Pionierinnen der Fotografie

Das ANU-Museum des jüdischen Volkes ist weltweit das einzige Museum, das sich der Geschichte des jüdischen Volkes von der biblischen Zeit bis zur Gegenwart widmet. Ein Ort, der die jüdische Vielfalt würdigt.
Von Gundula Madeleine Tegtmeyer

Mit der Ausstellung 20&20 – Eine eigene Linse widmet sich das ANU-Museum auf dem Campus der Universität Tel Aviv 20 herausragenden Pionierinnen der Fotografie sowie 20 hervorstechenden zeitgenössische Fotografinnen. Es ist die erste Ausstellung dieser Art, die Fotografinnen in diesem Umfang eine Plattform bietet.

In ihren Anfangsjahren wurde die Fotografie primär als technisches Handwerk und weniger als eigenständige bildende Kunst angesehen, eher als Dokumentation denn als kreativer Ausdruck. Diese anfangs sehr eingeschränkte Wahrnehmung bot talentierten und experimentierfreudigen Frauen eine Chance, aus ihrem Schattendasein herauszutreten.

Die Brutalität und der Irrsinn des Ersten Weltkriegs veränderten alles, er erschütterte die europäische Ordnung. Nach Ende des Krieges blieb nichts mehr, wie es war. Vor diesem Hintergrund entstanden in allen Kunst-Bereichen neue Strömungen. Es war der Auftakt für das „goldene Zeitalter der Moderne“.

Die Fotografinnen wurden von den neuen Strömungen ihrer Zeit beeinflusst: Dada, Futurismus und Surrealismus. Frauen traten als Wegbereiterinnen hervor, verdienten ihren Lebensunterhalt mit der Fotografie, bereisten die Welt, ihre Fotoapparate stets im Gepäck, und präsentierten ihre fotografischen Arbeiten auf internationalen Ausstellungen. Eine turbulente Zeit, geprägt von politischen, sozialen und technologischen Umbrüchen.

Jüdische Fotografinnen der Zwischenkriegszeit

Zwischen den beiden Weltkriegen dokumentierten Frauen die turbulenten Zeiten und Umbrüche. Das goldene Zeitalter der Frauenfotografie war nur von kurzer Dauer. , denn wurde auch dieses Feld von Männern dominiert. Als sich die Fotografie nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in der Kunstwelt etablieren konnte, verdrängten Männer auch hier die Pionierinnen, ihre fotografischen Beiträge fanden kaum noch Beachtung und – bis auf einige wenige – gerieten ihre Namen in Vergessenheit.

Die Kuratorinnen und Kuratoren der Ausstellung 20&20 – eine eigene Linse bringen zwanzig bahnbrechende jüdische Fotografinnen der Zwischenkriegszeit und zwanzig zeitgenössische Fotografinnen in einen Dialog miteinander. Unter den Fotografinnen sind auch Israelinnen, die weltweit arbeiten. Dieser künstlerische Diskurs vertieft unser Verständnis sowohl zeitgenössischer Arbeiten als auch ihrer Wurzeln im vergangenen Jahrhundert, lenkt unseren Blick auf die Kontexte.

Nationalsozialismus, Verfolgung und Emigration

20&20 – eine eigene Linse würdigt die Frauen der ersten Stunde in der Fotografie und darüber hinaus. Widmen wir uns einigen der Künstlerinnen etwas näher, umso mehr, als einige Fotografinnen auch im Widerstand aktiv waren. Beginnen wir mit dem Leben und Werk der ungarisch-jüdischen Fotografin Eva Besnyö (1910–2003). Ihr fotografisches Werk ist von der Moderne in den Künsten gleichermaßen wie von Faschismus, Nationalsozialismus, Verfolgung und Emigration geprägt.

Als Eva Besnyö gerade zwanzigjährig mit einer Gesellenprüfung des angesehenen Budapester Portrait- und Werbeateliers Jozsef Pecsi im Gepäck in Berlin eintraf, hatte sie bereits zwei folgenreiche Entscheidungen in ihrem Leben getroffen: Das Fotografieren zu ihrem Beruf zu machen und dem faschistischen Ungarn für immer den Rücken zu kehren.

