Seit mehr als sieben Jahren ist der frühere britische Premierminister Tony Blair Sondergesandter des Nahostquartetts, das aus der UNO, der EU, den USA und Russland besteht. In dieser Zeit hat er dreimal den Gazastreifen besucht, zum dritten Mal am gestrigen Sonntag. Anschließend veröffentlichte er ein Fazit auf seiner offiziellen Website.
„Der letzte Konflikt hat Gaza verwüstet zurückgelassen, und seine Menschen zermürbt und verarmt“, schrieb Blair. „Das Problem ist nicht – wie oft gedacht wird –, Unterhändler lange genug in einen Raum einzusperren, so dass sie eine Vereinbarung erzielen. Gegenwärtig könnte man sie bis in alle Ewigkeit in solch einen Raum einsperren, und immer noch würde kein Friede kommen.“
Der Politiker traf am Sonntag unter anderen Minister der palästinensischen Einheitsregierung und Geschäftsleute. Er suchte Familien auf, die notdürftig in einer UN-Schule untergebracht sind, weil sie während des 50-tägigen Konfliktes mit Israel im vergangenen Sommer ihr Obdach verloren. Einem Bericht der Onlinezeitung „Times of Israel“ zufolge bezeichnete er die Stagnation beim Wiederaufbau als „Verbrechen“. Dafür seien die internationale Gemeinschaft, die Palästinenser und Israel verantwortlich.
In seiner Analyse heißt es: „Der gegenwärtige Zustand von Gaza ist ein Rüffel: für diejenigen von uns in der internationalen Gemeinschaft, die im Laufe der Jahre Versprechungen gemacht haben, die nicht erfüllt wurden; für diejenigen, die Führung angeboten und es nicht geschafft haben, für sie zu sorgen; für die israelische und die palästinensische Politik, die nicht in der Lage waren, die Gegebenheiten für Frieden zu schaffen. Die Menschen in Gaza sind Opfer dieses Scheiterns geworden.“