Antisemitismus beeinflusst Reisepläne der Israelis

Mehr als die Hälfte der Israelis ändert Reisepläne wegen Berichten über antisemitische und israelfeindliche Übergriffe im Ausland. Das betrifft Juden und Araber.
Von Israelnetz
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JERUSALEM (inn) – Berichte über Antisemitismus und über die Belästigung israelischer Staatsbürger im Ausland wirken sich bei mehr als der Hälfte der Israelis auf die Reisepläne aus. In einer Umfrage des Israelischen Demokratie-Institutes (IDI) sagten 38 Prozent der Teilnehmer, die Vorfälle hätten Einfluss auf ihr Reiseziel. Weitere 18 Prozent wollen deshalb in der nahen Zukunft nicht ins Ausland reisen. Hingegen hatten 24 Prozent ohnehin keine Pläne, und 17 Prozent wollen ihre Reisen wie geplant durchführen.

Bei 42 Prozent der befragten Juden wirken sich Antisemitismus und Belästigung auf das Ziel aus, 17 Prozent wollen in naher Zukunft überhaupt nicht ins Ausland fahren. Von den Arabern gaben 17,5 Prozent an, die Berichte hätten Einfluss auf ihr Reiseziel. Überhaupt keine Auslandsreisen unternehmen deshalb 25,5 Prozent von ihnen.

Das IDI hatte vom 27. bis 31. Juli 601 Juden und 152 Araber befragt. Ein Thema dieser Umfragen ist die nationale Stimmungslage. Die Meinungsforscher ziehen dazu vier Indikatoren heran: Die Zukunft der demokratischen Herrschaft, der nationalen Sicherheit, der Wirtschaft und des sozialen Zusammenhaltes. Bei allen vier Aspekten stellten sie einen Rückgang im Vergleich zum Juni fest. Allerdings entspricht das Niveau damit wieder dem von den Monaten April und Mai.

Optimistisch bezüglich der Demokratie waren Ende Juli 37 Prozent der Teilnehmer (51 im Juni, 37 im Mai). Bei der nationalen Sicherheit bejahten dies 40 Prozent (47/37), bei der Wirtschaft 28 Prozent (34/27). Die Zukunft des Zusammenhaltes in der Gesellschaft betrachteten 23 Prozent hoffnungsvoll (26/24). Einen bestimmten Grund für die hohen Werte im Juni konnten die Meinungsforscher nicht ausmachen.

Mehrheit: Armee tut genug, um Leiden der Palästinenser zu lindern

Wegen Berichten und Bildern, die eine humanitären Katastrophe nahelegen, konzentrierten sich die Meinungsforscher diesmal auf das palästinensische Leiden. Von den Juden waren 78 Prozent der Ansicht, dass sich die Armee um eine Linderung bemühe. 15 Prozent vertraten die gegenteilige Ansicht. Die restlichen 7 Prozent sagten, sie wüssten es nicht. Bei den Arabern hingegen wählten 22,5 Prozent die erste und 66,5 Prozent die zweite Antwort. 11 konnten sich nicht entscheiden.

Bei den jüdischen Israelis differenzierten die Fragesteller zwischen den wichtigsten politischen Lagern. Unter denjenigen, die sich als links einstuften, waren 39 Prozent wohlwollend und 56 Prozent skeptisch gegenüber der Armee. In der politischen Mitte vertrauten 70 Prozent den Streitkräften, während 21 ein nicht ausreichendes Engagement gegen das Leid vermuteten. Von den Rechten hielten 89 die erste Aussage für korrekt und 5 Prozent die zweite.

Juden kaum persönlich angerührt vom palästinensischen Leid

Ein weiteres Thema war die persönliche Bestürzung über Berichten von Hunger und Leiden der Palästinenser im Gazastreifen. Hier gibt es einen großen Unterschied zwischen jüdischen und arabischen Staatsbürgern: Von den Juden sagten 79 Prozent, sie seien nicht so sehr oder gar nicht angerührt. Bei den Arabern waren hingegen 86 Prozent sehr oder ein wenig angerührt.

