Der "arabische Frühling" sei dem "Herbst", vielleicht sogar dem "Winter" gewichen, schreibt Beck in seinem Artikel "Islamistischer Frühling". Die Revolution in den nordafrikanischen Ländern Ägypten, Marokko und Tunesien sei aus Sicht demokratischer Kräfte ins Stocken geraten und habe sich sogar ins Gegenteil gekehrt. "Die Arabellion wird von islamistischen Kräften missbraucht." Laizisten würden aus Politik und öffentlichem Leben verdrängt. Unterstützung erhielten islamistische Gruppen wie die Muslimbruderschaft, die sogar als weniger radikal gelte als manch andere Gruppen, beispielsweise vom Fernsehkanal "Al-Dschasira".
"Gemeinsamer Nenner: Hass auf Israel"
"Die Islamisierung und Hinwendung zur Religion ist überall in der Region deutlich festzustellen", so Beck. Islamisten nutzten die neugewonnene Freiheit, mit unterschiedlichen politischen Ansätzen, aber mit einem gemeinsamen Nenner: dem Hass auf Israel. "Antisemitische Hetze und antiisraelische Propaganda wird – wie in den Straßen von Kairo – allerorts verbreitet", führt Beck an. So könne man "an jeder Ecke" Bücher wie Hitlers "Mein Kampf" oder die "Protokolle der Weisen von Zion" kaufen.
Ende November riefen die Muslimbrüder als größte politische Kraft Ägyptens zur Versammlung in die Al-As’har-Moschee. Ihre Reden seien "hasserfüllte Reden gegen Israel". Sie bezeichneten sie als "zionistische Besatzer" und "betrügerische Juden". Der Kampf gegen die "Judaisierung" Jerusalems habe nach Ansicht der Muslimbrüder längst begonnen. Der Korrespondent schreibt: "Der Dschihad, der heilige Krieg, ist nicht Teil der Geschichte der Muslimbruderschaft, sondern vielmehr der Gegenwart und Zukunft."
Eldad Beck nennt die aktuelle Situation einen "Lackmustest für den Westen". Er fragt: "Wie hält er es mit der Solidarität und den immer wieder beteuerten Sicherheitsgarantien für Israel?" Die westliche Welt müsse jetzt eine klare Linie ziehen. Der Autor fragt sich, wie lange der Westen noch bereit sei, die Entwicklungen in den neuen arabischen Demokratien zu akzeptieren, die nichts mit Menschenrechten und Demokratie zu tun hätten.
"Revolution ‚gekidnappt’"
"Selbst die Väter der Revolution beginnen inzwischen zu verstehen, dass ihnen die Initiative entrissen wurde", so Beck. Die Demonstranten seien eben nicht repräsentativ für die arabischen Gesellschaften. Dies gelte auch für Tunesien und Marokko.
Jetzt zeigten sich Gruppen und Bewegungen, die in den vergangenen Jahren nicht hätten aktiv sein können, die aber die demokratischen Strukturen missbrauchten, um ihre eigenen Ziele zu verwirklichen. Dazu schreibt Beck in der "
Jüdischen Allgemeinen": "Sie haben die Revolution gekidnappt‘. Der Tahrir-Platz in Kairo war das Symbol der Hoffnung. Nun ist er ein Symbol der Enttäuschung." Der Autor fasst zusammen: "Der arabische Frühling ist zum islamistischen Frühling geworden."
Als Korrespondent der israelischen Tageszeitung "Yediot Aharonot" war Beck bei den Demonstrationen auf dem Tahrir-Platz Anfang des Jahres in Kairo live dabei.