Suche
Close this search box.

Liebe kann tödlich sein

EIN JAHAV (inn) – Schmierläuse sind auch für Weinbauern in Israel eine Herausforderung. Doch eine israelische Firma hat einen umweltfreundlichen Weg gefunden, die Schädlinge „auszutricksen“.
Macht Weinbeeren für Menschen ungenießbar: die Schmierlaus

„Liebe kann tödlich sein“, könnte die israelische Firma „Machteschim Adama“ auf die Verpackung ihrer in Flaschen abgefüllten Pheromone anbringen, ähnlich der Warnungen auf Zigarettenschachteln. Für den Vernichtungskrieg gegen die Schleimläuse in den Weinbergen haben die Forscher nämlich eine Methode entwickelt, die die Tiere in den Massen-Selbstmord treibt, ohne dass die Ernte verdorben wird. Rami Sadeh, Agronom beim Institut „Schönheit des Gemüses“, bekämpft die Schleimläuse mit ihrem angeborenen Sexualtrieb.
Sogenannte Pseudococcidae, auf Deutsch „Schmierläuse“, stellen eine akute Bedrohung für Weintrauben dar. Sie heißen so wegen ihrer oft wolligen und bei Kontakt schmierenden Behaarung. Laut Wikipedia gibt es 1.000 Lausarten, die sich in der Länge der Schwanzfäden und der Art der Behaarung unterscheiden. Manche leben im Untergrund und saugen sich an den Wurzeln fest. Andere greifen die Pflanzen und die Trauben an und hinterlassen eine weiße schleimige Spur, den „Honigtau“, der die Ameisen anlockt und die Läuse vor anderen Feinden schützt. Dieser „Honigtau“ lässt die Trauben verschimmeln und macht sie für den Menschen ungenießbar.
Wie viele andere Kreaturen der Welt sondern die Schmierlaus-Weibchen eine Duftnote ab, ein sogenanntes Pheromon. Damit signalisieren sie den Männchen, bereit für die Vereinigung zu sein. Die Männchen riechen das Zeichen und stürzen herbei zu den Weibchen, deren Lebenserwartung nur bei etwa 50 Tagen liegt. Zur Arterhaltung ist deshalb Eile geboten.

„Seitdem schlafen wir ruhiger“

Forscher haben das weibliche Parfum der Schleimläuse isoliert und in Flaschen abgefüllt. Sowie die ersten Läuse auftauchen, verteilen die Farmer den Duftstoff an allen vier Ecken ihrer Felder. Zu diesem Zeitpunkt sind die Weibchen noch „minderjährig“. Doch wie bei anderen männlichen Wesen schaltet sich das Hirn aus und der Instinkt ein. Die Schleimläuser drehen buchstäblich durch, weil sie die bereiten Weibchen zwar riechen, aber nirgendwo entdecken.
Wie die Nachrichtenseite „Times of Israel“ berichtet, versetzt der Trieb die Männchen in eine ekstatische Raserei, bis sie vor Erschöpfung tot umfallen. „Nachdem sie alle ihre Energie auf die erfolglose Jagd nach den Weibchen verbraucht haben, legen sie sich auf den Boden und sterben“, erzählt Sadeh vom Institut „Schönheit des Gemüses“. Sowie die Weibchen kopulationsfähig sind, gibt es keine Männchen mehr und auch keinen Nachwuchs. So wird in Ein Jahav, südlich des Toten Meeres, in jeder Saison eine ganze Generation Schleimläuse ausgerottet. „Diese Methode kostet uns zwar mehr Geld als das Verspritzen von Pestiziden, aber seitdem schlafen wir ruhiger in unseren Betten“, sagt Agronom Sadeh.
Erste Tests mit der Entwicklungsfirma „Machteschim Adama“ seien sehr erfolgreich gewesen. Doch müssten alle Weinfelder in der Gegend gleichzeitig behandelt werden, um die Paarung der wolligen Schleimläuse zu verhindern. Ein Jahav ist auf biologischen Anbau spezialisiert und bemüht sich, möglichst keine Chemikalien zum Kampf gegen Ungeziefer einzusetzen. Gegen andere Schädlinge wird in Ein Jahav schon eine ganze Armee „sehr gefräßiger“ Räuber eingesetzt, darunter Schlupfwespen, heimtückische Blumen-Wanzen und polyphage Raubmilben.

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen