Muslimschwesternschaft wiederbelebt

KAIRO (inn) - Erstmals seit 60 Jahren sind die Frauen der ägyptischen Muslimbruderschaft zu einer Konferenz zusammengekommen. Führende Vertreter der radikal-islamischen Organisation würdigten den Beitrag der "Schwesternschaft" zu der Revolution, die Anfang des Jahres zum Sturz von Staatspräsident Hosni Mubarak geführt hatte.

"Wir haben jetzt ein politisches Vakuum und müssen das politische System des Landes aufbauen", sagte Chairat al-Schater, stellvertretender Leiter der Muslimbruderschaft, laut der ägyptischen Zeitung "Daily News Egypt". "Dann wird es acht Jahre des Übergangs geben, gefolgt von 30 Jahren, in denen wir das Land wieder aufbauen." Dafür müssten die Frauen eine größere Rolle übernehmen.

Der oberste Führer der Muslimbruderschaft, Mohamed Badei, stimmte ihm auf der Konferenz am Samstag zu: "Niemand kann den Beitrag der Frauen zum Erfolg der Revolution leugnen, ob durch ihre Teilnahme oder durch die Unterstützung ihrer Ehemänner und Söhne." Er fügte an: "Die Rolle der Frauen in diesem kritischen Augenblick ist so wichtig wie ihre Rolle bei der Unterstützung der Revolution."

Weiter sagte Badei: "In der Vergangenheit wollten wir Frauen vor Razzien schützen und haben sie deshalb von Führungspositionen ferngehalten. Aber jetzt wird es für Frauen keine Hindernisse für die Teilnahme am politischen Leben geben, außer religiösen." Es gebe auch ein kulturelles Problem. Hinzu komme die Frage, in welchem Ausmaß Ägypter die Mitwirkung von Frauen akzeptieren würden. Deshalb führe seine Organisation eine Umfrage dazu durch, ob Frauen Führungspositionen übernehmen sollten.

Die Konferenz in Kairo stand unter dem Titel "Frauen von der Revolution zur Renaissance". Etwa 2.000 Frauen nahmen laut "Jerusalem Post" daran teil. Unter ihnen waren auch die Enkelinnen des Gründers der Muslimbruderschaft, Hassan al-Banna, und die Ehefrauen der Führer.

"Seit Gründung der Schwesternschaft innerhalb der Gruppe haben Frauen aktiv am Predigen teilgenommen, ebenso wie am öffentlichen Leben als Lehrerinnen und Ärztinnen", so Aida Sa´ad, die Leiterin des Bildungsausschusses der Schwesternschaft. "Wir haben an Wahlen teilgenommen, obwohl uns das gestürzte Regime daran hinderte, sie zu gewinnen. Wir haben an internationalen Konferenzen ebenso teilgenommen wie an Wohlfahrt und gesellschaftlicher Arbeit."

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