Waffenhandel mit Angola: Gaydamak in Frankreich verurteilt

PARIS (inn) - Ein französisches Gericht hat den russisch-israelischen Milliardär Arkadi Gaydamak am Dienstag zu einer sechsjährigen Haftstrafe verurteilt. Dem Geschäftsmann wird vorgeworfen, in die so genannte "Angolagate-Affäre" verwickelt gewesen zu sein. Dabei geht es um illegale Waffenlieferungen an die Regierung im vom Bürgerkrieg erschütterten Angola in den 1990er Jahren.

Wie die „Jerusalem Post“ berichtet, nahm Gaydamak nicht an der Verhandlung in Paris teil. Der Israeli, der auch einen französischen Pass hat, lebt derzeit in Moskau. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 42 französische Politiker, Geschäftsleute und weitere Prominente vor Gericht gestellt. Unter ihnen sind Gaydamaks Geschäftspartner Pierre Falcone und Jean-Christophe Mitterand, der Sohn des mittlerweile verstorbenen ehemaligen Präsidenten Francois Mitterand.

Der Waffenhändler Falcone wurde ebenfalls zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Mitterand erhielt zwei Jahre Haft auf Bewährung und eine hohe Geldstrafe. Dem früheren Innenminister Charles Pasque wurden zwei Jahre Haft und 100.000 Euro Geldstrafe auferlegt.

Sowjetische Waffen an kommunistischen Präsidenten

Die Franzosen hatten während des Bürgerkrieges dem angolanischen Präsidenten José Eduardo de Santos militärische Ausrüstung geliefert. Diese stammte aus der ehemaligen Sowjetunion. Der Krieg, der 2002 endete, forderte 500.000 Todesopfer. Zudem mussten zahlreiche Bürger ihre Heimatorte verlassen und es kam zu einer humanitären Katastrophe. Santos und seine kommunistischen Milizen bekämpfte mit Hilfe der Waffen die von den USA unterstützte Einheitsregierung UNITA.

Falcone und Gaydamak wurden angeklagt, Beziehungen zu Politikern in dem kriegsgeschüttelten südwestafrikanischen Land aufgebaut zu haben. Weitere Anklagepunkte lauten auf Bestechung, Steuerhinterziehung, Betrug und Unterschlagung. Gerüchten zufolge hatte der Ring in den Waffenhandel eingewilligt, weil Santos den Mitgliedern im Gegenzug die Förderung von Öl genehmigte.

Gaydamak wollte Bürgermeister von Jerusalem werden

Der Angolagate-Prozess begann am 11. November 2008 – an dem Tag, als Gaydamak bei der Jerusalemer Bürgermeisterwahl kandidierte. Er belegte mit 3,5 Prozent der Stimmen den dritten Platz unter vier Bewerbern. Im Juli 2007 hatte der Milliardär die „Partei der sozialen Gerechtigkeit“ gegründet und angekündigt, den damaligen israelischen Oppositionsführer Benjamin Netanjahu zu unterstützen. Unter anderem bemühte er sich um Beliebtheit in der Bevölkerung, indem er Bewohner der raketengeplagten Stadt Sderot zur Erholung für ein Wochenende in einem Hotel in Eilat unterbrachte.

Im Oktober 2008 wurde Gaydamak vom Bezirksgericht Tel Aviv wegen Geldwäsche und Betruges angeklagt.

Seit der Prozess in Paris begann, beteuert der Milliardär seine Unschuld. Bislang haben Russland und Frankreich kein Auslieferungsabkommen abgeschlossen.

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