Palästinensische Mädchen erfinden elektronischen Blindenstock

RAMALLAH (inn) - Drei Mädchen aus dem Westjordanland haben einen speziellen Stock für Blinde konstruiert, der vor Löchern und Hindernissen auf dem Gehweg warnt. Die technische Bastelei hat den dreien einen Flug zu einer Ingenieursmesse im kalifornischen San Jose eingebracht.

Die 14-jährige Asil Abu Lil habe ihre Tante und Onkel beobachtet, die blind sind, berichtet die israelische Tageszeitung „Ha´aretz“ unter Berufung auf einen Bericht von „Associated Press“. Sie hätten Schwierigkeiten gehabt, Unebenheiten auf den schmalen Bürgersteigen ihres Dorfes zu umgehen. Da beschloss das Mädchen, einen speziellen Blindenstock zu erfinden.

Asil und zwei Klassenkameradinnen bauten für ein Schulprojekt ein Gerät, das Hindernisse auf dem Gehweg entdeckt. Der Gehstock der 14-jährigen Mädchen gibt Töne von sich, wenn ein Hindernis auf dem Weg liegt. Am Stock sind zwei Infrarot-Sensoren befestigt. Der eine ist nach unten, der andere nach vorne gerichtet. Die Schülerinnen einer Mädchenschule der Vereinten Nationen haben zwei Prototypen gebaut, nachdem sie mehrmals ins 45 Minuten entfernt gelegene Ramallah gelaufen waren. Dort kauften sie die nötigen elektronischen Bauteile.

Bereits in den frühen 70er Jahren wurden Gehstöcke mit Lasersensoren gebaut, doch den Mädchen gelang es, die Probleme dieser früheren Modelle auszumerzen. Ihre Erfindung kann Löcher im Boden entdecken, wie der Direktor der Technikabteilung der Amerikanischen Blinden-Vereinigung erklärte.

Ihre Idee brachte ihnen nun eine Reise nach San Jose in Kalifornien ein. Dort veranstaltet die Computerfirma Intel eine internationale Messe für junge Erfinder. Die drei Mädchen sind die ersten palästinensischen Teilnehmer der Messe. „Natürlich gehe ich gerne nach Amerika“, sagte Asil. Ihr Projekt sei wichtig für blinde Menschen, denn ihr Gerät könne für sie eine große Hilfe sein. Schüler aus über 50 Ländern werden an der Internationalen WIssenschafts- und Ingenieursmesse im kommenden Monat teilnehmen. Dem Sieger winkt ein Hauptpreis, der mit 75.000 US-Dollar dotiert ist.

Die Vereinten Nationen unterhalten Schulen für mehr als eine Viertelmillion Kinder in Gaza und im Westjordanland. „Diese Mädchen sind die Albert Einsteins von morgen“, sagte Chris Gunness, Sprecher des UN-Hilfswerkes für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA). „Wir müssen der kommenden Generation rationales Denken beibringen, damit sie Probleme lösen und darüber reden kann. Das ist ein Mikrokosmos des Friedensprozesses, wenn man so will, und wir sollten Zeit und Geld für Bildung investieren, denn davon profitieren wir in der Zukunft.“

Die Mädchen setzten sich gegen Dutzende andere Bewerber aus dem Westjordanland durch. Es gab dann allerdings noch ein Problem, so der Bericht: das Geld reichte nur für Flugtickets für zwei der drei Mädchen. Sie losten aus, und dabei verlor Asil, so dass sie zu Hause bleiben musste. Als Mitarbeiter der Vereinten Nationen davon erfuhren, stellten sie vergangene Woche Geld für ein drittes Flugticket bereit. Als Asil davon am Montag erfuhr, sei sie in Tränen ausgebrochen, berichtet die Nachrichtenagentur. „Selbst wenn ich alt bin, werde ich mich immer an diese Zeit erinnern“, sagte Asil.

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