Auch Ägypten will seine Gefangenen

KAIRO (inn) - Neben dem großen Gefangenenaustausch zwischen Israel und der Hamas bahnt sich gemäß einem Bericht der ägyptischen Zeitung "Al-Ahram" auch ein Tausch zwischen Israel und Ägypten an, als eine Art "Nebeneffekt". Die Ägypter hatten vermittelt, dass der israelische Soldat Gilad Schalit gegen 1.027 palästinensische Gefangene ausgetauscht werden soll.

"Für Ägypten als führende arabische Nation und als Garant des Friedens gibt es keine Alternative",  sagte Amos Gilad, Leiter der politischen Abteilung des israelischen Verteidigungsministeriums. Er lobte überschwänglich die "unersetzbare Rolle" Ägyptens bei der Vermittlung zwischen Israel und der Hamas.

In israelischen Gefängnissen sitzen 81 Ägypter, überwiegend Schmuggler und illegale Grenzgänger, aber keine "Terroristen". Sie sollen nun gegen den vor vier Monaten in Kairo festgenommenen "Spion" Ilan Grapel freigegeben werden. Da der 27 Jahre alte Student Grapel die amerikanische wie die israelische Staatsbürgerschaft besitzt, haben sich die Amerikaner konsularisch um ihn gekümmert.

In Israel hatte man gehofft und erwartet, dass der amerikanische Verteidigungsminister Leon Panetta ihn bei seinem Besuch in Kairo Anfang Oktober ausfliegen dürfte.

Grapel war in Ägypten verhaftet worden wegen "Spionage" und Anstiftung zu Unruhen auf dem Tahrir-Platz. Der Verdacht fiel auf ihn, weil er auf seinen Facebook-Seiten Fotos aus seiner Zeit als Soldat in Israel veröffentlicht hatte. Genau aus diesem Grund gilt in Israel der Spionageverdacht gegen Grapel als "lächerlich".

Die Nachricht über die mögliche Freilassung Grapels hat den Anwalt des israelischen Beduinen Uda Tarabin im Rundfunk zu einem wütenden Aufruf an Premierminister Benjamin Netanjahu veranlasst. Der damals 19 Jahre alte Beduine hat 1999 die Grenze zu Ägypten illegal überschritten, um seine Schwester im Sinai zu besuchen. Er wurde gefangen und der "Spionage" bezichtigt. Ohne jemals die Anklageschrift gesehen zu haben oder sich vor Gericht verteidigen zu können, wurde er zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Auch Udas Vater, Suleiman Tarabin, und der stellvertretende Minister Adschub Kara riefen Netanjahu auf, sich um den seit elf Jahren im Gefängnis in Kairo einsitzenden Beduinen genauso intensiv zu kümmern wie um den in den Gazastreifen verschleppten Soldaten Gilad Schalit.

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