Gilad Schalit: 1.500 Tage in den Händen der Hamas

JERUSALEM (inn) - Der Vater des entführten israelischen Soldaten Gilad Schalit hat am Dienstag die Palästinenser dazu aufgerufen, Druck auf ihre Führung auszuüben, um einen Austausch voranzubringen. Noam Schalit sprach auf einer Pressekonferenz in Jerusalem anlässlich des 1.500. Tages, den sein Sohn in palästinensischer Gefangenschaft verbringt. Nach dem hebräischen Kalender wurde Gilad am gestrigen Dienstag 24 Jahre alt - es ist sein fünfter Geburtstag in Gefangenschaft.

„Wir bitten Sie, Druck auf Ihre Führer auszuüben, so wie wir unsere drängen, um den bestehenden Vorschlag für einen Gefangenenaustausch voranzubringen“, sagte Schalit vor Journalisten im American Colony Hotel. Laut einem Bericht der Tageszeitung „Jerusalem Post“ wiesen er und seine Frau Aviva auf den Beginn des Fastenmonats Ramadan in der kommenden Woche hin. „Wenn diese 1.000 Gefangenen, die Eure Söhne, Eure Brüder und Eure Ehemänner sind, freikämen, könnten sie nach Hause kommen und den heiligen Ramadan mit ihren Familien feiern“, so Schalit weiter.

Der bestehende Vorschlag sei von einem deutschen Vermittler ausgehandelt worden und sehe die Freilassung von 1.000 in Israel inhaftierten Palästinensern im Austausch gegen Schalit vor. „Beide Seiten warten, aber ich weiß nicht, worauf. Wir glauben, dass Druck auf lange Sicht die Lösung bringen wird“, ergänzte Schalit, der auf Hebräisch und Englisch an die Palästinenser appellierte. Ein Dolmetscher übersetzte zudem ins Arabische.

Auf die Frage eines Journalisten, ob es richtig sei, dass bei diesem Austausch auch Palästinenser freikommen, die Israelis ermordet haben, sagte Schalit: „Ich bin kein Philosoph, ich bin der Vater eines jungen Mannes, der entführt wurde.“ 1.500 Tage seien jedoch ausreichend Zeit für die Regierung, um einen Weg zu finden und seinen Sohn nach Hause zu bringen.

Im Laufe des Dienstags wurde in Jerusalem mit zahlreichen Veranstaltungen an den Entführten erinnert. Unter anderem wurde die von ihm als Kind geschriebene Geschichte „Als der Hai und der Fisch sich das erste Mal trafen“ aufgeführt.

„Vier Wochen im Protestzelt“

Am Abend sprach Gilads Bruder Joel auf einer Kundgebung vor dem Protestzelt, das die Familie in der Hauptstadt errichtet hat und in dem sie derzeit lebt. „Ich fordere den Premierminister dazu auf, meinen Bruder sofort zu befreien. In zwei Tagen sind es vier Wochen, die wir in dem Protestzelt in Jerusalem verbracht haben. An diesem Sonntag werden es sechs Wochen, seit wir unser Zuhause in Mitzpe Hila verlassen haben. Heute ist Gilads Geburtstag, sein fünfter in Gefangenschaft. In der Nacht zum Samstag, am 28. August, feiern wir Gilads Geburtstag nach dem gregorianischen Kalender mit einer Veranstaltung auf dem Rabin-Platz in Tel Aviv. Ich fordere Sie auf, Premierminister Benjamin Netanjahu, lassen Sie uns nicht die Feiertage in dem Protestzelt verbringen und lassen Sie uns nicht im kalten Winter hier.“

Die Familie Schalit lebt seit dem 8. Juli in dem Protestzelt nahe der Residenz Netanjahus. Sie hat geschworen, Jerusalem erst zu verlassen, wenn ihr Sohn frei ist. Zuvor war sie in einem zwölftägigen Marsch von ihrer Heimatstadt in die Hauptstadt gezogen, Zehntausende Israelis hatten sich ihnen über mehrere Etappen hinweg angeschlossen.

Mittlerweile wurden neben dem großen weißen Protestzelt der Familie sechs kleinere graue Zelte aufgebaut. In diesen übernachten Menschen, die sich mit den Schalits solidarisch zeigen wollen.

Gilad Schalit wurde am 25. Juni 2006 von bewaffneten Palästinensern an der Grenze zum Gazastreifen entführt. Die Hamas verweigert dem Israeli die Kontaktaufnahme zu seiner Familie, bislang durfte keiner den Gefangenen besuchen. Das letzte Lebenszeichen Schalits war eine Videobotschaft, die von der Hamas Anfang Oktober vergangenen Jahres an Israel übergeben wurde.

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