Fachleuten zufolge könnte Israel in diesem Bereich umgerechnet über 80 Millionen Euro im Jahr einsparen. Die Experten drängen Gemeinden und Kommunen dazu, unabhängigen Personentransport zu fördern, um die Bürger von den Straßen auf die Schienen und Buslinien zu locken.
„Die Förderung der öffentlichen Verkehrsindustrie birgt großes wirtschaftliches Potential“, zitiert die israelische Tageszeitung „Yediot Aharonot“ den Vizepräsidenten der Strategieberatungsfirma Shaldor, Omer Teper. Ihm zufolge koste eine Autofahrt 38 Schekel (7,50 Euro), eine Fahrt mit Bus oder Bahn dagegen nur durchschnittlich 14 Schekel (2,80 Euro). „Nur 1 Prozent der privaten Autonutzer zur Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel zu bewegen, würde jedes Jahr 270 Millionen Schekel (54,5 Millionen Euro) zur Wirtschaft beitragen“, stellt Teper in Aussicht. In europäischen Großstädten sind die Anteile am Verkehrsbetrieb umgekehrt verteilt: In Warschau etwa nutzen 70 Prozent der Einwohner regelmäßig die öffentlichen Verkehrsmittel. In Barcelona und Zürich sind es immerhin 65 und 63 Prozent.
Fortbewegung der Zukunft
Unterdessen wird in Israel neuerdings auch mit alternativen Antriebstechniken für Busse experimentiert, so berichtet die israelische Tageszeitung „Ha‘aretz“. Ab Oktober soll auf Tel Avivs fünfter Linie auch ein Bus mit Elektromotor fahren. Denn obwohl der Emissionsausstoß pro Passagier auf einer Busfahrt viermal niedriger ist als bei einer Autofahrt, gehören Busse zu den umweltfeindlichsten Gefährten auf der Straße.
Die nächstliegende Methode, dem zu begegnen, sind Hybridfahrzeuge. Der Elektromotor wird beim Bremsen geladen und unterstützt dann den Verbrennungsmotor beim neuerlichen Beschleunigen. Schon im Jahr 2011 wurde in Israel mit Hybridbussen experimentiert. Während es die neusten konventionellen Busse es auf 2 Kilometer pro Liter Diesel bringen, schaffen die Hybridmodelle sogar 2,7 Kilometer. Das Problem besteht allerdings in den hohen Anschaffungskosten, die sich trotz sparsamer Fahrweise nicht lohnen.
Bei Elektrobussen sieht es ganz ähnlich aus. Auch sie sind teuer. Außerdem käme hier noch der Bau einer Infrastruktur hinzu, die es ermöglicht, die Batterien alle 200 Kilometer zu wechseln. So kann die Fahrt weitergehen, während die leere Batterie über Nacht geladen wird. Ähnliches wurde in Peking bei den Olympischen Spielen vor vier Jahren schon einmal realisiert.
Eine lange Leitung?
Die geringe Reichweite von Elektrobussen hat Ingenieure allerdings auch auf eine andere Idee gebracht: Man müsste sie während der Fahrt von einer externen Stromquelle aus versorgen. Dies könnte zum Beispiel durch ein Kabelnetz geschehen. Die Firmen Siemens, Alstom und Bombardier bieten ein weiteres System an, bei dem Busse drahtlos über eine Metallschleife in der Straße geladen werden. Auch dies würde jedoch langfristige Eingriffe in die Infrastruktur bedeuten. Und niemand kann die Entwicklung der Strompreise vorher sehen.
Eine vielversprechendere Lösung stellt der Antrieb durch kondensiertes Gas oder sogar Wasserstoff dar. Nicht weniger als 15 Millionen solcher Fahrzeuge befinden sich momentan weltweit auf den Straßen. Sie sind kostengünstig, völlig emissionsfrei und geräuscharm. Jedoch seien bei dieser Variante die Polizei und die israelischen Verkehrsunternehmen um die Sicherheit der Passagiere besorgt, schreibt „Ha‘aretz“. Bei einem Terroranschlag in einem solchen Bus könnte wesentlich mehr Schaden entstehen als bei Dieselbussen.