Als er Israels Premierminister Benjamin Netanjahu im vergangenen Jahr getroffen habe, sei er aufgrund dessen Visionen für den Friedensprozess noch sehr optimistisch gewesen, so Abdullah. Allerdings hätten ihn die Geschehnisse der vergangenen zwölf Monate „extrem skeptisch“ gemacht. Dabei gehöre er zu den eher optimistischen Menschen in diesem Teil der Welt. „Es hat eine Menge Worte gegeben, aber die tatsächlichen Handlungen haben mich extrem besorgt darüber werden lassen, wie aufrichtig Israels Politik ist“, sagte Abdullah weiter.
„Leider ist unsere Beziehung zu Israel zum ersten Mal, seit mein Vater Frieden mit Israel geschlossen hat, auf dem tiefsten Punkt. Sie war noch nie so schlecht, wie sie heute ist und noch nie so angespannt, wie heute“, so der König. Das politische Vertrauen sei verschwunden. Zudem gebe es keine echten wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern.
„Status quo darf nicht beibehalten werden“
Solange die Probleme im Nahen Osten nicht gelöst seien, sieht er den jüdischen Staat in Gefahr. „57 Staaten der Welt, ein Drittel der Vereinten Nationen, erkennen Israel nicht an. Auf eine Weise glaube ich, dass Nordkorea bessere internationale Beziehungen als Israel hat.“ Es gebe Elemente, die aktiv eine dritte „Intifada“ anstrebten. Die Lage im Gazastreifen sei instabil und Jerusalem sei eine Zeitbombe, die jeden Moment explodieren könne. Zudem gebe es in der gesamten Region eine gewaltige Spannung. Wenn man unter anderem mit Libanesen spreche, so hätten diese das Gefühl, es könne jede Sekunde zu einem Krieg kommen, erklärte der Monarch. Bei den Friedensbemühungen dürfe daher keine Zeit mehr verschwendet werden. Der gegenwärtige Status quo dürfe auf keinen Fall beibehalten werden, warnte Abdullah weiter.
Der jordanische König wird am kommenden Samstag von US-Präsident Barack Obama in Washington erwartet. Dort nimmt er unter anderem an einem Gipfel zum Thema nukleare Sicherheit teil.