Zu Beginn seiner Reise traf sich Weil am Sonntag mit Israels Staatspräsident Schimon Peres in Jerusalem. Er lud das Staatsoberhaupt ein, zum 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen eine Rede zu halten. Peres habe sich über die Einladung gefreut und zugesagt, das Angebot zu prüfen, teilte Weil laut der Online-Zeitung „Times of Israel“ nach dem Treffen mit.
In dem Gespräch betonte der Bundesratspräsident: „Die Geschichte ist noch immer lebendig und wir arbeiten hart, um sicherzustellen, dass die dunkelste Periode von Deutschlands Geschichte, die Schoah – nicht vergessen wird.“ Peres lobte Deutschland für dessen Stabilität und Verantwortung im Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus in all ihren Formen. Er begrüßte die moralische Haltung der Bundesrepublik gegenüber Israel und teilte mit, er hoffe, dass sich die strategische Kooperation zwischen beiden Staaten verbessere. Peres und Weil sprachen außerdem über die israelischen Siedlungen im Westjordanland sowie die Auswirkungen des Ergebnisses der Europawahlen.
Am Sonntagnachmittag traf sich der SPD-Politiker mit dem israelischen Außenminister Avigdor Lieberman und dem Minister für strategische Aufklärung und internationale Beziehungen, Juval Steinitz. Lieberman bezeichnete die Bundesrepublik dabei als ein Schlüsselland für Israel. Er würdigte die Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung.
„Mir ist nach Schweigen zumute“
Weil besuchte außerdem die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. In das Gedenkbuch trug er laut einer Mitteilung des Bundesrats die Worte ein: „Erinnerung an die Opfer des Massenmordes und Mahnung für uns und zukünftige Generationen. In tiefer Demut“. Danach zeigte er sich tief bewegt und sagte: „Mir ist nach Schweigen zumute“.
Kurz vor seiner Reise in den Nahen Osten hatte Weil erklärt: „Die Geschichte des Holocaust muss in deutschen Schulen weiter vertieft werden – insbesondere vor dem Hintergrund, dass es immer weniger Zeitzeugen gibt, die ein authentisches Bild vermitteln können.“
Neue Palästinenserregierung muss Vertrauen schaffen
Am Montag reiste Weil in die palästinensischen Autonomiegebiete. In Ramallah traf er sich unter anderem mit Premierminister Rami Hamdallah sowie dem Generalsekretär des Exekutivkomitees der „Palästinensischen Befreiungsorganisation“ (PLO), Jasser Abed Rabbo. Die Zusammenkunft fand vor der Vereidigung der neuen palästinensischen Übergangsregierung statt. Nach dem Gespräch sagte Weil: „Es wird darauf ankommen, dass die neue Regierung Vertrauen schafft, das ist in dieser Regierung sehr schwierig.“ Hamdallah dankte der Bundesregierung und dem deutschen Volk für die anhaltende finanzielle und politische Unterstützung der Palästinenser, die direkt oder über die EU erfolgt.
Weil war am Samstag in der Region eingetroffen. Nach einem Besuch in der Jerusalemer Altstadt reist er am heutigen Dienstag zurück nach Deutschland. Begleitet wurde der Bundesratspräsident unter anderem vom stellvertretenden Ministerpräsidenten Niedersachsens Stefan Wenzel.