Zu jenem Zeitpunkt konnte sie nicht ahnen, auch Deutschland bald wieder verlassen zu müssen, aber die zwei Jahre in Berlin von September 1930 bis Herbst 1932 prägten maßgeblich ihre fotografische Bildsprache. In der zweiten Hälfte der 1930er Jahre engagierte sich Besnyö kulturpolitisch, beispielsweise 1936 bei der Anti-Olympiade-Ausstellung „D-O-O-D“ (De Olympiade onder Diktatuur). 1937, kuratierte sie zusammen mit Carel Blazer und Cas Oorthuys im Stedelijk Museum Amsterdam die internationale Ausstellung „foto‘37“ – eine niederländische Version der legendären Stuttgarter Film- und Foto-Ausstellung (fifo) von 1929. Die Förderung der Relevanz von Fotografie als musealem Sammelobjekt kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Mit dem Einmarsch der deutschen Truppen im Mai 1940 musste Eva Besnyö sich verstecken. Dank eines fingierten Ahnennachweises gelang es ihr 1944, sich als „Halbjüdin” „entjuden“ zu lassen. Ihr Überleben rettete auch die Foto-Arbeiten, die sogenannten „spek- en boterfoto‘s“ („Speck- und Butterfotos“).

Wie viele Fotografinnen und Fotografen ihrer Generation tendierte Besnyö in den Nachkriegsjahren zu einer neorealistischen Kamerasprache. 1955 war sie an der von Edward Steichen ins Leben gerufenen „Family of Man“-Ausstellung beteiligt, 1958 wurde Eva Besnyö mit der Verleihung der Goldmedaille auf der 1. Biennale der Photographie in Venedig geehrt.

Ihr fotografisches Œuvre beeindruckt durch stilistische Modernität und thematische Vielfalt. Ihr politisches Denken war trotz schmerzlicher Erfahrungen ihr ganzes Leben von der Maxime einer humanistisch geprägten Gesellschaft bestimmt. „Wie viele andere Talente, ist auch das Eva Besnyös wegen des Rassenwahns der Nationalsozialisten für Deutschland und seine künstlerische Kreativität verloren gegangen“, würdigte Karl Steinorth 1999 die Fotojournalistin bei der Verleihung des Dr. Erich-Salomon-Preises der Deutschen Gesellschaft für Photographie.

Widerstand und Befreiung

Julia Pirotte (1908–2000) dokumentierte bedeutende Ereignisse während des Zweiten Weltkriegs, beteiligte sich in Marseille am französischen Widerstand und hielt die Befreiung der Stadt fotografisch fest. Nach dem Krieg kehrte Pirotte nach Polen zurück, ihrem Geburtsland, wo sie am 4. Juli 1946 das Kielce Pogrom dokumentierte. Julia Pirotte leistete einen bedeutenden Beitrag zur Kriegsfotografie, ihre Arbeiten wurden international ausgestellt, unter anderem auch im „Mémorial de la Shoah“ in Paris.  

Foto: Gundula M. Tegtmeyer
Ausstellungsstücke von Julia Pirotte

Maria Austria (1915–1975) war eine österreichisch-gebürtige Fotografin. Zunächst arbeitete sie als freiberufliche Fotografin in Wien, wo sie von Künstlern und avantgardistischen Theaterkreisen inspiriert wurde. 1937 floh sie in die Niederlande, um dem zunehmenden Antisemitismus zu entgehen. Während des Zweiten Weltkriegs engagierte sie sich im niederländischen Widerstand und fälschte Ausweispapiere.

Nach dem Krieg war sie Mitbegründerin der Fotoagentur Particam Pictures. Von Maria Austria stammen ikonische Bilder von Anne Franks Versteck.

Claude Cahun (1894-1954) war eine französische Künstlerin des Surrealismus: Fotografin, Darstellerin, Aktivistin und Schriftstellerin. Cahun entwickelte zwischen 1914 und 1954 ein faszinierendes fotografisches Werk, in dem sie ihr Geschlecht und ihre Identität thematisierte. In den inszenierten Selbstporträts dekonstruierte sie die für Frauen festgeschriebenen Ausdrucksformeln und wies eine festgeschriebene geschlechtliche Identität zurück.

