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Liedblatt vom Rabin-Mord im Museum

Für James Snyder, Direktor des Israel Museums in Jerusalem, ist die neue Ausstellung "Blaue und weiße Seiten. Seltene historische Dokumente Israels" geradezu "peinlich". "Wir sind schließlich kein Archiv, sondern ein Museum", entschuldigte sich Snyder bei der Presseführung zur Ausstellung, die bis zum 7. Februar zwischen Rollen vom Toten Meer, moderner israelischer Kunst und alten Mosaiken zu sehen ist.

Zu den Prunkstücken in einem abgedunkelten Raum des Jugendflügels zählen die letzte britische Flagge, die in Haifa beim Abzug aus Palästina eingeholt wurde und die erste israelische Flagge, die vor der UNO gehisst wurde, nachdem Israel 1949 in die Vereinten Nationen aufgenommen worden war. Die vor 60 Jahren von Staatsgründer David Ben Gurion verlesene Unabhängigkeitsurkunde Israels wird neben Briefen und Notizen gezeigt, die zu denkwürdiger Bedeutung gelangt sind. So das handschriftliche Konzept für die Aufnahme von Wiedergutmachungsverhandlungen mit Deutschland. „Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen steht nicht zur Debatte“, heißt auf dem mit Schreibmaschine geschriebenen Blatt vom 12. Januar 1950 mitsamt Streichungen und Anmerkungen. Weiter heißt es da, dass der Staat Israel von West-Deutschland (und Ost-Deutschland in Klammern) eine Rückgabe „geraubten jüdischen Eigentums ohne Erben“ fordere.

„Memoiren“ von Adolf Eichmann

In der gleichen Vitrine liegt das Original des handschriftlichen „Romans“ von Adolf Eichmann, 1961 in seiner Zelle zwischen Todesurteil und Hinrichtung verfasst. „Als ein Menschenkind, trat ich am 19. März 1906 in das Leben“, beginnen die makabren „Memoiren“ des „Verwalters des Massenmordes an sechs Millionen Juden“. Er gab seinem „Werk“ den Titel „Götzen“.

Die Ausstellung wurde aus den Beständen des Israel Museums mit älteren Dokumenten bereichert, freilich in Stein gehauen oder auf Pergament geschrieben und über 2.000 Jahre alt. Die steinernen „Briefe von Lachisch“ von 589 vor Chr. beschreiben das Leben in der Stadt vor der Kapitulation und Eroberung durch Nebukadnezzar, König von Babylon, kurz vor der Zerstörung Jerusalems und des Salomonischen Tempels. Aus dem 2. nachchristlichen Jahrhundert stammt ein Brief des Rebellen Simon Bar Kochba, der eine jüdische Revolte gegen Kaiser Hadrian und seine römischen Legionen anführte. Bar Kochba bat um die Lieferung von Palmzweigen und rituellen Zitrusfrüchten, damit seine Kämpfer im Untergrund das Laubhüttenfest ordentlich feiern könnten.

Ungewöhnliche Ausstellungsstücke

Zwei Exponate fallen völlig aus dem Rahmen. Sie haben aber einen hohen emotionalen Wert für die israelischen Besucher. In mühseliger Arbeit konnten die Experten für das Restaurieren der 2.000 Jahre alten Tote-Meer-Rollen das Tagebuch des ersten israelischen Astronauten Ilan Ramon wieder herstellen. Durch ein Wunder wurde das Tagebuch nicht zerstört, als die Weltraumfähre „Columbia“ am 1. Februar 2003 beim Wiedereintauchen in die Atmosphäre abstürzte.

Geradezu makaber ist ein Blatt mit dem Text des „Friedensliedes”, das man Ministerpräsident Jitzhak Rabin am 4. November 1995 bei einer Friedensdemonstration in Tel Aviv gereicht hatte, damit er mitsingen könne. Minuten später wurde Rabin vom rechtsradikalen Juden Jigal Amir erschossen. Den blutgetränkten Zettel mit den Worten „Lasst die Sonne aufgehen, um den Morgen zu erleuchten“ fand man später in seiner Anzugsjacke.

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