Seit 1980 sind die Ärzte der Klinik in Jerusalem im Einsatz. Rund 15.000 Kinder behandelt das Team jedes Jahr. An das Krankenhaus überwiesen werden die jungen Patienten zwischen 5 und 18 Jahren von den Wohlfahrtseinrichtungen der Stadt. So soll sichergestellt werden, dass ausschließlich bedürftige Kinder behandelt werden. Die Herkunft spielt dabei keine Rolle: Sowohl arabische als auch jüdische Kinder werden hier behandelt.
Die mangelnde zahnärztliche Versorgung durch das Gesundheitssystem bringt – neben dem Schmerz – meist noch weitere Probleme mit sich: Die Kinder können nicht richtig essen, nicht gut schlafen, leiden unter chronischen Entzündungen und sind unaufmerksam in der Schule.
Eine, die das Problem früh erkannt hat, ist Trudi Birger. Die Mikrobiologin gründete die Klinik 1980, zwei Jahre, nachdem das Gesundheitsministerium die kostenlose Versorgung der Schulkinder eingestellt hatte. Birger verbrachte die ersten Jahre ihres Lebens in Deutschland. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde sie in ein Konzentrationslager gebracht, wo ihr ein Aufseher die Zähne herausschlug – so konnte sie sich mit den Jerusalemer Kindern gut identifizieren. „Ich habe mir damals geschworen: Wenn ich das überlebe, dann will ich dafür sorgen, Leid von jedem Kind abzuwenden“, erzählte sie im Internetportal „Zahnmedizinische Mitteilungen“. So entstand die Idee zu dem Projekt. „Das ist mein Lebenswerk.“ Birger starb 2002, seitdem führen ihre ehemaligen Mitarbeiter die Klinik weiter – und halten sich dabei streng an die Grundsätze, die die Gründerin ihnen vorgegeben hat.
Freiwille Mitarbeiter aus aller Welt
Einer davon lautet, dass die Behandlung für die Jerusalemer Kinder vollkommen kostenlos sein muss – unabhängig von deren Herkunft oder Religion. Getragen wird die Klinik ausschließlich von Spenden. Sowohl Einzelpersonen als auch Firmen tragen dazu bei, dass bedürftige Kinder hier mit modernsten Methoden behandelt werden können.
Auch ein Großteil der Lohnkosten wird eingespart: Abgesehen von drei festangestellten Ärzten geschieht die medizinische Besorgung durch Volontäre. Diese Ärzte kommen aus allen Teilen der Erde und verpflichten sich, für zwei bis vier Wochen in der Klinik zu arbeiten. Diese stellt dabei ausschließlich die Unterkunft – für den Rest kommen die Volontäre selbst auf. Dass sich der Einsatz für sie dennoch lohnt, bestätigen viele begeisterte Aussagen der freiwilligen Helfer. „Ich bin nach Hause gefahren mit einem unglaublichen Gefühl der Zufriedenheit und des Stolzes“, beschrieb etwa Manouch Darvish seine Erfahrung nach seinem Aufenthalt. Der junge Arzt aus den USA hatte sogar die Flitterwochen mit seiner Frau bei dem Projekt in Jerusalem verbracht.
Ein weiteres Prinzip, auf das die Klinik großen Wert legt, ist die Vorsorge. Viele der Zahnerkrankungen wären vermeidbar, wenn die Kinder und ihre Eltern besser über Mundhygiene informiert wären. Daher besitzt die Klinik, neben den Behandlungsräumen, auch eigene Schulungsräume. Bevor die Behandlung startet, müssen die Kinder dort, zusammen mit den Eltern, eine Lerneinheit über Zahnhygiene absolvieren. Hier lernen sie die elementaren Grundlagen, von der richtigen Ernährung bis zum Zähneputzen. Der Lehrbeauftragte für Kinder-Zahnheilkunde an der Klinik, Moskovitz, ist überzeugt, dass so das Leben der Kinder nachhaltig verbessert werden kann: „Wir glauben daran, hier Leben zu verändern“, sagte er im Gespräch mit der Wochenzeitung „Jüdische Allgemeine“. Nach der ersten Behandlung sind die jungen Patienten aufgefordert, alle sechs Monate zur Kontrolluntersuchung wiederzukommen, um Neuerkrankungen frühzeitig vorzubeugen.