Aschkenasi ist einer von vier hochrangigen Armeeoffizieren, die unter anderem wegen vorsätzlichen Mordes angeklagt werden. Am Montag sagte er laut der Tageszeitung "Yediot Aharonot": "Israels Beziehungen zur Türkei sind wichtig, weil beide Länder gemeinsame Interessen haben, darunter auch das Aufrechterhalten der Stabilität im Nahen Osten. Ich bin sicher, dass letztlich der gesunde Menschenverstand siegen wird."
Der frühere Generalstabschef fügte hinzu: "Seit Beginn der Affäre habe ich mich entschieden, in jedem Forum aufzustehen, oft allein, um die Soldaten der israelischen Verteidigungsstreitkräfte zu verteidigen, die ihre Pflicht auf dem Feld für die israelische Nation erfüllt haben. Wenn der Preis dafür, dass ich meine Stellung behaupte, ist, dass ich die Türkei nicht besuchen kann – dann werde ich auch diesen Preis zahlen."
Weitere Beschuldigte sind der frühere Marinekommandeur Eli Marom, der ehemalige Luftwaffenvertreter Avischai Levy und der frühere Militärgeheimdienstchef Amos Jadlin. Nach Angaben des türkischen Gerichtes drohen den Israelis zehnfache lebenslange Gefängnisstrafen wegen "Aufhetzung zum monströsen Töten und zur Folter".
Passagiere und Angehörige als Zeugen
Die Anklageschrift umfasst 144 Seiten und enthält Zeugenaussagen von 600 Menschen. Unter ihnen sind 490 Passagiere der aus sechs Schiffen bestehenden Flottille, die Ende Mai 2010 Hilfsgüter in den Gazastreifen bringen wollte. Auch die Angehörigen der neun Toten wurden befragt. Die Anklagen lauten auf vorsätzlichen Mord, absichtlichen Angriff und Folter. Die Opfer seien 114 pro-palästinensische Aktivisten.
Der Staatsanwalt in Istanbul, Mehmet Akif Ekinci, kündigte an, die vier Israelis würden sofort bei ihrer Einreise festgenommen.
Die Erstürmung des Schiffes, bei der neun türkische Aktivisten getötet worden waren, war bereits früher durch eine UN-Kommission untersucht worden. In deren sogenanntem Palmer-Bericht hieß es später, die Flottille hätte nicht stattfinden dürfen. Die Türkei wurde einer unnötigen Provokation bezichtigt. Israel wurde bestätigt, gemäß internationalem Recht gehandelt zu haben. Den Soldaten wurde jedoch exzessive Gewalt vorgeworfen. Die Türkei hat den Bericht abgelehnt, weil die Israelis kein Recht auf die Razzia in internationalen Gewässern gehabt hätten. Israel hat ihn hingegen akzeptiert.
Beide Staaten hatten zudem eigene Untersuchungen eingeleitet. Die israelische Turkel-Kommission kam zu dem Schluss, dass die Soldaten bei der Erstürmung der Flotte im Einklang mit dem internationalen Recht gehandelt hätten. Der türkische Premierminister Recep Tayyip Erdogan wies diesen Bericht als "unglaubwürdig" zurück. Er teilte damals mit, Untersuchungen einer türkischen Kommission hätten ergeben, dass sowohl die Blockade des Gazastreifens als auch die Razzia gegen internationales Recht verstießen.