Bronzene Löwenköpfe gefunden

Archäologen finden seltene Bronzescheiben in einem 1.900 Jahre alten Grab in Kfar Saba. Die Fundstücke in der Form von Löwenköpfen gehen vermutlich auf eine heidnische Tradition zurück.
Von Israelnetz

KFAR SABA (inn) – Forscher der Israelischen Altertumsbehörde (IAA) haben bei Ausgrabungen im nordisraelischen Kfar Saba vier Bronzescheiben entdeckt. Diese befanden sich in einer Grabanlage, die noch versiegelt war. Daneben lagen noch zwölf Glasgefäße, ein Eisennagel sowie Knochenreste. Darüber berichtete die „Times of Israel“ Ende Juni.

Die Bergungsgrabungen fanden 2018 im Vorfeld von Bauarbeiten für eine neue Straße in fünf Kilometern Entfernung von Kfar Saba, in Chirbit Ibreika, statt. Der Ort ist nach der Grabstätte eines osmanischen Scheichs in der Nähe benannt.

Die Archäologen Elie Haddad und Elischewa Zwiebel von der Altertumsbehörde stießen dabei auf acht Gräber aus dem 1.­ bis 2. Jahrhundert sowie landwirtschaftliche Anlagen, wie eine Wein- und Ölpresse. Sie konnten diese Funde sowohl der römischen (63 vor bis 323 nach unserer Zeitrechnung) als auch der byzantinischen Epoche (324 bis 638) zurechnen.

Halterungen für den Transport

In einer der Grabanlagen fanden die Altertumsforscher die vier Scheiben, in die im Hochrelief Löwenköpfe eingeprägt sind. Diese sind am Rand perforiert und wurden mit Nägeln am Sarg befestigt. Zudem hingen die Scheiben an einem Bronzering. Die Löwenköpfe verzierten die Bronzescheiben, die an den Särgen als Halterungen dienten. Durch die Ringe wurden Tragestangen gezogen, mit deren Hilfe die Särge getragen wurden.

Foto: Israelische Altertumsbehörde
Die Bronzelöwen waren gleichzeitig Halterungen für den Transport des Sarges

Die Wissenschaftler fanden an einem Grab an einer anderen Grabungsstätte, in Tel Dor, vier weitere solcher bronzenen Löwenköpfe. Dort waren die Scheiben noch am Grab festgemacht. Sie gehen davon aus, dass die Beerdigungsmethode heidnisch war, obwohl der Löwenkopf als künstlerisches Symbol sowohl in der griechisch-römischen als auch in der judäischen und samaritanischen Kunst beliebt war.

Bei römischen Soldaten war dies insbesondere der persische Mithras-Kult. Dabei wurde der Löwe als Wächter des ewigen Feuers, der Kriegsführung und des Opfers verehrt.

Rätselhafter Fund

Da an den Grabungsorten bisher keine weiteren architektonischen Strukturen gefunden wurden, fehlt den Forschern der Kontext, um die Funde, ihre Zeit und ihre kulturelle Bedeutung besser einordnen zu können. Sie vermuten jedoch, dass sich Überreste einer Siedlung unter dem Grab des osmanischen Scheichs befunden. Während die beiden Forscher auf weiterführende Entdeckungen hoffen, sind sie der Überzeugung, dass die „ausgefallenen, aufwendigen Scheiben eindeutig den hohen Status“ des Verstorbenen widerspiegeln.

Foto: Israelische Altertumsbehörde
Bei Ausgrabungen gefundene Bronzescheiben

Das früheste Beispiel einer Bronzescheibe mit einem Löwenkopf wurde in Griechenland gefunden und auf das 5. Jahrhundert vor der Zeitrechnung datiert. In Israel wurden bisher 40 Exemplare ähnlicher Gegenstände gefunden. Anders als in Chirbit Ibreika dienten sie aber nicht als Sargverzierungen und -halterungen, sondern als Türklopfer. Diese waren in der Antike weit verbreitet.

Der hölzerne Sarg, der sich im Grab befunden hatte, war inzwischen verfallen. Der Leichnam gehörte wahrscheinlich zu einer erwachsenen Person. Das Geschlecht lässt sich aus den verbliebenen Knochenresten nicht mehr bestimmen. Obwohl zwei weitere Gräber ebenfalls noch versiegelt waren, fanden sich darin keine Gegenstände mehr.

Die Forschungsergebnisse wurden in einem Beitrag zu „‘Atiqot“, einer Fachzeitschrift der Altertumsbehörde, veröffentlicht. (ndr)

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