"Arik hat bewiesen, dass ein Führer sich nicht vor den Extremen in seiner Partei fürchten muss, sich nicht davor fürchten muss, den Standpunkt zu wechseln, wenn nur das Wohl des Staates und die Zukunft des jüdischen Volkes vor seinen Augen stehen", schreibt Livni in der Tageszeitung "Yediot Aharonot" über den 83-Jährigen. Sie erinnert an sein Werben um jüdische Einwanderer bei Auslandsbesuchen – der Zionismus habe ihm sehr am Herzen gelegen.
Scharon habe das Vertrauen der führenden Politiker in aller Welt erworben, so die Oppositionsführerin. "Bis heute, bei meinen Treffen mit Führern im Ausland, entdecke ich, dass die Sehnsucht nach diesem geradlinigen Führer allumfassend ist." Beim Rückzug aus dem Gazastreifen habe er sich nicht von seiner Entscheidung abbringen lassen, sondern lieber Parteien, die dagegen waren, aus der Koalition ausgeschlossen. Dies wertet Livni als Zeichen von Führungskraft. Die Zukunft der evakuierten Siedler habe dem damaligen Regierungschef im Jahr 2005 am Herzen gelegen.
Über die Entstehung der Kadima-Partei, die der damalige Likud-Chef im November 2005 gründete, schreibt Livni: "Die Grundsätze, für die wir die Likud-Mitglieder rekrutieren wollten, wurden zum Parteiprogramm von Kadima. Ein Teil von uns kam sofort, mit dem persönlichen politischen Risiko, das mit dem Verlassen von Parteien verbunden war, die in der Öffentlichkeit eingepflanzt waren, wie Likud und Avoda, andere zögerten und schlossen sich später an."
Scharon wird derzeit im Scheba-Krankenhaus von Tel HaSchomer bei Tel Aviv behandelt. Im Oktober gab sein Sohn Gilad bekannt, dass er auf Ansprache reagiere. In einer Biographie über seinen Vater teilt Gilad Scharon mit: "Er liegt im Bett, sieht wie der Herr des Landgutes aus, schläft ruhig. Groß, stark, selbstsicher. Seine Wangen weisen einen gesunden Schatten Rot auf. Wenn er wach ist, starrt er durchdringend in die Gegend. Er hat kein einziges Pfund verloren; im Gegenteil, er hat etwas zugenommen." Dabei werde der 83-Jährige künstlich ernährt, erzählte sein Sohn.
Der im Ausland oft als Hardliner und "Bulldozer" kritisierte Scharon hatte im Sommer 2005 einseitig die Räumung der israelischen Siedlungen im Gazastreifen angeordnet. Er regierte Israel von 2001 bis zum abrupten Ende seiner Karriere im Januar 2006. Sein Nachfolger wurde Ehud Olmert.