Während des Zweiten Weltkriegs war sie aktiv im Widerstand, Cahun verbreitete zudem scharfsinnige Anti-Nazi-Propaganda. 2007 kuratierte der britische Musiker und Schauspieler David Bowie (1947–2016) eine Ausstellung von Claude Cahuns Arbeiten in New York.

Flucht in die USA: Intellektuelle und Exilanten

Lore Krüger (1914–2009) war eine deutsch-jüdische Fotografin und ebenfalls Widerstandskämpferin. Vor dem Zweiten Weltkrieg arbeitete sie dokumentarisch. Nach der Machtübernahme der Nazis verließ sie ihre Heimat und studierte Fotografie zunächst in London, dann in Paris. Während der deutschen Besatzung Frankreichs wurde sie in ein Internierungslager überstellt, konnte dank gefälschter Dokumente in die USA fliehen, wo sie ihren fotografischen Fokus auf Porträts von Intellektuellen und politischen Exilanten legte.

Nach Kriegsende kehrte sie mit ihrer Familie nach Ostdeutschland zurück. Gesundheitliche Gründe zwangen sie, ihre Arbeit als Fotografin aufzugeben. Fortan arbeitete Lore Krüger als Literatur-Übersetzerin. Zu ihren Übersetzungen von Englisch ins Deutsche gehören „Robinson Crusoe“ von Daniel Defoe, „Die Abenteuer des Tom Sawyer“ und „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“ von Mark Twain.

Die aus einer jüdischen Wiener Familie stammende Lisette Model (1901–1983) gilt als eine der einflussreichsten Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. Nach ihrer Emigration nach New York 1938 arbeitete sie für das renommierte Magazin „Harper’s Bazaar“. In ihren Fotografien fing sie die vielfältigen Facetten des urbanen Lebens ein: die Armut der Lower East Side, die Upper Class bei ihren Vergnügungen und das Nachtleben in Bars und Jazzclubs.

Während der McCarthy-Ära wurde Lisette Model eine einflussreiche Fotografie-Dozentin. Zu ihren Studentinnen gehörte auch Diane Arbus, später bekannt für ihre fesselnden Schwarzweißfotografien von Kindern, Künstlern und berühmten Persönlichkeiten sowie für ihre Porträts von Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben.

Hintergrundarbeit für Bauhaus-Künstler

Lucia Moholy(1894–1989)war Publizistin, Fotografin und Dokumentaristin. Als Frau von László Moholy-Nagy lebte sie zusammen mit ihm am Bauhaus und leistete im Hintergrund wichtige Arbeit für ihren Mann sowie für die anderen Bauhaus-Künstlerinnen und -Künstler.

Ihre fotografische Dokumentation trug wesentlich dazu bei, dass die künstlerischen Ideen und Inhalte der Hochschule an die Öffentlichkeit getragen wurden. Lucia Moholys Fotografien prägen bis heute unser Bild vom Bauhaus. Viele ihrer Aufnahmen wurden jedoch fälschlicherweise anderen zugeschrieben, darunter ihrem Ehemann László Moholy-Nagy, dem Vater der sogenannten „Neuen Fotografie“ und stellvertretenden Direktor der Bauhaus-Schule. Erst in der jüngeren Vergangenheit hat Lucia Moholy`s Beitrag zur modernen Fotografie gebührende Anerkennung gefunden.

Lou Landauer (1897–1991), geborene Levi, alias Louise Landauer, war eine deutsche Fotografin, die im frühen 20. Jahrhundert wirkte, bekannt vor allem für ihre botanischen Fotogramme. Ihr Oeuvre umfasst auch Streetphotography sowie die Gestaltung von Buchumschlägen. Landauer zog nach Israel, wo sie sich für die Gründung einer Fotoabteilung an der Bezalel Akademie engagierte und als Fotografin für die „Jüdische Rundschau“ und „The Palestine Post“ arbeitete – aus ihr ging später die „Jerusalem Post“ hervor.