Die von der Armee genannten Zahlen zu palästinensischen zivilen Opfern in Gaza halten 70 Prozent der Juden und 29,5 Prozent der Araber für sehr oder ziemlich glaubwürdig. Wenig oder gar keinen Glauben schenken ihnen 26 Prozent der jüdischen und 63 Prozent der arabischen Teilnehmer.

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Auch die Gewalt von Siedlern in Judäa und Samaria spielte in der Umfrage eine Rolle. Konkret ging es um den Umgang von Sicherheitskräften und Behörden mit den Vorfällen.

Bei Gewalt gegen Armee und Sicherheitskräfte empfanden 44 Prozent der Befragten die Reaktion als zu lasch, 23 Prozent als angemessen und 22 Prozent als zu hart. Von den Juden hielten sie 41 Prozent für zu lasch, 23 Prozent für angemessen und 24,5 Prozent für zu hart. Bei den Arabern sprachen 60,5 Prozent von einem zu laschen, 23,5 Prozent von einem angemessenen und 7 Prozent von einem zu harten Umgang mit der Gewalt.

Richtet sich die Gewalt gegen Palästinenser, so betrachten 42 Prozent der Teilnehmer die Antwort als zu lasch sowie jeweils 23,5 Prozent als angemessen oder zu hart. Unter den Juden meinten 39,5 Prozent, die Reaktion sei zu lasch. 24 Prozent hielten sie für angemessen und 29 Prozent für zu hart. Von den Arabern bezeichneten 55 Prozent den Umgang mit der Gewalt als zu lasch, 20 Prozent als angemessen und 14 Prozent als zu hart.

Zustimmung zur Militäraktion für Drusen in Syrien

In der Meinungsumfrage ging es ferner um Israels militärische Aktion in Syrien zum Schutz der Drusen Mitte Juli. Für übertrieben hielten sie 7 Prozent der Juden, 19 Prozent der nicht-drusischen Araber und 25 Prozent der Drusen. Die Operation angemessen fanden 52,5 Prozent der Juden, 22 Prozent der nicht-drusischen Araber und 44 Prozent der Drusen. Als zu gering galt sie 26,5 Prozent der Juden, 34 Prozent der nicht-drusischen Araber und 28 Prozent der Drusen.

Unter den Juden sahen wiederum 56 Prozent der Rechten, 49 der politisch in der Mitte Angesiedelten und 43 Prozent der Linken den Einsatz als angemessen an. Übertrieben groß war er für 6 Prozent der Rechten, 9 Prozent der politischen Mitte und 7 Prozent der Linken. Zudem meinten 24 der Rechten, 36 Prozent der Vertreter der Mitte und 21 der Linken, die Aktion sei zu schwach gewesen.

Hier merken die Meinungsforscher an, dass 29 Prozent der Linken bei dieser Frage „weiß nicht“ angegeben haben. Es könnte „auf ein Dilemma zwischen einer Verpflichtung gegenüber den Drusen und einer Opposition gegen militärische Operationen hindeuten“, heißt es in der Studie.

Eine weitere Frage befasste sich damit, dass die Militäraktion möglicherweise Gespräche mit Syrien gefährdet habe. Von den Juden waren 74 sicher oder vermuteten, dass sie trotzdem richtig war. Bei den nicht-drusischen Arabern betrug der Anteil 26 und bei den Drusen 75 Prozent. Innerhalb der jüdischen Teilnehmer vertraten je 80 Prozent der Rechten und der in der Mitte angesiedelten sowie 54,5 Prozent der Linken diese Ansicht. (eh)

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2 Antworten

  1. Die negativen Auswirkungen von Angriffen auf israelische Staatsbürger und Anfeindungen auf israelische Staatsbürger in EU- Staaten und auch in den USA sind ein Zeichen für den negativen Zustand der dortigen Gesellschaft und schädigen dort die Tourismusbranche.

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  2. Danke für den Bericht. Die Umfragen sind wichtig, um ein Stimmungsbild in Israel zu erforschen.
    An der Situation wird sich dabei jedoch wenig tun, weil die Hauptursache die Hamas ist, und diese auch weiter ihr Unwesen tötigt. Bis diese besiegt sein wird…!

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