„Es handelt sich um eine komplizierte Aktion, die heldenhafte Soldaten unter schwierigen Kampfbedingungen ausgeführt haben“, ließ Netanjahu am Dienstag verlauten. Er beglückwünschte die Befehlshaber, die Soldaten und die Mitarbeiter des Inlandsgeheimdienstes Schabak angesichts der vierwöchigen Operation „Starker Fels“. Sie alle seien „durchdrungen von Kampfgeist gewesen, der zu einem äußerst beeindruckenden Ergebnis geführt hat“.
Der Regierungschef hob die Zerstörung zahlreicher Tunnel hervor, die teilweise in israelisches Staatsgebiet hineinreichten. Mittels deren Hilfe habe die Hamas in der Vergangenheit Israelis entführt und angegriffen. Das Militär habe einen „strategischen Wert“ der Terrorgruppe getroffen, die viel Mühe auf die unterirdischen Gänge verwandt habe. Die Israelis hätten „alles getan, um den größtmöglichen Gewinn zu erzielen“, ergänzte Netanjahu laut einer Mitteilung seines Büros.
Ferner wandte sich der Premierminister an die Trauernden: „In dieser Zeit möchte ich den Familien Trost übermitteln, die ihre Lieben in dieser für die Verteidigung der Bürger Israels wichtigen Aktion verloren haben. Ich spreche mit allen und sage ihnen, dass ihre Söhne in einem Kampf gefallen sind, wie er gerechtfertigter nicht sein könnte. Das gesamte Volk umarmt euch.“
„Bild der Zerstörung zeigt israelische Niederlage“
Infolge der Feuerpause, die am Dienstagmorgen in Kraft getreten ist, verließen ranghohe Hamas-Führer im Gazastreifen erstmals seit Wochen ihre unterirdischen Bunker. Der frühere Premierminister Ismail Hanije veröffentlichte eine offizielle Erklärung in Publikationen der Organisation. „Der militärische Sieg des Widerstandes und die legendäre Stärke unseres Volkes werden uns dazu führen, dass die Blockade gegen den Gazastreifen aufgehoben wird“, zitiert die israelische Tageszeitung „Yediot Aharonot“ aus dem Dokument.
Weiter äußerte Hanije, die palästinensische Einheit habe geholfen, in Ägypten die Vereinbarung über die dreitägige Waffenruhe zu erzielen. „Ein vereintes Volk stand hinter unserer Delegation in Kairo. Wir haben alle diplomatischen Vorgänge befolgt und unsere Brüder in Katar und der Türkei kontaktiert, und jetzt die in Ägypten, um die Aggression zu beenden.“ Der Hamas-Führer fügte an: „Was der Feind nicht auf dem physischen Schlachtfeld erlangen konnte, wird er nicht auf dem diplomatischen Schlachtfeld erlangen.“
Hanije zeigte sich „zuversichtlich, dass unsere ägyptischen und arabischen Brüder alle helfen wollen, die Blockade auf Dauer aufzuheben“. Die Hamas strebe eine Resolution an, „die sowohl die unermesslichen Opfer unseres Volkes als auch die Arbeit des Widerstandes widerspiegelt. Die Delegation hat sich an unsere Forderungen gehalten“.
Das „Bild der Zerstörung, das die Welt zu sehen bekommt“, wertete der ehemalige Regierungschef als „Beweis für das Ausmaß der Niederlage der israelischen Armee und ihr Scheitern beim Bekämpfen des tapferen Widerstandes“. Die Hamas „wird treu zu unseren Leuten stehen, die durch die brutale Aggression geschädigt wurden. Das Blut, das die Verstorbenen und die Verletzten vergossen haben, ist die Verantwortung der Führung, wir werden sie nicht im Stich lassen“.
Der Hamas-Führer Chalil al-Haja sagte in seinem ersten Fernsehauftritt in Gaza: „Wir brechen zu den Verhandlungen in Kairo auf, um die Blockade ein für allemal aufzuheben. Unser Finger bleibt am Abzug.“ Zu den Verhandlungen über eine dauerhafte Waffenruhe unter ägyptischer Vermittlung reist auch Chaled al-Batsch vom Islamischen Dschihad nach Kairo.
Israelische Umfrage: „Ziele nur teilweise erreicht“
Die Hälfte der israelischen Bürger sieht unterdessen keinen Sieger in der jüngsten bewaffneten Auseinandersetzung zwischen Israel und der Hamas. In einer aktuellen Umfrage bekundeten 51 Prozent der Teilnehmer diese Auffassung.
Überdies vertraten 56 Prozent die Ansicht, Israel habe die von der Regierung formulierten Ziele nur teilweise erreicht. Das Auftreten von Generalstabschef Benny Gantz während der Kampfhandlungen befürworteten 83 Prozent der Befragten. Weniger Zustimmung gab es mit je 77 Prozent für Regierungschef Netanjahu und Verteidigungsminister Mosche „Boogie“ Ja‘alon.
Die Umfrage hatte das Meinungsforschungsinstitut „Dialog“ im Auftrag der Tageszeitung „Ha‘aretz“ Dienstagnacht durchgeführt – am ersten Tag der Feuerpause.