Liselotte Grschebina (1908–1994) wurde in Deutschland geboren und gilt als eine der Schlüsselfiguren der israelischen Fotografie.Ihre von modernistischen Einflüssen geprägten Arbeiten fangen den Pioniergeist der frühen israelischen Gesellschaft ein und konzentrieren sich auf Stadtentwicklung, Kibbuzleben und soziale Themen. In ihren Fotografien verbindet sie künstlerische Innovation mit dokumentarischem Realismus.

Sozial engagierte Dokumentarfilme

Edith Tudor-Hart (1908–1973) war eine österreichisch-britische Fotojournalistin, die für ihre sozial engagierten Dokumentarfilme bekannt ist. Mit ihrer Kamera beleuchtete sie Armut, Ungleichheit und soziale Reformen im Europa der Zwischenkriegszeit und später in Großbritannien. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute Edith Tudor-Hart ein sowjetisches Spionagenetzwerk auf und setzte sich für Arbeiterrechte in Großbritannien ein.

Nach ihrem Grafikdesign-Studium wandte sich die deutsch-jüdische Grete Stern (1904-1999) der Fotografie zu und wurde Schülerin des am Dessauer Bauhaus lehrenden renommierten Fotografen Walter Peterhans. Von Peterhans, sollte Stern später schreiben, sei das Wichtigste gewesen „… das fotografische Sehen zu lernen: Von wo aus mache ich die Aufnahme? Die Beleuchtung bestimmen, was soll scharf, was soll unscharf sein, welchen Ausschnitt erwähle ich?“ Ihre Aufzeichnungen aus der Fotoklasse am Bauhaus sind im Bauhaus-Archiv Berlin erhalten.

1930 eröffnete sie zusammen mit der Fotografin Ellen Auerbach das Studio Ringl + Pit in Berlin. Ihre avantgardistischen Arbeiten, die modernistische Ästhetik mit surrealen Elementen verbanden, verschafften den beiden Fotografinnen Erfolg und Anerkennung. Während des Zweiten Weltkriegs floh Stern aus Deutschland zunächst nach England und später nach Argentinien. Grete Stern ist vor allem für ihre innovativen und surrealen Fotomontagen bekannt, zu denen auch ihre gefeierte Serie „Träume“ gehört.

Tod im Vernichtungslager

YVA (1900-1944), geborene Else Ernestine Neuländer-Simon, war eine wegweisende deutsch-jüdische Fotografin, bekannt für ihre unverwechselbare Handschrift in der Mode-und Porträtfotografie während der Weimarer Republik. YVA experimentierte mit Fotomontage und Foto-Essays.

Nach der Machtübernahme der Nazis wurde ihr Foto-Studio geschlossen, 1942 wurde die Fotografin deportiert, sie starb höchstwahrscheinlich im KZ Majdanek. YVAs künstlerisches Vermächtnis inspiriert bis heute Fotografinnen.

Die gebürtige Österreicherin Gerti Deutsch (1908–1979) floh nach ihrem Studium am Wiener Graphischen Lehr und Versuchsinstitut 1936 nach London, um der Bedrohung durch die Nazis zu entkommen. 1938 wurde sie die erste Fotografin bei „Picture Post“, der führenden fotojournalistischen Zeitschrift in Großbritannien, 1938 von Stefan Lorant gegründet. Das Magazin erschien bis 1957.

Deutsch veröffentliche über 60 Foto-Essays über Musiker, Kunst und soziale Themen in Großbritannien und im Ausland. Gerti Deutsch dokumentierte die Ankunft jüdischer Flüchtlingskinder die auf dem Kindertransport nach London gebracht wurden, eine Dokumentation, für die sie große Anerkennung bekam.

Von Deutschland nach Großbritannien

Die vor zwei Jahren verstorbene Dorothy Bohm (1924–2023) war eine in Deutschland geborene britische Fotografin, die sich einen Namen mit ihrer Streetphotography machte. Bohm wendete sich früh der Farbfotografie zu. Nach ihrer Flucht aus Nazi-Deutschland im Jahr 1939 ließ sie sich in England nieder, wo sie in Manchester ein Porträtstudio eröffnete und erfolgreich führte.

