Nach zehn Jahren: Wieder israelische Reiseleiter in Bethlehem

BETHLEHEM (inn) - Erstmals seit Beginn der zweiten sogenannten Intifada im Jahr 2000 waren am Montag im Rahmen eines Pilotprojekts wieder israelische Reiseleiter und Busfahrer im Westjordanland unterwegs. Die jüdischen und drusischen Israelis besuchten als Gäste des palästinensischen Tourismusministeriums die Stadt Bethlehem.

Aus Sicherheitsgründen ist jüdischen Israelis der Zutritt zu von Palästinensern kontrollierten Gebieten im Westjordanland verboten. Durch das gemeinsame Projekt des israelischen und des palästinensischen Tourismusministeriums sowie der Zivilverwaltung der Armee in Judäa und Samaria sollen nun jedoch wieder Israelis ihre Gruppen durch Städte wie Bethlehem und Jericho führen dürfen.

Für das Projekt waren von 500 Bewerbern 50 ausgelost worden. Sie hatten am Montag noch auf israelischer Seite entsprechende Sicherheitsanweisungen erhalten. Zudem wurde ihnen eine Liste mit Notrufnummern ausgehändigt.

Einer der Teilnehmer war Micky Choresch. Gegenüber der Tageszeitung „Jerusalem Post“ sagte er noch während der Tour, er fühle sich sicher und willkommen und freue sich darauf, bald zurückkommen zu dürfen. „Die palästinensischen Vertreter, die uns begleiten, scheuen keine Mühen, um sicherzugehen, dass wir uns wohl und sicher fühlen. Überall, wo wir hingehen, werden wir von zwei Polizeiautos begleitet und auf jeder Straße ist ein uniformierter Polizist.“ Choresch lobte die Initiative. Diese könne dabei helfen, die guten Beziehungen zwischen beiden Seiten wieder herzustellen. „Touristen sind eine wichtige Einnahmequelle für die Palästinenser und ich glaube nicht, dass irgendjemand hier dagegen ist. Das ist nicht Gaza“, sagte der Reiseführer weiter.

Auch Brigadegeneral Joav Mordechai, der Leiter der Zivilverwaltung der Armee, befürwortete die Entscheidung. Diese sei eine vertrauensbildende Maßnahme. Eine Vision sei es, dass eines Tages alle Israelis die Städte in der von Palästinensern kontrollierten sogenannten Zone A betreten dürften.

Angst vor Entführungen

Kritik an dem Projekt äußerte jedoch der Vorsitzende des Verbandes israelischer Reiseleiter, Jossi Weiss. „Wir wollen keinen weiteren Gilad Schalit“, sagte Weiss im Hinblick auf die mögliche Entführung von Israelis. Er fügte hinzu: „Soweit ich weiß, hat die Armee ihr Verbot für Israelis nicht aufgehoben und ich wusste nicht, dass Reiseleiter eine Ausnahme darstellen.“

Das Tourismusministerium nehme ein großes Risiko auf Kosten der Reiseleiter in Kauf. Führer, welche die palästinensischen Städte besuchten, hätten keinen Versicherungsschutz und seien nicht vor Anschlägen geschützt, bemängelte Weiss.

Zudem wies er darauf hin, dass palästinensische Reiseführer nun ihrerseits Genehmigungen für Führungen in Israel beanspruchen könnten. „Ich bin beunruhigt über palästinensische Reiseleiter, die mit ihrer eigenen Ideologie und ihrer eigenen historischen Geschichte Touristengruppen in Israel führen. Es ist ein Nachteil für das Land, es zuzulassen, dass sie ihre Ansichten an Touristen weitergeben.“

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