Israel fordert von Deutschland Auslieferung eines NS-Verbrechers

JERUSALEM / BERLIN (inn) - Israels Justizminister Ja´akov Ne´eman hat die Bundesregierung dazu aufgefordert, den Prozess gegen den NS-Schergen Klaas Carel Faber wiederaufzunehmen. Der Niederländer lebt derzeit in Bayern. Ihm wird vorgeworfen, im Konzentrationslager Westerbork mindestens 20 Juden ermordet zu haben.

Faber hat während der deutschen Besatzung der Niederlande mit den Nazis kollaboriert und in der SS gedient. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er gefasst, in seiner Heimat vor Gericht gestellt und wegen elffachen Mordes zum Tode verurteilt. Doch das Urteil wurde in eine lebenslange Haftstrafe verwandelt, und 1952 gelang ihm die Flucht aus dem Gefängnis. Anschließend gelangte er nach Deutschland.

Wie die Tageszeitung „Ha´aretz“ berichtet, hat sich die Bundesrepublik seither geweigert, Faber auszuliefern, weil er ein deutscher Staatsbürger sei. Dies hat er einem Gesetz aus dem Dritten Reich zu verdanken, das Kollaborateuren und Unterstützern der Nazis in besetzten Ländern die Staatsbürgerschaft gewährte. Auf der Liste des Simon Wiesenthal-Zentrums steht sein Name auf dem fünften Platz der gesuchten NS-Kriegsverbrecher. Nach Angaben des Nazijägers Efraim Zuroff ist er für den Tod von mehr als 20 Juden verantwortlich.

Vor zwei Monaten enthüllte das britische Boulevard-Blatt „The Sun“, dass Faber in Freiheit lebt. Es veröffentlichte ein Bild, das ihn bei einem Spaziergang in einem Park mit seiner Ehefrau zeigt. Infolge des Berichtes kündigte das Bundesjustizministerium an, den Fall wiederaufzunehmen.

Der Jerusalemer Rechtsanwalt David Schonberg forderte unterdessen Ne´eman auf, Druck auf die deutsche Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger auszuüben. Gleichzeitig sammelte er die Unterschriften von 150 israelischen Juristen, die sich seiner Aufforderung anschlossen. „In seiner Anfrage an Deutschland sollte Israel die unverzügliche Auslieferung des Verbrechers Faber an die Niederlande fordern, und auch eine allgemeine Veränderung in der Politik, die zulässt, dass Naziverbrecher nicht vor Gericht gestellt werden und ihre Auslieferung verhindert“, heißt es in der Petition an den israelischen Justizminister. Anfang der Woche ist der Minister der Aufforderung des Rechtsanwaltes nachgekommen.

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