen.

      Stattdessen bleiben es die Flüsse von Kindertränen im Innern der Steine.

      1
  9. Ohne den FIlm beurteilen zu können, zeitigt Venedig ein Bild, das einseitig Israel zum Täter macht und die sog. Pals zu Opfern. Gewiss, es gibt viele Opfer auf beiden Seiten, aber eben die BEIDEN Seiten werden nicht beleuchtet. Das Bild ist einseitig zu Lasten Israels.

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  10. Lasst uns einfach beten für Frieden und ein erlöstes Israel! Ich bin mittlerweile total entnervt von der Bosheit vieler Menschen in Bezug auf Israel. Es wurde angegriffen und die Gaza Araber liefern keine Lösung für nichts. Die Nazis wollten ihren totalen Krieg und danach sah Deutschland aus wie Gaza Stadt, die Geschichte wiederholt sich und manche wollen nichts daraus lernen. Ich habe mich mit einer Freundin verkracht, die 75 Jahre alt ist und noch NIE in Israel war, nicht in der Synagoge, keinen einzigen jüdischen Freund besitzt und mir mit ihrem Nachplappern des „Israel ist für den Kreig verantwortlich, unverhältnismäßig bla bla“ so auf die Nerven ging, dass ich sie als modernen Antisemitin bezeichnet habe und ich würde sie vorerst sperren. Hoffentlich ist das Drama bald gelöst. Ja Israelis sind Menschen und die machen Fehler und Gott liebt uns dennoch und möchte uns immer lieben. * SHALOM!
    Psalm 17 ff.
    7 Du rettest alle, die bei dir vor ihren Feinden Zuflucht suchen. Zeige doch auch mir deine wunderbare Liebe! 8 Bewahre mich wie deinen Augapfel! Beschütze mich wie ein Vogel seine Jungen 9 vor den gottlosen Menschen, die mich hart bedrängen, vor meinen Todfeinden, die mich umzingeln! 

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  11. In einem Interview hat die tunesische Regisseurin Ben Hania den iranischen Drehbuchautor Abbas Kiarostami zitiert, mit einer spannenden Aussage: „dass es keine Rolle spielt zu wissen, ob etwas wahr ist oder falsch, man darf im Kino lügen, sofern man damit einer tieferliegenden Wahrheit auf die Spur kommt. Das ist es, was zählt. Für mich ist es wesentlich, die Zuschauenden zu berühren, indem ich ihnen diese tiefere Wahrheit offenbare.“
    Das lässt das ganze nochmal in einem ganz anderen Licht erscheinen.
    Der Gegenspieler Gottes ist sehr geschickt und kreativ und ein Weltmeister Unwahrheiten zu verbreiten, und doch lässt der allmächtige Gott auch diese Lüge zu.
    Lieber Gruß Martin

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