Ghaddafi bei Treffen mit israelischen Arabern: „Zweistaatenlösung ist blöd und unrealistisch“

SIRTE (inn) - Libyens Staatschef Muammar Ghaddafi hat am Sonntagabend eine rund 40-köpfige Delegation israelischer Araber zum Essen in seinem Beduinenzelt in der Stadt Sirte empfangen. Zu den Besuchern gehörten auch sechs Knessetmitglieder. Während des Treffens sprach sich Ghaddafi erneut für einen gemeinsamen Staat von Israelis und Palästinensern aus.

„Israel wird niemals ein rein jüdischer Staat in dieser Region sein. Seine Führer führen es an den Rand eines Abgrunds. Ich glaube, die Lösung ist ein Staat mit Wahlen unter UN-Aufsicht. Die Lösung zwei Staaten für zwei Völker ist blöd und unrealistisch“, so Ghaddafi.

Der Staatschef betonte, dass er nicht gegen die Juden sei, aber gegen den Zionismus. „Wir haben die Juden nicht massakriert, das war der Westen, der das getan hat. Wir haben ihnen Zuflucht gegeben“, sagte Ghaddafi weiter.

Der Delegation gehörten unter anderen sechs Knessetmitglieder sowie Journalisten und religiöse Führer an. Es war der erste offizielle Besuch arabischer Knessetmitglieder in Libyen. Sie bezeichneten den Aufenthalt als bahnbrechend. Wegen ihrer israelischen Pässe wurden arabische Mitglieder des israelischen Parlaments bislang nicht offiziell in arabische Staaten eingeladen. „Keiner wollte, dass die Leute glauben, man würde die Beziehungen zu Israel normalisieren. Aber man muss einen Unterschied machen. Wir dürfen nicht Opfer des arabisch-israelischen Konflikts sein“, erklärte Knessetmitglied Taleb el-Sana (Vereinigte Arabische Liste).

Tibi kritisiert arabische Welt

Knessetmitglied Ahmed Tibi (Vereinigte Arabische Liste) sagte bei dem Treffen zu Ghaddafi: „Wir sind Bürger des Staates Israel, kämpfen für Gleichheit, die nicht existiert, aber wir sind auch Teil der arabischen Welt und erbitten Ihre Hilfe, beim Öffnen der Türen zur arabischen Welt für uns, besonders für unsere Studenten, Künstler, Ingenieure, Sportler und Frauen. Außerdem bitte ich Sie um Unterstützung bei der Bildung, der Infrastruktur, der Kultur und dem Sport“.

Tibi kritisierte zudem die Araber in Israel und der gesamten Welt: „Warum sind wir eine konsumierende Gesellschaft und keinen kreative? Warum gibt es nicht eine einzige arabische Universität unter den 500 führenden Hochschulen? Warum gibt es keine Übersetzungen und Innovationen? Wohin fließt all das Geld? Warum kommen arabische Wissenschaftler im Ausland voran und haben dort Erfolg und nicht in ihren Heimatländern?“

Gegenüber der Tageszeitung „Jediot Aharonot“ sagte Tibi später: „Wir haben einen berühmten und charismatischen Führer getroffen, der – in einem ungewöhnlichen Schritt – sogar das Abendessen mit uns eingenommen hat.“

Dem Bericht zufolge gab Ghaddafi dem Gesuch der israelischen Araber statt, nach dem arabische Studenten aus Israel in Libyen studieren dürfen sollen.

Bei rechtsgerichteten Politikern in Israel löste der Besuch der Knessetmitglieder in dem arabischen Staat heftige Kritik aus. Sie forderten Sanktionen gegen die Abgeordneten.

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