In den 1950er Jahren wandte sie sich erneut der Streetphotography  zu und fing spontane Momente in Metropolen wie London, Paris und weiteren Städten ein. Ihr fotografisches Auge richtete sich auf den Alltag und die Feinheiten menschlicher Interaktion. Dorothy Bohm war 1971 Mitbegründerin der „Photographers‘ Gallery“ in London und wurde 2009 zum Ehrenmitglied der „Royal Photographic Society“ ernannt.

Frühes Interesse an Fotografie

Gisèle Freund kam am 19. Dezember 1908 als Gisela Freund in Schöneberg, heute Stadtteil von Berlin, zur Welt und starb am 31. März 2000 in Paris. Im Hause eines Kunstsammlers aufgewachsen, begann Gisèle Freund früh, sich für Fotografie zu interessieren. Die erste Kamera, die sie im Alter von 15 Jahren vom Vater bekam, legte den Grundstein für eine Karriere, die sie als Fotografin berühmt machte.

Zunächst studierte sie ab 1931 Soziologie, unter anderem bei Theodor W. Adorno (1903–1969), einem bedeutenden deutschen Philosophen und Soziologen. Gemeinsam mit Max Horkheimer (1895–1973) war Adorno Mitbegründer der so genannten Frankfurter Schule oder Kritischen Theorie, zudem langjähriger Direktor am Frankfurter Institut für Sozialforschung sowie Musiktheoretiker und Komponist.

Während ihres Soziologiestudiums wuchs ihr Interesse an der Fotografie, ermutigt auch durch den Soziologen Norbert Elias. Inspiriert durch sein wichtigstes, 1939 erschienenes Werk Über den Prozeß der Zivilisation, entschloss sich Gisèle Freund, eine fotohistorische Doktorarbeit zu schreiben.

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Als Jüdin, Antifaschistin und Mitglied des sozialistischen Studentenbundes war Freund seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland in mehrfacher Hinsicht gefährdet, sie floh Ende Mai 1933 nach Paris. Im Pariser Exil schloss sie Freundschaft mit der Buchhändlerin und Verlegerin Adrienne Monnier, deren Buchladen ein Treffpunkt der literarischen Avantgarde jener Jahre war und über die sie zahlreiche Schriftsteller kennenlernte.

In diesem Umfeld schuf sie als Fotografin eine große Anzahl von Porträts, unter anderem von Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir, Walter Benjamin, James Joyce, André Malraux. Charakteristisch für ihre Arbeit ist die Fortsetzung der Portraits in Serien über mehrere Jahre.

Der Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Frankreich zwang Gisèle Freund 1940 zur Flucht ins Departement Lot, von wo sie 1942 nach Argentinien emigrierte. In Südamerika lebte sie fortan in Argentinien, Chile und Mexiko und arbeitete an Bildreportagen, in Zusammenarbeit mit der legendären Fotoagentur Magnum Photos. Diese wurde am 27. April 1947 in New York von den vier Fotografen Henri Cartier-Bresson, Robert Capa. David „Chim“ Seymour und George Rodger gegründet.

1953 verlegte Freund ihren Wohnsitz wieder nach Paris. Sie kehrte nicht mehr dauerhaft nach Deutschland zurück. Die Ausstellung würdigt Gisèle Freunds fotografisches Werk sowie ihre Arbeiten zur Geschichte und Theorie der Fotografie.

Jüdische Identität und Geschichte

Die israelisch-amerikanische Fotografin Loli Kantor, geboren 1952, setzt sich intensiv mit jüdischer Identität und Geschichte auseinander. „Nenn mich Lola“, ist eines ihrer Projekte, in dem sie das Leben und Vermächtnis ihrer Mutter reflektiert, behandelt werden die Themen Erinnerung und Verlust.

Einige von Kantors Arbeiten befinden sich in renommierten Sammlungen, unter anderem im „Museum of Fine Arts“ in Houston und im „Galicia Jewish Museum“. Ihre Fotografien verbinden persönliche Erzählungen mit breiteren kulturellen Kontexten.

Auch die preisgekrönte Arbeit der Israelin Vardi Kahana, geboren 1959, setzt sich intensiv mit der Komplexität der israelischen Gesellschaft auseinander. Zu ihren herausragenden Projekten gehören „One Family“, eine Dokumentation der vielfältigen Hintergründe ihrer Großfamilie, und „Israeli Portrait“, das einen intimen Einblick in das Leben verschiedener Israelis bietet.

