Abbas betonte, dass Israels Premier Benjamin Netanjahu für ihn ein Partner für Gespräche sei. Er versuche nicht, die Verhandlungen mit Israel durch Verhandlungen mit den USA zu ersetzen.
Er habe Netanjahu durch den US-Sondergesandten George Mitchell eine Botschaft zukommen lassen. Darin habe er erklärt, dass er sich mit Antworten auf die Fragen zu den Themen Sicherheit und Grenzen zunächst zufrieden geben würde und dann zu direkten Gesprächen bereit sei. „Antworten wie diese sind notwendig, um zu sehen, ob wir dieselbe Sprache sprechen und dann ist es möglich weiterzumachen. Es ist vorzuziehen, dass direkte Gespräche nicht nach zehn Minuten platzen, und wer weiß, wann wir dann wieder in der Lage sind, die Verhandlungen zu erneuern“, sagte Abbas laut der Tageszeitung „Jerusalem Post“.
Er fordere einen palästinensischen Staat mit den Grenzen von 1967 und Ostjerusalem als Hauptstadt. Westjerusalem könne die Hauptstadt Israels werden. Die Palästinenser würden auch einem Landaustausch zustimmen, solange dieser eins zu eins erfolge. Auf dieser Basis habe er bereits mit dem früheren israelischen Premier Ehud Olmert entsprechende Landkarten ausgetauscht.
„Keine israelischen Truppen im Palästinenserstaat“
Eine Stationierung israelischer Truppen im Westjordanland nach Gründung eines Palästinenserstaates lehnte Abbas ab. Allerdings sei er mit der Präsenz einer dritten Partei einverstanden. Dies habe er früher ebenfalls mit Olmert diskutiert. „Ich habe zugestimmt, dass eine dritte Partei in dem Gebiet sein wird, sei es die NATO, UNIFIL oder eine andere Gruppe. Ich möchte keine israelische Präsenz auf meinem Land. Auf diesem Weg wird Israel Sicherheit bekommen und ich habe Souveränität. Ich habe durch die Amerikaner um Antworten auf diese Fragen gebeten, aber Netanjahu hat noch nicht reagiert.“
In dem Gespräch bestätigte Abbas, dass er bei den nächsten Präsidentschaftswahlen nicht kandidieren wolle. Seine Familie dränge ihn aufgrund seines Alters zum Rückzug aus der Politik. Der 75-Jährige warnte davor, dass angesichts der Schwierigkeiten im Friedensprozess immer mehr Palästinenser eine Zweistaatenlösung ablehnten und stattdessen einen gemeinsamen Staat bevorzugten.
„Bis zum heutigen Tag bedauere ich unsere Ablehnung des Teilungsplanes 1947“, sagte Abbas weiter. Der verstorbene israelische Diplomat Abba Eban habe Recht gehabt, als er einst sagte: „Die Palästinenser verpassen keine Gelegenheit, eine Gelegenheit zu verpassen.“ Er fordere nun die Israelis auf, nicht die Gelegenheit zu verpassen, die ihnen die Arabische Liga mit ihrer Friedensinitiative angeboten habe.
„Alle palästinensischen Häftlinge in Israel entlassen“
Abbas wies zudem darauf hin, dass er kein Versöhnungsabkommen mit der Hamas unterzeichnen werde, bis diese die „Arabische Friedensinitiative“ akzeptiere. Er sprach sich außerdem für ein Abkommen zwischen Israel und der Hamas hinsichtlich der Freilassung des entführten Israelis Gilad Schalit aus. Allerdings müssten von dem Austausch nicht nur Hamas-Häftlinge profitieren, sondern alle in Israel inhaftierten Palästinenser freigelassen werden.
„Keiner kann den Holocaust leugnen“
Von den Journalisten wurde Abbas auch auf seine Thesen angesprochen, die er 1982 zum Holocaust in einer Doktorarbeit in Moskau veröffentlicht hatte. Damals hatte er bezweifelt, dass sechs Millionen Juden von den Nationalsozialisten ermordet worden waren. Die Zahl bezeichnete er als „übertrieben und erfunden“. Er bestritt außerdem die Existenz von Gaskammern in den Vernichtungslagern. „Ich habe in dieser Sache recherchiert und eine Menge Leute befragt, einschließlich Juden. Ich habe damals eine Zeile geschrieben, die Sie immer vergessen: ‚Laut dem Koran wird das Töten eines einzelnen unschuldigen Menschen nicht vergeben'“, so Abbas. Er fügte hinzu: „Ich bin ein Mann des Glaubens, kein Extremist, sondern ein religiöser Muslim. Es ist klar, dass jeder Mord während des Holocaust illegal, inakzeptabel und unmoralisch war. Keiner kann den Holocaust leugnen. Was die genaue Zahl betrifft, ist es nicht meine Aufgabe, das festzustellen. Ihr sagt, dass sechs Millionen ermordet wurden, ich bestreite das nicht.“
Die Zusammenkunft schloss auch ein gemeinsames Essen ein. Laut dem Bericht hat Abbas während des Gespräches auch seine Eindrücke von der Fußballweltmeisterschaft wiedergegeben und Anekdoten aus früheren Treffen mit israelischen Führern und dem US-Präsidenten Barack Obama erzählt. Zudem ließ er sich mit jedem der israelischen Journalisten fotografieren. Die israelischen Medien bezeichneten das Treffen als an die israelische Öffentlichkeit gerichtete „Charmeoffensive“ und „Friedenskampagne“.