Marsch in Ostjerusalem führt zu neuen Auseinandersetzungen

JERUSALEM (inn) - Bei Zusammenstößen zwischen Arabern und israelischen Polizisten in Ostjerusalem sind am Sonntag mehrere Menschen verletzt worden. Der Auslöser war ein Marsch von extrem rechtsgerichteten Israelis im vorwiegend von Arabern bewohnten Stadtteil Silwan.

Einem Bericht der Zeitung „Jediot Aharonot“ zufolge nahmen etwa 30 Aktivisten an der einstündigen Demonstration teil. Sie schwenkten israelische Flaggen. Während des Marsches über eine Strecke von 700 Metern wurden sie von einer Sondereinheit der Polizei begleitet, die Tränengas mit sich führte. Verantwortlich für die Kundgebung war eine Gruppe, die sich „Eretz Israel Schelanu“ (Unser Land Israel) nennt.

Etwa 20 maskierte Männer warfen Steine auf Polizisten, die in der Region im Einsatz waren. Zwei Polizisten wurden leicht verletzt. Nach Angaben der Polizei wurden zwei Molotowcocktails auf ein Protestzelt geworfen.

Arabische Anwohner standen auf den Dächern. Einige skandierten „Allah ist am größten“ oder „Polizei, das ist unser palästinensisches Dorf“. Kinder machten Lärm mit Töpfen und Pfannen. Dutzende linksgerichtete Aktivisten unterstützten die protestierenden Araber. Sie riefen „Faschismus wird nicht funktionieren“, „Jerusalem wird nicht zu Hebron werden“ oder „Die Judaisierung Silwans ist ein Verbrechen gegen die Menschheit“.

Am Samstagabend hatte das Büro des israelischen Regierungschefs das Ministerium für innere Sicherheit gebeten, die Demonstration zu verschieben. Anlass war ein Besuch des US-Nahostgesandten George Mitchell in der Region. Generalstaatsanwalt Jehuda Weinstein sagte jedoch, es gebe keine gesetzliche Grundlage für eine Verschiebung der Kundgebung. Bereits in de vergangenen Wochen war der Marsch mehrmals vertagt worden. Anlass war die Befürchtung, es könne in Jerusalem erneut zu Auseinandersetzungen kommen.

Mitglieder der antizionistischen jüdischen Gruppe „Neturei Karta“ begaben sich ebenfalls an den Ort der Demonstration. Mehrere hielten Transparente mit dem Aufruf, einen palästinensischen Staat vom Mittelmeer bis zum Jordan zu gründen.

Silwan befindet sich am Steilhang gegenüber dem Tempelberg. Der Stadtteil hat 40.000 Einwohner. Die ersten Siedler waren in den 1880er Jahren jemenitische Juden, die aber 1929 aus Silwan vertrieben wurden. Heute gibt es in dem Ostjerusalemer Viertel immer wieder Streit um Baugenehmigungen für Juden und Araber oder illegal errichtete Häuser.

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