Kahanas Arbeiten wurden international ausgestellt. 2019 erhielt sie den „Enrique Kavlin Lifetime Achievement Award für Fotografie“ vom Israel-Museum in Jerusalem.

Hoffnungsschimmer in traurigen Gesichtern

Hally Pancer ist Jahrgang 1961. Die Amerikanerin setzt ihre Kamera ein, um dem Leben lyrisch Ausdruck zu verleihen. Ihre zentrale fotografische Botschaft ist, dass das Leben sehr schwierig und komplex ist.

Selbst in ihren traurigsten Gesichtern finden sich Hoffnungsschimmer. Selbst in ihrer Dunkelheit gibt es Licht. Nach ihrem Master of Fine Arts (MFA) an der Yale University zog sie nach Israel und unterrichtete dort Fotografie an der Bezalel-Akademie. Sie initiierte die Projekte „The Holy Land Trilogy“, die die Komplexität der israelischen Gesellschaft untersuchten, darunter „Some Arabs and Some Jews“ und „The Golan“.

2001 zog sie nach Paris, wo sie Fotografie unter anderem an der „École Supérieure d’Art et de Design“ in Amiens unterrichtet. Hally Pancers Arbeiten wurden unter anderem im New Yorker „Museum of Modern Art“ (MoMA) und im Israel-Museum Jerusalem ausgestellt.

Fotografin der israelischen Luftwaffe

Rachel Papo wurde1970 in den USA geboren und wuchs in Israel auf. Nach ihrer Funktion als Fotografin bei der israelischen Luftwaffe erwarb sie einen Bachelor of Fine Arts (BFA) an der Ohio State University und einen Master of Fine Arts an der „School of Visual Arts“ in New York.

International bekannt wurde Papo 2008 mit ihrer Fotoserie Serial No. 3817131. Sie zeigt dort in kühlen und distanzierten Fotografien den Alltag israelischer Soldatinnen. Der Titel der Fotoserie ist ihre eigene Personenkennziffer als Wehrdienstleistende. Papos Arbeiten wurden international ausgestellt und in über zwanzig Medien veröffentlicht, darunter in der „New York Times“, „Le Monde“, dem „Financial Times Magazine“, „The Guardian“ und „National Geographic“.

Die Fotos der Israelin Avischag Schaar-Jaschuv, geboren 1990, fangen die Essenz des modernen Israel ein. Sie arbeitet für verschiedene führende israelische Printmedien sowie ausländische Publikationen. Seit Jahren dokumentiert sie verschiedene ökologische Gemeinschaften und Vereine in ganz Israel.

Herkunft und Rituale

Hannah Altmann, geboren 1995, ist eine amerikanische Fotografin. Ihre Arbeiten setzen sich mit Herkunft, Erinnerung, Ritualen und Geschichtenerzählen auseinanders und beziehen dabei oft Elemente der jüdischen Kultur ein. Als Absolventin der Point Park University (BFA) und der Virginia Commonwealth University (MFA) erlangte sie 2015 mit ihrer Serie „And Everything Nice“ große Anerkennung.

Sie kritisierte in ihrer fotografischen Arbeit weibliche Schönheitsideale. „Kavana“ und weitere ihrer Projekte beschäftigten sich mit jüdischer Erinnerung und Ritualen. Das gleichnamige Fotobuch ist in Sammlungen vertreten, unter anderem im New Yorker MoMA und im „Metropolitan Museum of Art“.

Die Ausstellung 20&20 – eine eigene Linse im ANU Tel Aviv würdigt wagemutige Frauen, ihrer Zeit oft weit voraus, mit unverwechselbaren fotografischen Handschriften und bemerkenswerten Œuvre.

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Eine Antwort

  1. Es ist sehr schön für mich durch Ihren Artikel zu erfahren, dass die Fotografie, wobei es im Zeitstrahl der Geschichte gesehen, um eine relativ junge Erfindung handelt, einen beachtlichen Zeitraum hinweg von jüdischen Frauen in einem beachtlichen Umfang mitgestaltet worden ist. Die Epoche der nationalsozislistischen Herrschaft hat leider alles zerstört.

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