Siedler dringen nach Jericho ein

JERICHO (inn) - Rund 80 israelische Siedler haben am Sonntagabend einen Kontrollpunkt der Armee bei Jericho im Westjordanland durchbrochen und sind in die Autonomiestadt eingedrungen. Dutzende von ihnen verschanzten sich dort in einer Synagoge.

Angeführt wurde der Zug vom Knessetabgeordneten Michael Ben-Ari von der Nationalen Union, seinem Sprecher Itamar Ben-Gvir sowie dem früheren Kach-Aktivisten Baruch Marsel. Die Gruppe fordert die israelische Kontrolle über palästinensische Städte wie Jericho und Nablus.

Die Soldaten hatten den Israelis den Zutritt verweigert, da der Besuch in der Autonomiestadt nicht abgesprochen war. Jüdischen Israelis ist die Einreise in palästinensische Städte aus Sicherheitsgründen verboten. Nach einer Zeit des Wartens marschierten die Aktivisten jedoch durch den Checkpoint. Etwa 35 von ihnen verschanzten sich in der historischen Synagoge Na´aran. Auf deren Dach hissten sie die israelische Flagge. Dann beteten sie und tanzten zur Musik aus einem an ein Megaphon angeschlossenes Handy.

Die Siedler hielten Sitzblockaden ab und weigerten sich, zu gehen. Sie wurden von den Soldaten schließlich in einen schussfesten Bus gehoben und zur nächsten Polizeistation gebracht. Unter diesen Verhafteten waren auch zwei Frauen sowie mehrere Minderjährige. Bei der Räumung der Synagoge wurden eine Grenzpolizistin, ein Soldat sowie drei Siedler verletzt. Ein Armeefahrzug wurde beschädigt.

Die anderen rund 45 Aktivisten hatten versucht, zur Synagoge „Schalom al Israel“ zu gelangen, was jedoch von der Armee verhindert wurde. Diese Siedler verließen schließlich die Stadt.

Armee über Aktion verärgert

Der Kommandeur der Jordantal-Brigade, Jochai Ben-Jischai, kritisierte das Verhalten der Siedler als „total unnötige Provokation, die Leben riskiert hat“. Er verstehe die Aktion nicht, da die Armee Besuche in Jericho genehmige, wenn sie rechtzeitig vorher angemeldet und koordiniert würden. Er beschrieb die Aktivisten als wenig gewalttätig. Diese seien in alle Richtungen gerannt. Die Soldaten seien zahlenmäßig unterlegen und daher nicht in der Lage gewesen, die Siedler aufzuhalten.

Seine Einheit habe die Siedler daher bis zum Eintreffen von Verstärkung zunächst begleitet, um Zusammenstöße mit Palästinensern zu vermeiden. Sie habe die palästinensische Polizei zudem gebeten, nicht einzugreifen und den Israelis die Lösung des Problems zu überlassen. Dem hatten die Palästinenser zugestimmt.

Am Montag wurden 33 der verhafteten Siedler wieder entlassen. Ein Erwachsener und ein Jugendlicher befinden sich noch in Polizeigewahrsam. Wie die Tageszeitung „Jediot Aharonot“ berichtet, soll gegen alle 35 Anklage erhoben werden.

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