Das jüdische „Fest der ungesäuerten Brote“ steht vor der Tür. Während des achttägigen Pessach-Festes sind in Supermärkten die Regale für Nudeln, Mehl und Bier mit Plastikplanen oder Zeitungen versiegelt, denn ein frommer Jude darf diese verbotenen Speisen während des Festes nicht einmal sehen. Gleichwohl machen an jenen acht Tagen arabische Bäckereien in Jaffa oder im Ostteil Jerusalems Hochkonjunktur. Denn eine Mehrheit der jüdischen Israelis schert sich nicht um die Speisegesetze.
Der Seder-Abend zum Auftakt von Pessach, ein Festessen mit vier Gläsern Wein, Lammfleisch und anderen Speisen mit symbolischer Bedeutung, erinnert an den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten in die „Freiheit“ des eigenen Landes.
So wie in Europa Wochen vor Heiligabend die Schaufenster und Märkte auf Weihnachten einstimmen, werden auch in Israel die Vorbereitungen zu dem Fest gebührend begangen. Selbstverständlich nutzen Politiker die Gelegenheit, sich in Szene zu setzen und Sympathiepunkte zu sammeln. Das tat auch Premierminister Benjamin Netanjahu, indem er zu dem frommen Städtchen Kfar Chabad fuhr, um dort vor laufenden Kameras die traditionellen Matzes, die ungesäuerten Brote, mitzubacken. Alles muss sehr schnell gehen, nachdem Wasser ins Mehl gegossen worden ist, damit der Teig nicht aufgeht und „säuert“, bis schließlich die dünn ausgerollten Teigbälle im heißen Ofen auf Steinen zu einer Art geschmacklosen Knäckebrot gebacken sind.
Doch die Mithilfe von Netanjahu war nicht wirklich willkommen. Wie die israelische Tageszeitung „Jerusalem Post“ einer ultraorthodoxen Publikation entnommen hat, sind alle von Netanjahu angerührten Matzes nach seiner Abfahrt schnell entsorgt worden. Natürlich wurde da auch politischer Groll gegen Netanjahus Regierung erwähnt, weil sie Ultraorthodoxe zum Militärdienst zwingen will. Aber Rabbiner von Kfar Chabad dementierten und hatten eine „sachliche“ Erklärung. Der Premier habe sich vor dem Kneten des Teigs nicht die Hände gewaschen und keine Handschuhe übergezogen. Ebenso habe er sich nicht die Fingernägel geschnitten und geschrubbt. So könnte es ja sein, dass da noch Spuren gesäuerten Brotes an seinen Händen klebten. Hinzu kam, so die Rabbiner, dass der Teig zu lange unbeobachtet auf dem Tisch liegen geblieben ist, sodass er vielleicht aufgegangen und deshalb unkoscher geworden sei.
Ein Video von Netanjahu beim Brotbacken kann hier angesehen werden:
http://is.gd/NetanjahuBacktBrot