Palästinenser protestieren ein Jahr nach Verbrennung eines Jugendlichen

JERUSALEM / RAMALLAH (inn) – Zahlreiche Palästinenser haben am Donnerstag an die Ermordung des 16-jährigen Muhammad Abu Chdeir erinnert. Der Jugendliche war vor einem Jahr von drei jüdischen Israelis lebendig verbrannt worden – als Rache für den Tod der drei entführten Talmudschüler.
Diese Plakate in Ostjerusalem erinnern ebenfalls an den vor einem Jahr ermordeten Palästinenser.
Hunderte Palästinenser haben am Donnerstag in Ostjerusalem demonstriert. Sie erinnerten an einen 16-jährigen Araber aus dem Stadtteil Schuafat, der ein Jahr zuvor von drei Israelis entführt und brutal ermordet worden war. „Muhammad Abu Chdeir, 2. Juli 2014: Sie haben Dich entführt, gefoltert und verbrannt. Sei ein Zeuge ihrer Verbrechen“, hieß es auf einem Transparent. Zudem schwenkten die Demonstranten palästinensische Flaggen und Bilder des Jungen mit einer beigefarbenen Baseballkappe. Einige forderten auf der an sich friedlichen Kundgebung eine „dritte Intifada“, wie das Nachrichtenportal „Arutz Scheva“ meldet. Im Westjordanland lösten israelische Sicherheitskräfte einen Gedenkmarsch auf. Die Teilnehmer wollten eine Straße sperren, die zur Siedlung Geva Benjamin führt. Sie liegt südwestlich von Ramallah. Von dort stammen die mutmaßlichen Mörder des Jugendlichen. Bei Zusammenstößen mit Soldaten wurden elf Palästinenser verletzt. Der Koordinator eines örtlichen Volkskomitees, Abdullah Abu Rahmeh, sagte der palästinensischen Nachrichtenagentur „Ma‘an“: Die Demonstranten hätten zeigen wollen, „dass Palästinenser die Ermordung eines palästinensischen Kindes nicht vergeben werden“. Ferner hätten sie gegen die Siedlungen protestiert.

Vater: „Täter müssen lebenslang hinter Gitter“

Gegen die drei tatverdächtigen Israelis läuft ein Gerichtsverfahren in Jerusalem. Der Vater Hussein Abu Chdeir äußerte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP: „Wir haben eine wirklich harte Zeit durchgemacht. Sie haben ihn lebendig verbrannt, und wir brennen jetzt innerlich. Seine Mutter weint bei der bloßen Erwähnung seines Namens. Ich versuche, vor meinen Kindern stark zu sein, die durch den Tod ihres Bruders traumatisiert wurden.“ Abu Chdeir ergänzte: „Das Wichtigste ist, dass nach Gerechtigkeit für meinen Sohn gestrebt wird. Ich möchte, dass seine Mörder den Rest ihres Lebens hinter Gitter kommen, ohne Begnadigung.“ Bereits am Mittwoch hatte der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), Mahmud Abbas, das Ehepaar Hussein und Suha Abu Chdeir empfangen. Er verlieh ihnen die Jerusalem-Medaille, eine offizielle Ehrenbekundung der PA. Dies berichtet die Onlinezeitung „Times of Israel“. Muhammad Abu Chdeir war am 2. Juli 2014 von drei Israelis entführt und bei lebendigem Leibe verbrannt worden. Er wurde demzufolge in Israels offizielle Liste der Terror-Opfer aufgenommen. Zwei Tage zuvor waren die Leichen der drei Talmudschüler Ejal Jifrach, Gil-Ad Scha‘ar und Naftali Frankel in einem Waldstück bei Jerusalem entdeckt worden. Die drei Verdächtigen, die den Mord an Muhammad gestanden haben, bezeichneten die Tat als Vergeltung für den Tod der drei israelischen Jugendlichen. Die Morde führten letztlich zum Beginn der 50-tägigen Operation „Starker Fels“ gegen die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen. (eh)

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