Wer hat die Schule in Beit Hanun gebombt?

BEIT HANUN (inn) – Eine Schule des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) im Gazastreifen ist am Donnerstag von einer Rakete getroffen worden. Internationale Vertreter machten Israel für den Tod von 15 Menschen verantwortlich. Doch möglicherweise stammte die Rakete von der Hamas.
Eine Explosion in einer Schule in Beit Hanun wirft Fragen auf.

In der UNRWA-Schule in Beit Hanun im nördlichen Gazastreifen wurden nach palästinensischen Angaben 15 Menschen getötet und Dutzende verletzt. UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon und US-Außenminister John Kerry hatten den Beschuss der Schule, die auch als Notunterkunft für Flüchtlinge innerhalb des Gazastreifens dient, bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Kairo als mögliches „Kriegsverbrechen“ scharf verurteilt. Beschuldigt wurde Israel.
Das israelische Militär hat eine Untersuchung des Vorfalls angekündigt. Ein Militärsprecher bestätigte, dass es am Donnerstag zu Kämpfen zwischen der Hamas und israelischen Truppen gekommen sei. Aus der Gegend von Beit Hanun habe die Hamas auch Raketen abgeschossen, wobei einige in dem Gebiet niedergegangen und explodiert seien. Deshalb sei nicht auszuschließen, dass die Schule von einer dieser Raketen der Hamas und nicht durch israelische Granaten getroffen worden sei.

Widersprüchliche Berichte

Am Donnerstag habe das israelische Militär das Rote Kreuz und die UNRWA im Gazastreifen aufgefordert, die Schule zwischen 10 und 14 Uhr zu räumen. Beide Organisationen hätten den Empfang der israelischen Twitter-Meldungen bestätigt. Doch nach israelischen Angaben habe die Hamas eine Evakuierung der Flüchtlinge aus der UNO-Einrichtung verhindert. Der israelische Militärsprecher erklärte auch, dass Soldaten von Beit Hanun aus beschossen worden seien und zurückgeschossen hätten. Unklar ist hier, ob die Hamas-Kämpfer aus der Schule heraus geschossen haben und die Flüchtlinge als „menschliche Schutzschilde“ missbraucht wurden.
Nach Angaben von „Kanal 2“ des israelischen Fernsehens habe die UNRWA Schießereien der Hamas in der Gegend von Beit Hanun bestätigt, wo sich auch die getroffene UNO-Schule befinde. Gemäß widersprüchlichen Meldungen habe Israel eine Waffenpause angeboten, um die Verletzten zu evakuieren, während ein UNO-Sprecher gegenüber dem amerikanischen Sender ABC behauptete, dass Israel eine von der UNRWA geforderte Kampfpause abgelehnt habe.
In zwei Fällen wurden in UNO-Schulen im Gazastreifen eingelagerte Raketen der Hamas entdeckt. Ein Sprecher der UNRWA in Gaza erklärte im israelischen Rundfunk, dass er nichts davon gesehen oder gehört habe. Es irritierte ihn auch nicht, dass sein eigener Chef, Ban Ki-Moon, den Fund der Raketen bestätigt und als „Verstoß gegen das Völkerrecht“ verurteilt hat. Denn der Missbrauch sogenannter „geschützter Einrichtungen“ wie Schulen, Moscheen oder Krankenhäuser durch Kämpfer oder durch das Einlagern von Waffen verwandelt sie in legitime militärische Ziele. In einem Fall habe die UNRWA die entdeckten Raketen den „offiziellen Behörden“, also letztlich der Hamas, übergeben. Im anderen Fall seien die Raketen nach ihrer Entdeckung „verschwunden“.

Verhör im Krankenhaus

Besonders problematisch ist der Missbrauch von Hospitälern im Gazastreifen für militärische Zwecke. Mehrere Krankenhäuser sind von israelischen Truppen beschossen worden, wobei Ärzte, Personal und Patienten zum Beispiel im Wafa-Krankenhaus getötet worden seien. Israelische Aufforderungen und Warnungen, die Kliniken zu räumen, seien ignoriert worden.
Mehrere palästinensische wie ausländische Journalisten im Gazastreifen, darunter der Korrespondent der Pariser Zeitung „Libération“, Radschaa Abu Dagga, und Nick Casey vom „Wall Street Journal“, berichteten aus eigener Erfahrung, dass die Hamas ihr provisorisches Hauptquartier in Räumen neben der Notaufnahme im zentralen Schifa-Hospital in Gaza eingerichtet hätte. Hamassprecher hätten sich auf dem Hospitalgelände interviewen lassen. Dagga wurde im Krankenhaus von bewaffneten Hamasvertretern verhört, weil er durch einen Schmugglertunnel den Gazastreifen in Richtung Ägypten verlassen wollte, um nach Paris zurückzukehren. Am Ende seien ihm der Pass und sein Presseausweis abgenommen worden.

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